Winterthur-Geschäftsführer über das 350-Millionen-Paket des Bundes

Was ist von der Staatshilfe und dem 350-Millionen-Paket für den Schweizer Sport zu halten? Ein Gastbeitrag von FC-Winterthur-Geschäftsführer Andreas Mösli.

Winti-Geschäftsführer Andreas Mösli (mitte) hier mit Claudia Lässer (Teleclub) und Nau.ch-Chefredaktor Micha Zbinden. - Facebook

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Spitzensport wird mit einem 350-Millionen-Darlehen unterstützt.
  • Es gelten Auflagen, zum Beispiel eine Lohnreduktion von 20 Prozent.
  • Am 29. Mai wird entschieden, wann in der Schweiz wieder Fussball gespielt wird.

Der Schweizer Sport erhält bis zu 500 Millionen Franken, um durch die Corona-Krise zu kommen. 350 Millionen sind für den Fussball und das Eishockey.

Das Paket des Bunderates ist ein gutes Zeichen für den Sport, der neben seiner wichtigen gesellschaftlichen Funktion auch ein starker Wirtschaftsfaktor ist mit fast 100’000 vollzeitäquivalenten Stellen.

Der Bundesrat knüpft die Hilfe für die Profis an Bedingungen:

- Es sind Darlehen, die zurückbezahlt werden müssen.

- Die Nachwuchsarbeit muss wie bisher weiterlaufen.

- Keine Dividenden für die Klubbesitzer.

- Die Spielersaläre müssen um 20 Prozent gesenkt werden.

- Die Klubs müssen Reserven für die nächste Krise anlegen.

Was das alles im Detail heisst, wird sich erst zeigen. Doch die Hilfe ist legitim und die Auflagen sind (zumindest auf den ersten Blick) politisch und bezogen auf andere Bereiche nachvollziehbar.

Das Hilfspaket nimmt denjenigen Klubbossen den Wind aus den Segeln, welche die Fussball-Meisterschaft ersatzlos abbrechen wollen, weil ihnen Geisterspiele angeblich zu teuer sind.

Der Geschäftsführer des FC Winterthur, Andreas Mösli. - Twitter/fcwinterthur

Wer in finanzieller Not steckt, kann ein Darlehen beziehen und in den kommenden Jahren sauber budgetiert zurückbezahlen.

Die Hilfe in Darlehensform wiederum beruhigt diejenigen Stimmen, welche die Exzesse im Spitzensport verurteilen und den Profisport aus grundsätzlichen Überlegungen nicht subventionieren möchten.

Wirtschaftlich gesehen sollte sich jeder Klub genau überlegen, ob er sich eine solche Überbrückungshilfe leisten will. Denn ein Darlehen sorgt zwar für kurzfristige Liquidität, das Problem des fehlenden Geldes ist damit aber bekanntlich nur aufgeschoben.

Auf den zweiten Blick sind zum bundesrätlichen Rettungsanker doch auch kritische Anmerkungen angebracht:

- Klubs, die eine seriöse und aufwändige Nachwuchsarbeit betreiben, werden dafür nicht belohnt. Umgekehrt können Klubs, die sich nicht um die Jugend kümmern, dies auch künftig ungestraft bleiben lassen.

- Die Devise «Keine Dividende bei Staatshilfe» ist absolut richtig. Befremdlich ist nur, das diese moralische Anstandsregel soeben vom Ständerat für die übrige Wirtschft abgeschmettert worden ist. So verkommt die Auflage im Sport leider zur populistischen Alibiübung.

- Auch die Forderung nach einer fixen Lohnsenkung ohne Berücksichtigung der einzelnen Fälle ist reinster Populismus, der bei anderen Wirtschaftszweigen nicht gefordert wird. Während Managerboni und Löhne anderorts auch während der Corona-Krise unanständig hoch bleiben dürfen, müssten gerade die Angestellten in der strukturell finanzschwachen Challenge League auf 20 Prozent ihres zumeist schon bescheidenen Lohns verzichten. Wenn Gehälter, die nahe am Existenzminimum liegen, für ein Darlehen(!) dermassen gekürzt werden müssen, stellt sich die Frage: Ist das noch Spitzensportförderung oder vielmehr der stille Abschied vom Leistungssport in einem Land, in dem es der Spitzensport noch nie einfach hatte?

Das Paket des Bunderates sei ein gutes Zeichen für den Sport und die Challenge League, findet Winti-Geschäftsführer Mösli. - FC Winterthur

Dieses Paket ist nicht mehr als eine Hilfe zur Überwindung einer (Corona-)Krise, die nicht selbstverschuldet ist. Doch die grundsätzlichen Probleme, die sich die Sportindustrie selbst eingebrockt hat, müssen wir selber in die Hand nehmen.

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