«Chum, mir wei ga wandere» – 5 malerische Herbstwanderungen
Unsere fünf Herbstwanderungen bieten grandiose Weitblicke, phänomenale Naturkulissen und einzigartige Zugerlebnisse. Also nichts wie raus aus der guten Stube!
Das Wichtigste in Kürze
- Panorama-Klassiker am Stockhorn und hoch hinaus an der Lenk.
- Rekordverdächtige Hängebrücke in Frutigen und unvergessliche Zugfahrt durchs Centovalli.
- Wanderparadies Niederhorn am Thunersee.
Der September ist einer der schönsten Wandermonate in unserem Land: blühende Blumen, reife Früchte, dazu viel Sonnenschein und die herrlich warmen Septemberfarben – Wanderherz, was willst du mehr?
Damit ihr diese Pracht nicht verpasst, haben wir euch fünf Wanderungen zusammengesucht, allesamt spielend einfach mit dem öV erreichbar. So könnt ihr euch schon bei der Anfahrt voll und ganz auf den Naturgenuss konzentrieren.
Gurnigel – Stockhorn: Panorama-Klassiker am Eingang zum Simmental
Wir beginnen unseren herbstlichen Wanderreigen mit einem der schönsten Panoramawege der Schweiz, dem Höhenweg Gurnigel – Stockhorn. Er führt der beeindruckenden Gantrischkette entlang zum Stockhorn und gewährt einmalige Ausblicke in Richtung Thunersee, Berner Alpenwelt und ins Simmental.
Ihren Ausgang nimmt die Wanderung bei der Postautostation «Gurnigel Wasserscheide» auf gut 1600 Metern. Von hier geht es – zunächst moderat, dann steiler – aufwärts, bis ihr nach drei Kilometern auf dem «Leiterepass» steht. «Einmal gut durchschnaufen und geniessen», heisst es hier, ehe ihr mit der imposanten Gantrischkette rechter Hand weiterwandert in Richtung Stockhorn.
Sonnige Steilhänge, beeindruckende Felsformationen und das herrliche Panorama verwöhnen nun eure Augen, bis ihr schliesslich auf der oberen Wallalp ankommt. Auf dieser Bio-Demeter-Alp mit Hühnern, Rindern und Milchkühen könnt ihr ein feines Stück Berner Alpkäse AOP als köstliches Souvenir einpacken.
Von der Wallalp bringt euch ein letzter, steiler Anstieg auf das 2190 Meter hohe Stockhorn, den höchsten Punkt der Wanderung. Ganz nach dem Motto «das Beste kommt zum Schluss» geniesst ihr hier ein fantastisches Panorama aus Simmental, Seenlandschaft und Alpengipfel.
Schliesslich bringt euch die Stockhornbahn nach Erlenbach im Simmental, von wo ihr in gut einer Stunde Zugfahrt nach Bern zurückgelangt.
Zur Anreise nehmt ihr den Zug bis Thurnen, und von hier das Postauto bis zur Station Gurnigel Wasserscheide. Preiswert geht das mit dem Wanderticket der BLS: Es enthält den Postauto-Transfer zur Station Gurnigel Wasserscheide und die Talfahrt vom Stockhorn hinunter nach Erlenbach.
Alles Weitere zur Wanderung und zum Ticket findet ihr hier.
Hoch über der Lenk – Wandern am schönsten Talabschluss der Alpen
Als Nächstes nehmen wir euch mit auf den Metschstand an der Lenk. Hier warten von der einfachen Rundwanderung bis zur anspruchsvollen Bergtour gleich drei Panorama-Wanderungen auf euch.
Wanderung Nummer eins ist eine einfache, 4 Kilometer lange Rundwanderung zum karibisch anmutenden Speichersee «Brenggen». Auf der gut 80-minütigen Wanderung mit Anfangs- und Endpunkt Stand-Xpress Metsch könnt ihr euch in alle Richtungen am Panorama sattsehen. Wer am Ende noch Benzin im Tank hat, gönnt sich eine Mountain-Cart-Fahrt hinunter zur Mittelstation Metsch.
