Novak Djokovic spielt gegen Kyrgios um siebten Wimbledon-Titel

Nach schwachem Start erreicht Novak Djokovic souverän sein viertes Wimbledon-Final in Serie. Rafael Nadal hat bei seinem bitteren Abschied einen Wunsch.

Novak Djokovic strebt seinen siebten Titel in Wimbledon an. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Sonntag findet der Wimbledon-Final zwischen Djokovic und Kyrgios statt.
  • Kyrgios profitierte im Halbfinal von der Aufgabe von Rafael Nadal.
  • Djokovic setzte sich derweil in vier Sätzen gegen Cameron Norrie durch.

Rafael Nadal verabschiedete sich traurig mit dem Wunsch auf eine Wimbledon-Rückkehr im kommenden Jahr. Novak Djokovic darf ohne seinen grossen Widersacher auf den nächsten Triumph hoffen.

Nach holprigem Start gewann der topgesetzte Titelverteidiger sein Halbfinal gegen den Briten Cameron Norrie mit 2:6, 6:3, 6:2, 6:4. Damit spielt er am Sonntag um seinen siebten Tennis-Titel beim Rasen-Klassiker. Ins Final geht Djokovic als Favorit gegen den ungesetzten Australier Nick Kyrgios. Dieser feiert nach dem Rückzug von Nadal seine Premiere in einem Grand-Slam-Endspiel.

Djokovic schrie erleichtert seine Freude heraus und erwartet ein aufsehenerregendes Final gegen Kyrgios. «Eins ist sicher, es wird von beiden Seiten reichlich emotionales Feuerwerk geben. Er hat nicht viel zu verlieren, und so spielt er auch», sagte der 35-Jährige. Er erinnerte an seine bislang schlechte Bilanz bei zwei Niederlagen: «Ich habe noch nie einen Satz gegen ihn gewonnen, hoffentlich ist es dieses Mal anders.»

Novak Djokovic könnte an Nadal herankommen

Djokovic könnte mit seinem 21. Grand-Slam-Titel und dem vierten Wimbledon-Triumph in Serie bis auf einen Erfolg an Nadal herankommen. Der 36 Jahre alte Spanier hatte mit einem Bauchmuskel-Riss für das Halbfinal abgesagt. Er will in einer Woche wieder mit dem Training für die US Open Ende August beginnen.

Nadal schüttelte noch die Hände zahlreicher Mitarbeiter auf der Anlage, bevor er aus Wimbledon verschwand. Er verkündete zum Abschied: «Ich hoffe, euch nächstes Jahr zu sehen.»

Eine Einbrecherbande hatte in einem Notizheft geplante Einbrüche bei Prominenten aufgeführt. Ein Ziel war etwa die Ferienvilla von Rafael Nadal in Porto Cristo (siehe Video oben). - keystone

So bietet sich für Kyrgios gegen Djokovic eine unerwartete Chance, die ihn um die Nachtruhe brachte. «Ich hatte einen schockierenden Schlaf, um ehrlich zu sein», berichtete der wegen seiner Debatten mit den Unparteiischen umstrittene Australier. Er habe nur eine Stunde geschlafen. «Ich hatte so viel Angst, ich habe mich bereits so nervös gefühlt, und normalerweise bin ich nicht nervös.»

Mit Novak Djokovic verbinde ihn eine Art «Bromance», eine freundschaftliche Beziehung zwischen Männern, sagte Kyrgios. «Ich denke, jeder weiss, dass es für eine Weile keine Liebe zwischen uns gab. Das war gesund für den Sport. Jedes Mal, wenn wir gegeneinander gespielt haben, gab es einen Hype», erinnerte der streitbare Australier.

Novak Djokovic im Halbfinal zuerst in Rücklage

Sollte Djokovic am Sonntag so wie zu Beginn des Halbfinals spielen, würde alles für einen Überraschungserfolg Kyrgios' sprechen. Gleich dreimal gab Novak Djokovic im ersten Durchgang den Aufschlag ab, erlaubte sich viele Fehler von der Grundlinie. Mit einer soliden Leistung sicherte sich Norrie per Ass den Auftaktsatz nach nur 32 Minuten.

Lautstark trieben die Fans auf dem Centre Court ihren britischen Liebling an. Doch langsam stabilisierte sich auch Djokovic, ohne jedoch zunächst noch seine Brillanz aufblitzen zu lassen. Nach einem völlig missglückten Volley geriet Norrie aus dem Konzept. Er musste das Break zum 3:5 und wenig später den Satzverlust hinnehmen.

Djokovic erlaubte sich bei eigenem Service keine Schwächen mehr, bei Norrie lief nicht mehr viel zusammen. Unter dem Druck des Publikums schien der 26-Jährige zunehmend überfordert. Diese wollten nach Andy Murray den zweiten britischen Wimbledon-Sieger in der Geschichte des Profitennis feiern. So zog Djokovic davon und durfte nach 2:34 Stunden jubeln.

Nick Kyrgios wird sich im Final mit Novak Djokovic messen. - keystone

Für den weiter ungeimpften 35-Jährigen könnte es für dieses Jahr die letzte Chance auf einen Grand-Slam-Titel sein. Im Fall, dass die USA nicht doch noch ihre Einreisebestimmungen ändern sollten. Kyrgios hatte Djokovic für dessen Verhalten während der Corona-Pandemie zunächst kritisiert. Als dem Serben allerdings die Einreise nach Australien verweigert worden war, erhielt er Unterstützung von Kyrgios.

«Ich war beinahe der einzige Spieler. Und jemand musste für ihn rund um das Drama bei den Australian Open aufstehen», sagte der Australier. «Dort wird Respekt verdient. Nicht auf dem Tennisplatz, sondern wenn es eine echte Lebenskrise gibt und jemand sich für dich einsetzt.»