Hannes Hänggi: Der neue Stern am Baselbieter Mitte-Himmel
Der Landrat aus Schönenbuch kommt nicht nur als neuer Kantonalpräsident infrage. Er wird auch als Kandidat für ein höheres politisches Amt gehandelt.
Das Wichtigste in Kürze
- Silvio Fareri gibt das Amt des Präsidenten der Baselbieter Mitte ab.
- Was die Nachfolge betrifft, ist Landrat Hannes Hänggi aus Schönenbuch Favorit.
Fünf Jahre lang war Silvio Fareri an der Spitze der Baselbieter Mitte. Nun gibt der Landrat aus Pratteln das Parteipräsidium ab.
Seine Bilanz kann sich sehen lassen. Die einstige CVP ging unter neuem Namen gestärkt aus den vergangenen Wahlen hervor und präsentiert sich derzeit in einer soliden Verfassung. Am 6. Juni soll an der Generalversammlung der Mitte in Tenniken Fareris Nachfolger oder Nachfolgerin gewählt werden.
Im Moment deutet allerdings fast alles auf einen Nachfolger hin. Hört man sich in der Parteiprominenz um, so fällt immer wieder ein Name: Hannes Hänggi. 46 Jahre alt, Landrat aus Schönenbuch.
Dies umso mehr, als sich mit Pascal Ryf ein anderer möglicher Kandidat bereits aus dem Rennen genommen hat. Der amtierende Landratspräsident, Oberwiler Gemeinderat und frühere Synodenpräsident der katholischen Landeskirche hat gegenüber «OnlineReports» klar kommuniziert, dass er «für das Parteipräsidium nicht zur Verfügung steht».
Nach dem Landratspräsidium wolle er sich erst einmal wieder bei den «normalen» Parlamentariern einreihen.
Politisch erfahren
Mit parteiinternem Widerstand muss Hannes Hänggi kaum rechnen. Der aus Nunningen (SO) stammende studierte Geologe, der als Nuklearinspektor und Fachspezialist für die Stilllegung von Atomanlagen beim Eidgenössischen Nuklearinspektorat (ENSI) arbeitet, gilt nicht nur als sehr intelligent, er verfügt auch über genügend politische Erfahrung.
Zwar sitzt er erst seit 2023 im Landrat, hat dort aber schnell Fuss gefasst und präsidiert die Geschäftsprüfungskommission.
Zuvor war er von 2016 bis 2019 Gemeindepräsident in seiner Wohngemeinde Schönenbuch. Auch kennt er die hiesige Politik bestens von seiner früheren Tätigkeit her: Hänggi war von 2004 bis 2009 Redaktor, erst bei der Basellandschaftlichen und dann bei der Basler Zeitung. «Jetzt muss er nur noch etwas bekannter werden», meint schmunzelnd die Präsidentin der Handelskammer beider Basel und Mitte-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter, die sich viel von ihm verspricht.
Fast schon eine Zusage
Hannes Hänggi selbst scheint dem Parteivorsitz gegenüber keine Berührungsängste zu haben. Zwar drängt er sich nicht auf, sagt aber, er sei «offen» für eine Kandidatur. Was schon fast als Zusage gewertet werden kann. Hänggi will seinen definitiven Entscheid aber erst in einer Woche fällen.
Das Mitte-Präsidium könnte sich schon bald als ideales Sprungbrett für ein höheres politisches Amt erweisen. In den nächsten gut drei Jahren muss die Partei voraussichtlich ihren Regierungsrat Anton Lauber ersetzen, der 2027 mit 66 Jahren kaum für eine weitere Amtsperiode kandidieren dürfte.
Zudem gilt es im selben Jahr den Nationalratssitz von Elisabeth Schneider-Schneiter zu halten. Die Biel-Benkemerin zeigt zwar noch keine Amtsmüdigkeit, was aber weniger auf eine erneute Kandidatur hindeutet, sondern vielmehr darauf, dass sie nicht vorzeitig zurücktritt und die laufende Legislaturperiode in Bern beendet.
Zwei Kronprinzen
Als Regierungs- wie als Nationalrat ist Hannes Hänggi durchaus denkbar. Ebenso der 45-jährige Pascal Ryf. Seine Absage für das Parteipräsidium darf kaum als Nein zu einer weiterführenden politischen Karriere interpretiert werden. Eine Mitte-Kandidatur für die Baselbieter Regierung beziehungsweise eine Nationalratsliste ohne die beiden annähernd gleichaltrigen Politiker ist jedenfalls kaum vorstellbar.
Die Mitte benötigt zur Verteidigung ihres Nationalratssitzes starke Kandidaturen. Zwar wurde auch Elisabeth Schneider-Schneiter 2023 klar wiedergewählt. 2027 erhält der Kanton Baselland aber nur noch sechs statt wie bisher sieben Sitze in der Grossen Kammer.
Das heisst, jemand muss Federn lassen – das könnten Stand heute die Grünen sein, aber eben auch die Mitte.
Entstehen neue Allianzen?
Kein Wunder, dass man nach der Neuorientierung der SVP Baselland nach rechts über neue Wahlallianzen nachdenkt. So wird darüber spekuliert, ob die FDP in der SVP weiterhin ihre natürliche Bündnispartnerin sehen kann.
Wie «OnlineReports» erfahren hat, gibt es bereits ein Gedankenspiel, wonach sich in der politischen Mitte eine politische Allianz aus GLP, Mitte, EVP und FDP bilden könnte, um den Mitte-Sitz auf Kosten von Rot-Grün zu sichern.
Dieses Modell könnte eine Chance haben, wenn die FDP tatsächlich ernsthaft Anlauf auf den Ständeratssitz nehmen sollte und dafür auf die gemässigte Wählerschaft angewiesen ist.
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Hinweis: Dieser Artikel wurde zuerst im Basler Newsportal «OnlineReports» publiziert.