Entdecken Sie Mika Rottenbergs Kunst im Museum Tinguely
Vom 5. Juni bis am 3. November 2024 zeigt das Museum Tinguely in Basel «Antimatter Factory» von Mika Rottenberg.
Das Wichtigste in Kürze
- Mika Rottenbergs Kunstwerke sind farbenfroh, surreal und sprechen alle Sinne an.
- Vom 5. Juni bis am 3. November 2024 wird ihre Kunst im Museum Tinguely ausgestellt.
- Die Ausstellung «Antimatter Factory» stösst Gedanken über unser Konsumverhalten an.
Die in Argentinien geborene, in New York lebende Künstlerin Mika Rottenberg widmet sich einer rigorosen Praxis, die Film, architektonische Installation und Skulptur kombiniert, um Ideen von Arbeit und Wertschöpfung in unserer heutigen hyperkapitalistischen Welt zu erforschen.
Mit einem Augenzwinkern erzählen Rottenbergs bunte, farbenfrohe und surreale Filme ironische Geschichten über unser Konsumverhalten. Mit einer der umfassendsten Ausstellungen bis heute zeigt das Museum Tinguely einen Überblick über das vielseitige Schaffen von Mika Rottenberg.
Vom 5. Juni bis am 3. November 2024 ist die Ausstellung «Antimatter Factory» im Museum Tinguely in Basel zu bestaunen. Alle Informationen dazu finden Sie hier.
Rottenbergs Videos spiegeln auf überraschende und spielerische Weise absurde Situationen kapitalistischer Produktionslogik. Sie sprechen mit berauschend-malerischen Farbkaskaden alle Sinne an und überbrücken mit Leichtigkeit Weltgegenden und Dimensionen.
Die Ausstellung umfasst sowohl wichtige Videoarbeiten und -installationen aus der Zeit von 2003 bis 2019, als auch den neuen Spielfilm «Remote» (2022). Erstmals präsentiert wird eine für die Ausstellung realisierte Brunnenskulptur im Park vor dem Museum sowie neue, hybride Skulpturen aus organischen Materialien und rezykliertem Plastik. Kinetische, teils interaktive Arbeiten runden das Spektrum ihres künstlerischen Schaffens ab.
Wie mit Zauberei durch Raum und Zeit
«Antimatter Factory», der Titel der Ausstellung am Museum Tinguely, zitiert den Namen einer Forschungsabteilung am CERN in Genf, die Experimente zur Antimaterie durchführt. Rottenberg fand dort als Artist in Residence Inspiration für ihre Arbeit «Spaghetti Blockchain» (2019-2024), die im Rahmen der Ausstellung erstmals als Dreikanal-Videoinstallation gezeigt wird.
Diese hat den Austausch von Energien, Objekten und Menschen zum Thema, verbindet das Mikroskopische mit dem Makroskopischen und verschiebt Materie wie durch Zauberei durch Raum und Zeit. Damit stehen wir mitten in Rottenbergs künstlerischem Kosmos.
Eine Fabrik, die Antimaterie produziert, könnte auch eine Umschreibung sein für Tinguelys Maschinenskulpturen, die Poesie statt verwertbarer Materie kreieren und so die industrielle Warenproduktion als Ausbeutungsverhältnis zwischen Mensch und Maschine persiflieren.
Rottenbergs ironischer Blick auf die überraschenden, oft geradezu wundersamen Verknüpfungen in der weltumspannenden Produktion von Gütern führen diese Thematik weiter. Mit ihrem sozialen Surrealismus schafft sie Parabeln für die Entfremdung, die schon Karl Marx in der ‹Entfremdung der Menschenwelt durch die Verwertung der Sachenwelt› diagnostizierte.
Werksauswahl in der Überblickspräsentation
Was ihre Kritik an unserer kapitalistischen Warenproduktion noch relevanter macht, ist deren zunehmende Geschwindigkeit, der weltumspannende freie Fluss von Waren (und nicht von Menschen) und die Digitalisierung, die Dinge von ihrer Repräsentation entkoppelt.
Daraus folgt ein weiteres Thema Rottenbergs, die Frage nach der Handlungsmacht von Dingen und Materialien und der ihnen innewohnenden Spiritualität.
Die Überblickspräsentation stellt eine umfassende Werkauswahl ihrer Videoarbeiten und -installationen vor. Die Besuchenden werden durch das Geräusch von Niesen empfangen und sehen als erste Videoarbeit «Sneeze» von 2012.
Das Niesen ist ein Thema, das in mehreren Arbeiten Rottenbergs auftaucht und die Künstlerin ebenso wie das Wachsen von Haaren, Finger- oder Zehennägeln als vegetativ-körperliches Produkt fasziniert. So entwickelt sich über bestimmte wiederkehrende Themen ein roter Faden, der die Ausstellung durchzieht.
Spielfilm «Remote» im Vortragsaal
Neben weiteren Videoarbeiten und -installationen zeigt die Ausstellung eine Auswahl kinetischer, teils interaktiver hybrider Skulpturen mit surrealen Funktions- und Materialkompositionen aus der Zeit von 2020 bis 2022, sowie eine erstmals ausgestellte Werkgruppe von Lampenskulpturen, die gewachsene organische Strukturen mit farbigen Lampenschirmen aus rezykliertem Plastik verbinden.
Speziell für die Ausstellung entsteht im Solitude Park eine rund drei Meter hohe Brunnenskulptur in Form eines farbigen, wasserspeienden Fusses.
Im Vortragssaal wird während der gesamten Laufzeit der Ausstellung den Spielfilm «Remote» gezeigt. Dieser entstand während der Coronazeit in Kooperation von Rottenberg und dem Filmemacher und Autor Mahyad Tousi.
Er basiert auf Gesprächen zwischen den beiden während der Zeit des physischen Lockdowns, als digitale Kommunikationsmedien eine neue Bedeutung erhielten. Der Film entwirft eine fantastische Geschichte in einer post-pandemischen Zeit, in der physische und digitale Interaktion unerwartet zusammenfinden und sich Distanzen aufheben.
Fantasiewelt von berauschender Sinnlichkeit
Rottenbergs künstlerisches Werk hinterfragt unhinterfragte Produktionsbedingungen und den Wert von Arbeit in einem marxistischen Sinn, mit einem besonderen Augenmerk auf die Situation weiblicher Arbeitskräfte in überzeichneten, surreal-absurden Situationen.
Auf spielerische Weise kehrt sie Ursachen und Wirkungen um, hüpft zwischen kleinsten und grössten Massstäben hin und her und erschafft eine Alchemie von Energien und Kosmologien. Die Betrachterin und der Betrachter finden sich in einer Fantasiewelt von berauschender Sinnlichkeit und irritierender Unlogik wieder, die etwas sehr Befreiendes hat.
Mit ihrer kreativen Anverwandlung unterschiedlichster Materialien und deren ‘Agency’, die für alternative Epistemologien offen sind, nahm sie Entwicklungen vorweg, die heute unter dem Begriff ‘Neuer Materialismus’ komplexere Verbindungen von Technologie, Natur und Umwelt untersucht.
Die Ausstellung «Antimatter Factory» von Mika Rottenberg läuft vom 5. Juni bis am 3. November 2024 im Museum Tinguely in Basel. Hier finden Sie die wichtigsten Informationen.