Hier nimmt auch unsere zweite Wanderung ihren Ausgang, ein wunderschöner Panorama-Bergweg in Richtung Wildstrubel mit den Simmenfällen als Ziel. Highlights unterwegs: die «Sieben Brünnen», eine mächtige Kalksteinwand, aus der auf 30 Metern Breite die sieben Quellen der Simme hervorsprudeln. Und natürlich die rund 200 Meter hohen Simmenfälle selbst, bei denen die Wanderung endet.
Ebenfalls zu den Simmenfällen führt unsere dritte Wanderung, die aber noch einen alpinen «Umweg» macht. Die viereinhalbstündige Wanderung ist nur etwas für geübte und trittsichere Berggänger und führt euch auf 2613 m ü. M. in die rauhe und steinige Landschaft des Ammertenspitz .
Hier geniesst ihr herrliche Einblicke hinunter ins idyllische Bütschital, hinüber zum Wildhorn und über den Schwandfeldspitz bis weit ins Unterland. Danach geht es hinunter durchs wilde Ammertetäli, bis es allmählich grüner wird und ihr schliesslich vor den prächtigen Simmenfällen steht.
Tipp: Für Familien mit maximal 4 Kindern gibt es zur Zeit die Tageskarte Adelboden-Lenk für gerade einmal CHF 80.–. Alles Weitere zu Anreise, Wanderungen und Preisen findet ihr hier.
Nur für Schwindelfreie: die Hängebrücke Hohstalden bei Frutigen
Auch unser nächster Tipp führt euch ins Berner Oberland, und zwar nach Hohstalden zwischen Frutigen und Adelboden. Hier im Engstligental hängt seit 2005 eine der längsten Fussgängerbrücken Europas, ein Plaisirchen für alle Freunde des gesunden Nervenkitzels.
Die Wanderung zur Hängebrücke beginnt direkt beim Bahnhof Frutigen und führt euch einem gut markierten Uferweg der Engstlige entlang. Dabei wandert ihr durch ein idyllisches Auengebiet und könnt unterwegs Naturkunstwerke und Holzskulpturen des einheimischen Bildhauers Johann Inniger bewundern.
Nach ein bisschen mehr als einer Stunde Wandern kommt ihr schliesslich bei der Hängebrücke Hohstalden an. Und könnt auf 153 beinahe bodenlosen Metern das Tal auf- und abschauen, der rauschenden Engstlige lauschen und die Bergluft geniessen.
Auf der anderen Seite angekommen, belohnt ihr euch am besten im «Brückenbeizli» für euren Mut. Und bald weicht dank Hobelkäse, Fleischplatten und hausgemachtem Kuchen das leicht mulmige Gefühl im Magen angenehmeren Eindrücken.
Wer Freude an Zügen und Burgen hat, macht auf dem Rückweg nach Frutigen Halt bei der beeindruckenden Ruine Tellenburg. Von hier habt ihr nämlich den perfekten Blick auf die über 100-jährigen Rundbögen des Kanderviadukts und die Züge der Lötschberg-Nordrampe. Wer hingegen genug gewandert ist, fährt einfach mit dem AFA-Bus zurück nach Frutigen, der gleich bei der Brücke hält.
Klingt gut? Dann erfahrt hier mehr über die Anfahrt per öV und die genaue Wegbeschreibung.
Von Domodossola nach Locarno: unterwegs mit der Vigezzina-Centovalli-Bahn
Unser nächster Ausflug führt euch ins italienische Domodossola und ist etwas für Freunde einzigartiger Bahnerlebnisse. Immer noch im Einzugsgebiet von GA und Halbtax gelegen, ist Domodossola nämlich der Ausgangsbahnhof der berühmten, fast 100-jährigen Vigezzina-Centovalli-Bahn.
Wilde Natur, historische Dörfer und beeindruckende Streckenführung treffen hier aufeinander. Doch die Strecke durchs Val Vigezzo und das Centovalli dient nicht nur dem Sightseeing. Noch heute stellt sie nämlich im Verbund mit dem Simplontunnel die schnellste Verbindung vom Wallis ins Tessin dar.
