EU-Embargo gegen Erdöl: Schweiz bereitet sich vor
Die Schweiz hat sich noch nicht entschieden, ob sie ein allfälliges Embargo der EU gegen russisches Erdöl mittragen würde. Die Vorbereitungen laufen aber.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz bereitet sich seit längerem auf ein Öl-Embargo gegen Russland vor.
- Ob der Bundesrat allfällige EU-Sanktionen übernehmen würde, ist nicht noch entschieden.
Die EU diskutiert über ein mögliches Öl-Embargo. Auf diesen Fall bereitet sich die Schweiz vor. Ob die Sanktionen mitgetragen würden, ist noch nicht entschieden.
Falls russisches Erdöl in Europa fehlt, wird das die Schweiz spüren. Zur Überbrückung von Engpässen stehe das Mineralöl-Pflichtlager zur Verfügung. Laut Experten des Branchenverbandes ist die Versorgung aber nicht gefährdet.
Brennstoffe aus Erdöl sorgen für die Hälfte der Schweizer Energie
Schweiz beziehe kein Erdöl direkt aus Russland. Fast drei Viertel der erdölbasierten Energieträger wie Dieselöl und Benzin kommen aber aus der EU. Dies bestäigte das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Dienstag.
Rund 50 Prozent der in der Schweiz verbrauchten Energie machen Brennstoffe aus Erdöl und Treibstoffe aus. Dies zeigt die Statistik des eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA).
Vorbereitungen laufen schon seit längerem
Der Bundesrat übernimmt zwar nach Prüfung im Normalfall die Sanktionen der EU gegen Russland. Ein Entscheid bezüglich eines Öl-Embargos ist zurzeit noch nicht gefallen.
Welche Folgen es für die längerfristige Versorgungssituation hätte, wenn die Schweiz den EU-Sanktionen folgt, ist laut BWL schwierig zu beurteilen. Die Konsequenzen würden von unterschiedlichen Faktoren abhängen. So haben etwa Zeitpunkt des Embargos, Transportkapazitäten und die Rohöl-Förderung anderer Länder einen Einfluss.
Auf jeden Fall müsste sich der Markt neu organisieren und für Ersatz sorgen, schrieb das BWL. Vorbereitungen für ein solches Szenario seien seit einiger Zeit im Gang. Bei einer schweren Mangellage wäre der Bedarf an Autobenzin und Heizöl beispielsweise durch das Pflichtlager für 4,5 Monate gedeckt.
«Avenergy Suisse» gibt Entwarnung
Als das Öl-Embargo der EU anfangs Mai debattiert wurde, gab Fabian Bilger vom Verband der Treibstoffimporteure «Avenergy Suisse» Entwarnung. Er sah die Versorgung in der Schweiz nicht gefährdet. Bilger bezog sich auf importiertes Rohöl, das insbesondere aus Nordafrika und dem nordamerikanischen Kontinent stammt.
«Öl kann auf verschiedenen Wegen via Schiff, Zug oder Pipeline transportiert werden, sagte Bilger zu Keystone-SDA. Es gebe Produzenten auf der ganzen Welt. Einzelne Raffinieren würden bei einem Embargo zwar vor logistischen Herausforderungen stehen, aber der Gesamtmarkt werde sich anpassen können.
Durch das von der EU verhängte Öl-Embargo sollen mehr als zwei Drittel der russischen Öl-Lieferungen in die EU betroffen sein. EU-Ratspräsident Charles Michel teilte dies in der Nacht zum Dienstag während eines Gipfeltreffens in Brüssel mit. Auf Drängen Ungarns sollen nach Angaben von Diplomaten vorerst nur die Öl-Lieferungen über den Seeweg unterbunden werden.