Donald Trump verwechselt Gaza und vergisst Kategorie-5-Hurrikan

Präsidentschaftskandidat Donald Trump behauptet erneut Dinge, die gar nicht stimmen können. Erklärungen seines Teams retten die Situation nicht wirklich.

Präsidentschaftskandidat Donald Trump mit Trump-Grossspenderin Miriam Adelson und Rabbi Yeshuda Kaploun bei einem Gedenkanlass ein Jahr nach dem Hamas-Angriffauf Israel, am 7. Oktober 2024 in Miami (USA). - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Donald Trump erinnert sich, in Gaza gewesen zu sein.
  • Ausser seinem Wahlkampf-Team kann aber niemand diese Behauptung nachvollziehen.
  • Dagegen erinnert sich Trump nicht, je von einem «Kategorie-5-Hurrikan» gehört zu haben.

Als wäre die Welt nicht schon kompliziert genug: Donald Trump macht sie noch komplizierter. Einmal mehr erzählt er Dinge, die erwiesenermassen nicht stimmen. Verkompliziert wird der Sachverhalt dadurch, dass es nicht einmal Wahlkampf-Lügen sind. Also nicht wie «ich hatte mehr Zuschauer als Harris» etwa, oder «Haitianer essen Hunde und Katzen».

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Donald Trump kann offenbar nicht anders: Er erfindet Dinge so ganz nebenher im Gespräch, auch wenn es ihm keine einzige zusätzliche Wählerstimme einträgt. Neustes Beispiel: «Ich war in Gaza.»

Donald Trump: «Gaza hat das beste von allem»

In der Radiosendung «The Hugh Hewitt Show» fragte der Journalist Hugh Hewitt den Ex-Präsidenten: Könnte Gaza, richtig gebaut, so sein wie Monaco? Originelle Frage, absehbare Antwort von Donald Trump: Es könne sogar noch besser sein als Monaco, «das sage ich schon seit Jahren».

Blick auf Port Hercules im Fürstentum Monaco während der Monaco Yacht Show 2024, am 27. September 2024. - keystone

Gaza habe «die beste Lage im Nahen Osten, das beste Wasser, das beste von allem». Dabei könnte man es belassen, doch nun lässt sich Donald Trump nicht mehr bremsen: «Wissen Sie, ich war dort und es ist hart.»

Trump in Gaza: Weder die New York Times, die Washington Post noch CNN finden irgendwelche Hinweise dazu. Der letzte US-Präsident, der Gaza besucht hat, war Bill Clinton. Das war 1998.

Trump-Sprecherin: «Trump war in Gaza»

Die Faktencheck-Website «PolitiFact» nahm sich die Mühe und fragte im Trump-Team nach. «Präsident Trump war in Gaza und hat sich immer für den Frieden im Nahen Osten eingesetzt», lautete die Antwort. Trump-Sprecherin Karoline Leavitt verwies auf das von Trump ausgehandelte Abraham-Abkommen.

V.l.n.r.: Scheich Chalid bin Ahmad Al Chalifa (Aussenminister Bahrain), Benjamin Netanjahu (Premierminister Israel), Donald Trump (US-Präsident) und Scheich Abdullah bin Zayid Al Nahyan (Aussenminister VAE) bei der Unterzeichnung des Abraham-Abkommens. - keystone

Das hat Donald Trump tatsächlich. Unterzeichnet ist es von Bahrain, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Israel, den USA, Marokko und Sudan. Aber nicht von Gaza. Es könnte allerdings sein, dass eine kleine Verwechslung vorliegt: Donald Trump war 2017 in Bethlehem im Westjordanland – dort hat es auch Palästinenser.

Das Trump-Team, im Bestreben, seinem Chef nicht in den Rücken zu fallen, greift aber zu einer weitaus weniger naheliegenden Erklärung. Gegenüber der New York Times heisst es: «Gaza ist in Israel. Präsident Trump war in Israel.»

Graffiti-Kunst auf der israelischen Sperranlage in Bethlehem im Westjordanland zeigt US-Präsident Donald Trump beim Gebet an der Klagemauer, währenddem er eine Kippa trägt, am 27. August 2017. - keystone

Die Logik ist verblüffend, wenn auch an den Haaren herbeigezogen. Nicht einmal Israel selbst bezeichnet Gaza als Staatsgebiet. Donald Trump in Gaza – davon hat noch nie jemand gehört, ausser Donald Trump selbst.

Trump über Kategorie-5-Hurrikan: «Noch nie davon gehört»

Apropos Dinge, von denen noch nie jemand gehört hat: Ein Kategorie-5-Hurrikan, der Land erreicht. Davon ist zumindest Donald Trump überzeugt. Bei einer Veranstaltung im Gedenken an den Terroristen-Überfall vom 7. Oktober führte er solches einleitend aus.

Menschen in Florida flüchten vor Hurrikan Milton. - keystone

Er wolle zuerst den heftigen Hurrikan erwähnen, der im Anmarsch sei. Und zwar ein Hurrikan der Kategorie 5, und er habe noch nie gehört, dass ein solcher Land erreiche. Damit reiht sich Hurrikan Milton ein in die Reihe anderer Dinge, von denen Donald Trump noch nie gehört hat: so wie Smartphone-Apps oder «Netto-Null».

Und auch in diesem Fall scheint sich die Welt anders zu erinnern als der vormalige US-Präsident. Schliesslich gab es Anfang Oktober 2018 – also während Trumps Amtszeit – Hurrikan Michael. Kategorie 5, fegte über Florida und verwüstete danach Zentralamerika. In den USA gab es mindestens elf Todesopfer und Sachschäden von 25 Milliarden US-Dollar.

Donald Trump kann alles erklären

Kann man schon mal vergessen. Unvergessen bleibt aber Hurrikan Dorian von 2019. Dieser hatte schon Kategorie 5 erreicht und drohte, Florida und umliegende Bundesstaaten zu erreichen.

Trump tweetete Warnungen, auch für Alabama. Nur war dieser Bundesstaat in keiner Vorhersage enthalten; Trumps «Ankündigung» versetzte dafür die Bevölkerung in Panik.

Auch hier: Statt einen Fehler einzugestehen, wurde zu einer weitaus weniger naheliegenden Erklärung gegriffen. Donald Trump «bewies», dass Alabama laut Vorhersage getroffen werden könnte: Er manipulierte in völlig offensichtlicher Art und Weise einfach eine Wetterkarte mit einem Filzstift.

Es folgte ein Sturm der Entrüstung von mindestens Kategorie 5. Die Trump-Administration zwang deshalb den nationalen Wetterdienst, in einem Statement die Trump’sche Filzstift-Theorie zu bestätigen. Solches liess sich Hurrikan Dorian aber nicht bieten. Er verzichtete auf Land-Gestürme und zog stattdessen der Küste entlang nach Norden.