Schon vor der Ankunft der Bahn waren die Täler wichtig für den Warenverkehr mit Italien und auch bei Schmugglern beliebt. Das und mehr erfahrt ihr vom kostenlosen Audio-Guide, auf den ihr im Zug via Smartphone und gratis Zug-Wi-Fi zugreifen könnt.
Wer Geschichte und Kultur des Tals hautnah erleben will, steigt unterwegs an einer beliebigen Haltestelle aus. Zum Beispiel in Santa Maria Maggiore. Hier erzählt das einzige Kaminfegermuseum Europas, wie Männer und Kinder des Tals sich jahrhundertelang in aller Welt als Kaminfeger-Saisonniers verdingten.
Im 700-Seelen-Dörflein Re hingegen werden euch Grösse und Pracht der Wallfahrtskirche «Madonna del Sangue» in Staunen versetzen. Unvergesslich schliesslich der Blick vom höchsten Glockenturm des Tessins in Intragna: Centovalli, die Terre di Pedemonte und das Onsernonetal, alles auf einen Blick.
Mit den beiden Städten Domodossola und Locarno als Ausgangs- und Endpunkt ist euer Zugtag kulturell mehr als ausreichend versorgt. Und An- und Abreise über die malerische Lötschberg-Bergstrecke, den Simplontunnel und die Gotthardstrecke bieten eine kleine Lehrstunde der Schweizer Bahngeschichte.
Klingt anmächelig? Dann klickt hier und erfahrt alles über Anreise, Preise und mehr.
Vom Thunersee bis zu den Berner Alpen – Wandern mit Aussicht am Niederhorn
Unser letzter Tipp führt euch auf das Niederhorn, den Hausberg von Beatenberg am Thunersee. Hier erwarten euch Wanderungen mit einzigartigen Naturerlebnissen zwischen satten Bergwiesen, lichten Tannenwäldern und romantischen Moorlandschaften.
Der Klassiker am Niederhorn ist die gut zweistündige Wanderung vom Gipfel hinunter nach Beatenberg. Oben die grandiose Aussicht auf den Thunersee, unterwegs zahlreiche Feuerstellen und Picknickplätze, dazu ein optionaler Abstecher zum «Flöschseeli» ins Hochmoor: Bei dieser Wanderung könnt ihr nichts verkehrt machen.
Wanderung Nummer zwei führt euch vom Niederhorngipfel nordwärts ins Land der Murmeltiere, Adler und Steinböcke. Über den Niederhorngrat geht es dabei zum Gemmenalphorn, wo ihr freien Blick auf die Sieben Hengste und den Hohgant geniesst. Danach beginnt der Abstieg hinunter ins Bergdorf Habkern, wo nach fast vierstündiger Wanderung Verpflegungsmöglichkeiten und das Postauto nach Interlaken warten.
Unser letzter Tipp schliesslich ist der «Gratweg» gleich bei der Bergstation der Niederhornbahn. Er bietet euch den Nervenkitzel einer Gratwanderung und hat mit seiner «Felsenbrücke» über freien Abgrund ein echtes Highlight parat.
Dank seinen zahlreichen Sitzbänken ist der rund 40-minütige, ebenmässige Rundgang komfortabel wie ein Spaziergang und auch für kleine Kinder geeignet. Und dank Infopoints zur Pflanzen- und Tierwelt sowie Panoramatafeln zur Bestimmung der umliegenden Gipfel könnt ihr sogar noch etwas lernen.
Tipp: Mit dem Wanderbillett der BLS bezahlt ihr für die Fahrt Beatenberg–Niederhorn retour nur für das erste Kind der Familie. Alle weiteren Kinder fahren gratis. Wie es sich für ein Wanderbillett gehört, muss aber mindestens ein Teil der Strecke ohne Seilbahn zurückgelegt werden. Wer partout nicht wandern will, mietet sich einfach an der Mittelstation ein Trotti-Bike und braust damit hinunter nach Beatenberg.
Klingt interessant? Dann findet ihr hier alle weiteren Informationen zu den Angeboten, zur Anreise aufs Niederhorn und zu den einzelnen Wanderungen.