Ganz nach Hoeness' Gusto: FCB-Zukunft mit neuem Power-Duo
Zwei Fussball-Alphatiere bestimmten viele Jahre lang die Geschicke des FC Bayern. Die Zeit von Hoeness und Rummenigge aber geht zu Ende. Künftig könnte wieder ein starkes Duo Akzente setzen - vor allem Hoeness aber dürfte im Verein weiter viel Einfluss haben.

Das Wichtigste in Kürze
- Ihre doppelt geballte Wucht zelebrierten Uli Hoeness und Karl-Heinz Rummenigge letztmals bei der inzwischen legendären Pressekonferenz, als sie im stürmischen Herbst 2018 ihren FC Bayern gegen Kritik eigentlich verteidigen wollten.
Nach der angeblich fixen Rücktrittsentscheidung von Hoeness zeichnet sich nun eine Zäsur beim deutschen Fussball-Rekordmeister ab. Bald könnten die zwei von einem neuen Power-Duo an der Säbener Strasse abgelöst werden, das aber in seiner Zusammensetzung just von Hoeness geformt wurde.
«Das war es noch nicht!» So wie Bayern-Patron Hoeness die Anhänger einst auf ein Comeback nach seiner Haftstrafe einschwor, so dürfte er durch die jüngsten Personalentscheidungen sichergestellt haben, dass der Club in seinem Interesse fortgeführt wird. Allen voran Herbert Hainer, der laut «Bild»-Zeitung seinem Freund Hoeness als Präsident und Aufsichtsratschef im November nachfolgen soll, und der von Hoeness geschätzte Oliver Kahn als Vorstand rücken in Zukunft in den Fokus.
«Man kennt Oliver. Er redet Klartext. Er ist ein Leadertyp. Er hat das Bayern-Gen in sich und die totale Identifikation mit dem Club», hatte Erfolgstrainer Ottmar Hitzfeld der Deutschen Presse-Agentur zuletzt gesagt. Im Januar 2020 wird der frühere Torwart-Titan bei den Bayern anfangen und als Vorstand eingearbeitet werden. Spätestens nach zwei Jahren, wenn dann Rummenigges Vertrag 2021 endet, soll Kahn den Vorstandsvorsitz übernehmen. Der 50-Jährige sieht darin eine «gigantische Herausforderung», traut sich diese aber absolut zu.
Spannend wird, wie Rummenigge als Platzhirsch und Kahn als Neuling nebeneinander zurechtkommen. Beide respektieren sich, allerdings hätte Rummenigge für den Posten einst Philipp Lahm favorisiert. Der lehnte den Job ab, weil ihm der Einfluss von Hoeness zu gross war und er befürchtete, bei den Entscheidungen nicht genug Freiheiten zu haben.
«Uli Hoeness ist der grosse dominante Mann der Bundesliga. Als Spieler, Manager und später als Präsident der Bayern hat er insgesamt gut über 50 Titel gesammelt. Das ist ein Resultat, das weltweit nicht zu toppen ist», sagte der frühere Leverkusen-Manager Reiner Calmund der dpa. «Man muss einfach sagen, dass er die klare Nummer eins ist.»
Sollte Hoeness wie berichtet im Herbst als Präsident nicht mehr zur Verfügung stehen und damit - laut FCB-Usus - auch den Vorsitz im Aufsichtsrat abgeben, könnte das Rummenigges Position stärken. Jüngst hatte er bei Personalentscheidungen gegen Hoeness das Nachsehen, etwa bei der Besetzung des Trainerpostens, als sein Favorit Thomas Tuchel verhindert und stattdessen Hoeness-Kandidat Niko Kovac geholt wurde.
Allerdings kehrt Hoeness seinem FC Bayern nicht ganz den Rücken, auch wenn er mit den Auswüchsen des modernen Fussballs - etwa den absurd hohen Ablösesummen - fremdelt und ihn die harsche Kritik bei der Mitgliederversammlung im Herbst 2018 nachhaltig verletzte. «Er bleibt ja nach wie vor der Uli Hoeness», erinnerte Calmund. «Wenn er ins Stadion geht, dann werden immer noch alle auf ihn schauen.»
Seinen Posten im Aufsichtsrat will Hoeness behalten, wie der «Kicker» schrieb - und damit weiterhin Einfluss nehmen. Grosse Transfers und Entscheidungen werden in München von dem Kontrollgremium abgesegnet.
In Hainer weiss Hoeness einen Vertrauten, die zwei sind eng befreundet. Auch wenn die Top-Manager inhaltlich übereinstimmen, dürfte sich der FC Bayern auf ein anderes Auftreten einstellen. Hainer als früherer Adidas-Chef zeichnet ebenso ein kontrolliertes Wesen aus wie Kahn, der seine Gefühlsexplosionen auf dem Platz liess. Pressekonferenzen wie jene vom Herbst 2018, die dem Verein in der Aussendarstellung eher geschadet denn geholfen hat, dürften Hainer und Kahn nicht abhalten.