Kanadas Ethikkommission untersucht umstrittenen Regierungsauftrag
Kanadas Ethikkommission hat wegen eines umstrittenen Regierungsauftrags eine Untersuchung gegen Premierminister Justin Trudeau eingeleitet.

Das Wichtigste in Kürze
- Premierminister Trudeau soll Verbindungen zu beauftragter Organisation haben.
Das teilte Ethikkommissar Mario Dion am Freitag im Kurzbotschaftendienst Twitter mit. Im Fokus steht dabei ein umstrittener Auftrag zur Umsetzung eines Regierungsprogramms, der an eine gemeinnützige Organisation mit Verbindungen zur Familie Trudeau vergeben worden war.
Trudeaus Regierung hatte Ende Juni die Organisation WE Charity mit der Umsetzung des 900 Millionen kanadische Dollar (591 Millionen Euro) umfassenden Programms beauftragt. Im Zuge des Programms werden Studenten, die während der Corona-Pandemie Freiwilligenarbeit für gemeinnützige Organisationen leisten, Zuschüsse von bis zu 5000 Dollar gewährt.
Die Opposition hatte die Vergabe kritisiert, da Trudeau, seine Frau und seine Mutter in der Vergangenheit von WE Charity als Redner eingeladen worden waren. Inzwischen haben die Gründer von WE Charity, Craig Kielburger und Marc Kielburger, sich wegen der anhaltenden Kritik aus der Vereinbarung zurückgezogen.
Die Situation habe «sich auf eine wirklich unglückliche Weise entwickelt», sagte Trudeau auf einer Pressekonferenz am Freitag. Er verteidigte sein Engagement und das seiner Familie für die Organisation. «Mein ganzes Leben lang habe ich junge Menschen unterstützt», sagte er.
Es ist bereits die dritte Untersuchung der Ethikkommission gegen Trudeau. 2017 war der Premierminister wegen eines Familienurlaubs auf einer Privatinsel des Multimilliardärs Aga Khan in der Karibik in die Kritik geraten. Vergangenes Jahr sprach die Kommission zudem eine Rüge in der Affäre um den Baukonzern SNC-Lavalin aus. Trudeau soll damals unzulässigen Druck auf die damalige Justizministerin ausgeübt haben, um SNC-Lavalin vor Strafverfolgung zu schützen.