Die wohl einfachste Methode, um gegen den Klimawandel vorzugehen
Der Klimawandel bedroht zunehmend die Lebensgrundlage der Menschen in ärmeren Ländern: Felder vertrocknen, die Ernten bleiben aus. Doch es gibt eine Lösung.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Folgen des Klimawandels sind für ärmere Menschen besonders gravierend.
- Der Klimawandel führt zu längeren Trockenzeiten und spärlichen Ernten.
- Felder und Wälder zu regenerieren und zu begrünen, ist essenziell für ein gutes Klima.
- Die Methode «FMNR» trägt dazu bei, Klimawandel und Armut effektiv zu bekämpfen.
Ist ein Ökosystem ausbalanciert, können Mensch, Tier und Umwelt darin gedeihen. Doch durch den Klimawandel ist dieses Gleichgewicht zunehmend bedroht.
Die Folgen: Dürren, Bodenerosion, vertrocknete Wasserquellen oder Überschwemmungen. Besonders hart trifft es die ärmeren Regionen der Welt. Die Konsequenz: Die Lebensgrundlage der Ärmsten wird vernichtet, Hunger und Armut nehmen zu.
Laut World Vision könnten in den nächsten 20 bis 30 Jahren 200 bis 700 Millionen Menschen von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sein. In Afrika und auf dem indischen Subkontinent sind bereits jetzt riesige Flächen erodiert.
Doch es gibt eine Lösung.
Eine einfache Methode zur Regeneration der Umwelt
FMNR, «Farmer Managed Natural Regeneration»: Der Name klingt kompliziert, doch diese Methode zur natürlichen Wiederbegrünung ist genial einfach.
Entdecker dieser Methode ist Tony Rinaudo, Agrarwissenschaftler und Mitarbeiter des internationalen Hilfswerks World Vision. Vor 25 Jahren entwickelte er FMNR in einem Pilotprojekt in der von einer gravierenden Dürreperiode betroffenen Sahelzone in Niger.
Dabei entdeckte er, dass sich unter einer scheinbar leblosen, ausgetrockneten Landfläche, auf der wenige buschähnliche Sträucher wuchsen, ein intaktes Geflecht an Wurzelsystemen befand. Und das war alles andere als tot. Bei näherem Betrachten bemerkte Rinaudo, dass es sich bei den Sträuchern tatsächlich um verkümmerte Bäume handelte.
FMNR bekämpft den Klimawandel und die Armut
Bei FMNR geht es deshalb darum, die vorhandenen Pflanzen mit intaktem Wurzelsystem zum Wachsen anzuregen. Die Bäume und Sträucher werden so beschnitten, dass sich die stärksten Zweige optimal entwickeln können.
Für die Landwirtschaft meist wertlose Sträucher und Stümpfe wachsen dadurch innerhalb weniger Jahre wieder zu gesunden Bäumen heran.
FMNR hilft nicht nur der Umwelt sondern auch den Kleinbauern, ihren Familien und den Menschen in der Region. Die begrünten Felder und wiederaufgeforsteten Wälder verhindern Erosion und Schäden durch Hitze und Wind. Die Böden binden Feuchtigkeit und stellen die Fruchtbarkeit wieder her.
Zwischen den einzelnen Bäumen wird zudem genügend Platz ausgelassen, um Getreide und Gemüse anzubauen. Dies wiederum führt dazu, dass Bauern grössere Erträge ernten können – für sich und ihr Vieh. Familien verdienen mehr und haben genügend zu essen. Sie können ihre Kinder zur Schule schicken – und so den Teufelskreis der Armut durchbrechen.
Und zur Anwendung dieser Methode braucht es keine Experten, jeder Kleinbauer kann nach FMNR seine Felder bearbeiten. In den letzten 20 Jahren konnten mit diesem Ansatz 200 Millionen gesunde Bäume wachsen. «Ohne dass wir auch nur einen einzigen Baum pflanzten», sagt Tony Rinaudo.
Die so bewirtschafteten Flächen bringen zudem bis zu 300 Prozent höhere Erträge.
«Niemand auf der Welt müsste hungern», fährt Rinaudo fort. «Durch FMNR können riesige Teile der Erde wiederbegrünt werden. Die Menschen müssen nur die Augen öffnen. Überall wachsen Bäume unter der Erde. Wälder bedeuten Leben.»
Für diesen natürlichen Ansatz zum Klimaschutz und zur nachhaltigen Bekämpfung der Armut erhielt Tony Rinaudo 2018 den alternativen Nobelpreis «Right Livelyhood Award».
World Vision wird mit FMNR zum Partner der UNO
Das internationale Hilfswerk World Vision wendet diese bahnbrechende Technik bereits in 25 Ländern an und hat dadurch weltweit mehrere Millionen Hektar verödetes Land wieder fruchtbar gemacht.
Die dort entstandenen Wälder, unter anderem im Niger, in Äthiopien und Kenia, sind auch für den Klimaschutz bedeutend: Wildtiere kehren zurück und Vögel verbreiten die Samen von Nutzpflanzen.
Für sein Engagement erhielt World Vision die Anerkennung der Vereinten Nationen (UNO). World Vision ist offizieller Partner der UNO in der Dekade zur Restaurierung der Ökosysteme, die am 5. Juni gestartet ist.
«Wir sind froh, dass wir von World Vision helfen können, mit der FMNR-Methode Landschaften wieder aufzuforsten», betont Christoph Waffenschmidt, Vorstandsvorsitzender von World Vision Deutschland. «Wälder sind wichtig für die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder und das Überleben der Menschheit. Ich habe in Südäthiopien gesehen, wie sich das Leben vieler Menschen zum Positiven entwickelt hat. Ausgangspunkt hierfür war immer das Wachstum neuer Wälder.»
FMNR ist somit ein Katalysator für nachhaltige Entwicklung und ermöglicht eine bessere Zukunft für die nachkommende Generation – und das einfach und gratis.