Schweizer Gewerkschafter verteidigen Lohnschutz in Brüssel

Keystone-SDA
Keystone-SDA

Belgien,

Schweizer Gewerkschaftler trafen sich heute Mittwoch in Brüssel mit dem Chef der EU-Generaldirektion Arbeit, um über die flankierenden Massnahmen zu sprechen.

Nationalrat Adrian Wüthrich, SP-BE, Präsident Travail Suisse, spricht während einer Medienkonferenz von Travail Suisse in Bern.
Nationalrat Adrian Wüthrich, SP-BE, Präsident Travail Suisse, spricht während einer Medienkonferenz von Travail Suisse in Bern. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Heute Mittwoch sprachen Schweizer Gewerkschaften mit dem EU-Arbeitsdirektions-Chef.
  • Sie wollen den Lohnschutz im Rahmenabkommen verteidigen.

Schweizer Gewerkschafter sprachen heute Mittwoch in Brüssel mit Joost Korte, Chef der EU-Generaldirektion Arbeit, über die flankierenden Massnahmen. Die Unterstellung dieser Massnahmen unter ein Rahmenabkommen kommt für sie «unter keinen Umständen» in Frage, sagte Adrian Wüthrich, Präsident des Gewerkschaftsdachverbandes Travail Suisse.

Sie sähen darin wie auch in der Anpassung der flankierenden Massnahmen, wie es die EU fordert, den bilateralen Weg bedroht. «Jeder Kratzer an den flankierenden Massnahmen» stelle das Rahmenabkommen und damit den bilateralen Weg in Frage, sagte Wühtrich, der für die SP des Kantons Bern im Nationalrat sitzt, nach dem Treffen.

Denn bei einer Volksabstimmung über ein institutionelles Rahmenabkommen würde dies von den Gegnern ausgeschlachtet, befürchtet er. Das sei nicht im Sinne der Gewerkschaften, vielmehr sei man für den Erhalt des bilateralen Weges.

Deshalb müsse das politische Versprechen der geschützten Löhne und Arbeitsbedingungen, das damals beim Abschluss der bilateralen Verträge abgegeben worden sei, eingehalten werden. Nur so gelinge es, «die Unterstützung der Schweizer Arbeitnehmende» zu bekommen.

EU-Entsenderichtlinie als Ersatz

Im Rahmen der Verhandlungen über ein institutionelles Rahmenabkommen sind sich die Schweiz und die EU uneinig, ob überhaupt und wie die flankierenden Massnahmen angepasst werden sollen. Diese waren eingeführt worden, um möglichen negativen Auswirkungen bei der Einführung der Personenfreizügigkeit entgegenzuwirken.

Grundsätzlich hat die EU nichts gegen Lohn- und Sozialschutz, aber sie kritisiert einzelne Regeln – etwa die Kautionspflicht oder die Acht-Tage-Regel. Diese Regeln würden gegen das Freizügigkeitsabkommen verstossen, argumentiert sie.

Die EU hätte am liebsten, dass die Schweiz anstelle der flankierenden Massnahmen die EU-Entsenderichtlinie übernimmt, die ebenfalls Arbeitnehmende gegen Lohn- und Sozialdumping schützt.

Darauf angesprochen meinte Wüthrich, es sei durchaus begrüssenswert, dass die EU mit der kürzlich verschärften Entsenderichtlinie den Schutz der Arbeitnehmenden «einen Schritt Richtung Schweiz gemacht hat, das ist ein Fortschritt, das begrüssen wir». Aber der Schweizer Lohnschutz sei halt immer noch höher.

Im Übrigen hätten sie, die Schweizer Gewerkschaften, für ihren Kampf für die flankierenden Massnahmen Solidaritätsbekundungen von vielen anderen Gewerkschaftsverbänden erhalten – etwa aus Italien und Frankreich, aber auch aus osteuropäischen Ländern wie Rumänien, Bulgarien und Polen, sagte Wüthrich.

Kommentare

Weiterlesen

6 Interaktionen
Travail Suisse sieht Nachholbedarf
4 Interaktionen
Geld, Macht, Grenzen
Fantasy Basel
Fünf Highlights

MEHR IN POLITIK

34 Interaktionen
Sieben Ministerien
Velovorzugsroute
5 Interaktionen
Zürich
Schwyz
3 Interaktionen
Schwyz
Ukraine-Krieg
7 Interaktionen
Partnerschaft

MEHR AUS BELGIEN

Europaflaggen
1 Interaktionen
Nach Kritik
Steinmeier
1 Interaktionen
70 Jahre Bündnistreue
Tadej Pogacar
2 Interaktionen
Dritter Erfolg
Kaja Kallas
14 Interaktionen
Vorwurf