Schweizer Armee erprobt bis Ende September neue Flugabwehrsysteme
Nach den Kampfjets nun die Flugabwehr: Ab übernächster Woche testet die Schweizer Armee im zugerischen Menzingen zwei neue Systeme zur bodengestützten Luftverteidigung (Bodluv). Beim Bundesamt für Rüstung (armasuisse) sind im Frühjahr zwei Offerten eingegangen.
Das Wichtigste in Kürze
- Angebote liegen vor für das Raketensystem Patriot des US-Herstellers Raytheon und die mit Aster-Raketen bestückte SAMP/T-Plattform von Eurosam aus Frankreich.
Nun startet die Phase der Erprobung, wie verschiedene Fachspezialisten des Eidgenössischen Departementes für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) am Mittwoch vor den Bundeshausmedien in Bern ausführten.
Schiessversuche würden nicht durchgeführt, heisst es in einer Mitteilung. Ziel der Missionen ab dem 19. August bis Ende September ist es demnach, die Fähigkeiten der Sensoren der Radarsysteme sowie die Angaben aus den eingereichten Offerten zu überprüfen. An Feiertagen und am Wochenende werden keine Erprobungen durchgeführt.
Bis dato werteten Spezialisten die Antworten auf den Fragenkatalog aus, den die Kandidaten in ihrer Offerte ausfüllen mussten. Verschiedene VBS-Teams beurteilten die Wirksamkeit des Systems, die Instandhaltung und die Ausbildung.
Die nun beginnenden Erprobungen auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz «Gubel» in Menzingen umfassen zehn Missionen mit spezifischen Aufgaben. Dabei werden Messungen am Boden durchgeführt und der Luftraum nach Flugzeugen der Luftwaffe abgesucht. Zuerst wird während zwölf Tagen im August das Patriot-System erprobt, ab Mitte September ist dann das SAMP/T-System an der Reihe.
Nach der Erprobung will armasuisse im Winter den beiden Herstellerfirmen eine zweite Offertanfrage zustellen. Anschliessend wird der Evaluationsbericht erstellt. Den Typenentscheid fällt der Bundesrat. Ausgeliefert werden sollen die neuen Waffensysteme ab 2025.
Die Luftabwehrraketen sind Teil des Programms «Air2030», zu dem ebenfalls die Beschaffung neuer Kampfjets gehört. Für neue Flugabwehrraketen stehen maximal zwei Milliarden Franken zur Verfügung. Die Beschaffung dürfte politisch weniger umstritten sein als der Kauf neuer Kampfflugzeuge. Zu Bodluv wird sich das Volk nicht äussern können.
Die Initiative zur Trennung der beiden Beschaffungen ging von der neuen Verteidigungsministerin Viola Amherd aus. Sie war einer Empfehlung des Ex-Astronauten Claude Nicollier gefolgt. Nicollier hatte davon abgeraten, die ohnehin schwierige Kampfjet-Beschaffung mit einem weiteren Geschäft zu belasten.