Roger Federer: Investiert Coach Lüthi in fragwürdige Club-Übernahme?
Als Coach von Roger Federer hat Severin Lüthi (45) viel erlebt. Jetzt will er in einen Berner Tennisclub investieren – und stösst dabei auf heftige Gegenwehr.
Das Wichtigste in Kürze
- Zusammen mit anderen Investoren will Severin Lüthi den TC Neufeld in eine AG umwandeln.
- Diese Pläne sorgen für heftigen Widerstand beim traditionsreichen Berner Tennisclub.
- Auch die Stadt Bern hält die Umwandlung in eine AG für keine gute Idee.
Momentan spielen die Mitglieder des TC Neufeld im Exil. Das Vereinsgelände des Berner Tennisclubs wird von der Stadt Bern umgebaut, eine neue Anlage entsteht. Diese beinhaltet neben sechs Standardplätzen auch ein Hallenbad und ein neues Restaurant.
Für Tom Kummer (60) der richtige Moment, um die Struktur des Vereins anzupassen. Der Club-Präsident ist seit 2018 am Ruder – und will den TC Neufeld jetzt in eine AG umwandeln lassen. Dazu hat er sich prominente Investoren an Bord geholt. Das schreibt die «NZZ am Sonntag».
Marc-André Cornu ist Inhaber von «Roland Biscuit», Rolf Huser ein bekannter Sportmanager (unter anderem von Martina Hingis). Und auch Severin Lüthi (45), Coach von Roger Federer, will bei dem Projekt investieren.
Konkret sollen die Investoren zwischen 20'000 bis 50'000 Franken hinblättern, dafür gäbe es 82 Porzent der AG-Stimmen. Damit würden Entscheidungswege deutlich kürzer, die neue Infrastruktur soll besser bedient werden können, so der Plan.
Widerstand gegen AG-Pläne beim TC Neufeld
Diese Pläne stossen beim traditionsreichen Club auf heftigen Widerstand. Die Investoren würden so alles bestimmen, die Mitglieder des Vereins hätte nichts mehr zu sagen, so der O-Ton.
Einerseits soll die gebotene Summe deutlich zu tief sein, kritisieren Mitglieder gegenüber der «NZZ am Sonntag». Zudem soll Präsident Kummer ein «guter Geschichtenerzähler» sein, der den Verein «in vielen Bereich nachlässig und inkompetent führt.»
Mit dem «Geschichtenerzähler» spielen die Mitglieder wohl auch auf Tom Kummers dubiose Vergangenheit an: In den 90er Jahren hat er als Journalist in den USA Interviews und Reportagen angeliefert, die frei erfunden waren. Ein Skandal.
Kummel gilt als notorischer journalistischer Fälscher. Die NZZ am Sonntag schreibt: «Er erhielt mehrere zweite Chancen, lieferte jedoch abermals Fiktion statt Journalismus ab.» Mittlerweile publiziert er Literatur und war im letzten Jahr für den Schweizer Buchpreis nominiert.
«Das alles ist nur Wahlkampf! Es gibt Leute, die sind für mich – andere sind gegen mich», so Kummer zur «NZZaS». «Der Widerstand hat viel mit meiner Person zu tun, ich polarisiere wegen meiner Vergangenheit», so Kummer weiter. «Kommt die AG nicht zustande, kann ich damit leben.»
Severin Lüthi würde sich sofort zurückziehen
Doch der Widerstand geht über den TC Neufeld hinaus. Auch die Stadt Bern hält die Umwandlung in eine AG für keine gute Idee. Schliesslich ist das Areal einem gemeinnützigen Verein verpachtet – nicht einer Aktiengesellschaft. Investor Rolf Huser will hier den Ball flach halten, man habe alles juristisch sauber abgeklärt.
Und Severin Lüthi? Der Coach von Roger Federer zeigt sich gemäss dem Blatt überrascht über den starken Widerstand. Und hält fest: «Sollte etwas nicht korrekt sein, würde ich mich sofort zurückziehen.»