Fussball-Talk: Yakin führt uns an EM – oder braut sich was zusammen?
Die Nati lässt in der EM-Quali schon wieder unnötig Punkte liegen. Und am Samstag kommt es zum Spitzenkampf in der Super League! Willkommen beim Fussball-Talk.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Nati enttäuscht beim 3:3 gegen Belarus, holt nur einen Punkt in der EM-Quali.
- In der Super League empfängt Meister YB am Samstag den ungeschlagenen Leader FCZ.
- Der FC Basel spielt ebenfalls am Samstag zuhause gegen Servette.
Nau.ch: Erneut lässt die Schweizer Nati beim 3:3 gegen Belarus unnötig Punkte liegen. Was ist bloss los?
Mischi Wettstein: Als ich gehört habe, dass man den Zusammenzug um zwei Tage verkürzt, hatte ich schon ein ungutes Gefühl. Darauf habe ich auch Nati-Direktor Pierluigi Tami angesprochen. Es war für mich ein Zeichen, dass «es dann schon langen wird». Das war falsch! Es gibt keinen Grund, den Zusammenzug zu verkürzen, dafür finde ich keine Argumente.
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Nau.ch - Nati-Direktor Pierluigi Tami zum Thema Zusammenzug.
Fussball ist resultatorientiert, nach dem 3:3 muss man sagen: Der Entscheid war falsch! Man gibt den Profis im Unterbewusstsein ein falsches Signal. Dass wir es besser können, ist ja keine Frage. Das haben die letzten zehn Minuten gezeigt.
Christoph Böhlen: Es war schon schwere Kost, was die Nati lange Zeit abgeliefert hat. In vielen Aktionen war man zu langsam und zu unbeweglich. Und erneut hatte man Mühe mit einem tiefstehenden Gegner. Aber das Schlimmste: Wie kann man sich gegen ein derart limitiertes Team drei Gegentreffer einfangen? Die Defensive ist derzeit alles andere als sattelfest.
Umfrage
Schafft die Schweizer Nati die Qualifikation für die EM 2024?
Nau.ch: Wir müssen uns doch nicht etwa um die Qualifikation für die EM sorgen?
Christoph Böhlen: Am Ende dürfte sich die höhere individuelle Qualität schon durchsetzen. Aber es ist schade, braucht das Team offenbar das Messer am Hals, damit es richtig läuft.
Mischi Wettstein: Jeder Mensch, der eine Tabelle lesen kann, sieht: Nach Verlustpunkten sind wir nach wie vor Leader in der Gruppe I. Wir werden uns am Schluss für die EM 2024 qualifizieren. Ich verstehe die ganze Panik auf der Titanic nicht. Die Nati ist nicht auf der Titanic. Murat Yakin wird das richten. Es ist einfacher, gegen Mannschaften zu spielen, die unsere Nati auch etwas fordern. Und nicht nur hinten rein stehen und auf Konter warten.
Nau.ch: Trotz eurem Optimismus: Die Kritik an Murat Yakin wächst derzeit?
Christoph Böhlen: Fairerweise muss man sagen: Nati-Trainer Yakin bietet derzeit schon Angriffsflächen. Neben der sportlichen Bilanz, die in dieser Quali-Gruppe ungenügend ist, sind auch einige Entscheide bei der Aufstellung unverständlich. Und dass er im Interview nach dem Spiel durchblicken lässt, dass man die Defensive auf solche Gegner nicht vorbereiten muss, ist maximal ungeschickt.
Mischi Wettstein: Ich habe die Aussagen von Granit Xhaka immer noch im Ohr. Die Kritik am Trainer war aus meiner Perspektive unmissverständlich. Und war sicherlich nicht nur der Trainingsmöglichkeiten geschuldet. Auch wenn das Nati-Direktor Tami wieder schönredet. Ich werde das Gefühl nicht los, dass sich da etwas zusammenbrauen könnte.
Ob der Verband ein faires Spiel mit Murat Yakin spielt, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen. Wünsche würde ich es mir, drauf wetten nicht.
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Nau.ch - Nati-Direktor Pierluigi Tami über die Kritik von Granit Xhaka.
Christoph Böhlen: Der Nati-Direktor müsste sowieso zuerst mal seine Erinnerungen überprüfen. Er spricht nämlich nach dem Spiel von drei Remis in Serie. Dabei war doch da dazwischen noch der Sieg über Andorra.
Nau.ch: Wechseln wir den Schauplatz, am Wochenende geht die Super League weiter – mit einem Spitzenkampf! Euer Gefühl für das Spiel YB gegen den FCZ?
Mischi Wettstein: Bei mir herrscht grosse Vorfreude, ich erwarte ein Knallerspiel. Die Partie war in den letzten Jahren meist attraktiv und torreich. Genau so ein Spiel erwarte ich auch am Samstag – mit der Prognose «1 X 2». Aber mir ist auch bewusst: Nach zehn Spielen ohne Niederlage rückt die erste Saisonpleite immer näher. Ich würde nicht unterschreiben, dass der FCZ am Samstagabend immer noch ungeschlagen ist. Denn für Meister YB ist es ein perfekter Gradmesser auf das CL-Spiel von nächster Woche gegen ManCity.
Christoph Böhlen: Für den weiteren Verlauf der Saison ist das Spiel wegweisend. Punktet der FCZ auch im Wankdorf, sind sie für mich definitiv im Titelrennen angekommen. Ich gehe aber davon aus, dass YB die Muskeln spielen lässt und die Tabellenführung übernimmt. Einzige Hoffnung für die Zürcher: Dass die Berner gedanklich bereits beim ManCity-Spiel vom Mittwoch sind…
Nau.ch: Heiko Vogel hatte beim FCB in der Nati-Pause Zeit, sein Team zu formen. Was erwartet ihr vom Heimspiel gegen Servette?
Mischi Wettstein: Auch hier scheint alles möglich. Ich halte Servette für eine der stärksten Mannschaften der Super League und René Weiler einen der spannendsten Trainer. Gegenüber steht ein verunsicherter FC Basel. Der hat zwar teilweise gute Einzelspieler, aber daraus muss Heiko Vogel jetzt eine Mannschaft formen. Diese hat er als Sportdirektor ja auch selber zu verantworten. Ob das zu Punkten reicht, sehen wir am Samstag.
Christoph Böhlen: Nach zwei Wochen als Schlusslicht der Super League dürfte dem hintersten und letzten am Rheinknie klar sein, was es geschlagen hat. Zumal der FCB zuhause erneut vor einem lautstarken Publikum angefeuert wird. Ich rechne mit einem Befreiungsschlag der Bebbi – ansonsten wird es langsam aber sicher düster.
Nau.ch: Was ist euch sonst noch aufgefallen?
Mischi Wettstein: Ich habe mich gestern über den mir sonst sympathischen Sascha Ruefer geärgert. Nach 81 Minuten stellt der SRF-Mann in seiner Unzufriedenheit die ganze Qualifikation in Frage. Ruefer zählt Horror-Szenarien auf und folgert: «Im Moment muss die Schweizer sogar um die EM bangen!»
Am Schluss steht es aber 3:3, das vermeintliche 4:3 durch Shaq wird noch auf der Linie geklärt. Wenn und hätte gibt es nicht, aber man kann auch mal bis zum Schlusspfiff warten, ehe man die ganze Kampagne in Frage stellt.
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SRF - Sascha Ruefer ist im Spiel gegen Belarus unzufrieden.