Trinkgeld: Inflation drückt auf die Grosszügigkeit
Laut Studien der Bank Cler geben Herr und Frau Schweizer weniger grosszügig Trinkgeld. Woran das liegt, erklärt die Bank gleich selbst.
Das Wichtigste in Kürze
- Schweizerinnen und Schweizer geben weniger grosszügig Trinkgeld.
- Das hat die Studie der Bank Cler ergeben.
- Grund dafür ist wohl die Inflation – Vielen hat diese den Geldbeutel enger geschnallt.
In der Schweiz gehört Trinkgeld zum guten Ton. Neun von zehn Schweizern geben ein Trinkgeld, wenn die Leistung stimmt. Doch die neuste Studie der Bank Cler zeigt eine zunehmende Zurückhaltung. Der Hauptgrund: die steigende Inflation. Weniger Geld im Portemonnaie bedeutet häufig auch weniger Trinkgeld.
Überzeugen allerdings Servicequalität und Freundlichkeit des Personals, sind die Schweizerinnen und Schweizer weiterhin grosszügig. Auch die vermehrt digitalen Zahlungsmethoden haben Einfluss auf das Trinkgeldverhalten – meist zu Ungunsten des Servicepersonals.
Weniger Geld, weniger Trinkgeld – die Inflation hat einen erheblichen Einfluss
«Die Inflation der letzten zwei Jahre ist an den Wenigsten spurlos vorbeigegangen. Mit der Konsequenz, dass die Trinkgeldbeträge für das Servicepersonal rückläufig sind», sagt Samuel Meyer, CEO der Bank Cler, mit Blick auf die neuste Umfrage zum Trinkgeldverhalten von Menschen in der Schweiz.
80 Prozent der Bevölkerung spüren die Budgetbelastung, 43 Prozent davon stark bzw. sehr stark. Vier von zehn Personen aus der Deutsch- und Westschweiz geben deshalb weniger Trinkgeld als vor der Inflation. Lediglich 4 Prozent der Befragten geben mehr Trinkgeld als zuvor.
Freundlichkeit und guter Service werden belohnt
So viel zur schlechten Nachricht für die Servicedienstleistenden. Die gute Nachricht ist: Trotz der Belastung durch die Inflation bleiben die Freundlichkeit des Personals (70Prozent) und die Zufriedenheit mit den erhaltenen Leistungen (62 Prozent) die entscheidenden Faktoren für die Höhe des Trinkgelds, sogar noch vor der persönlichen finanziellen Situation.
«Schweizerinnen und Schweizer honorieren guten Service. Stimmt die Qualität und werden die Gäste gut bedient, ist auch mit einem ansprechenden Trinkgeld zu rechnen», führt Meyer aus.
Höhere Rechnungen, kleinere Prozente
Die Höhe des Trinkgelds hängt auch stark vom Rechnungsbetrag ab. Im Restaurant geben die meisten Gäste (fast 90 Prozent) Trinkgeld, allerdings häufig erst ab einem Rechnungsbetrag von 30 Franken. Bei kleineren Summen ist das Trinkgeld proportional höher.
So beträgt das durchschnittliche Trinkgeld bei einer Rechnung von 200 Franken etwa neun Franken, das sind 4,5 Prozent des Rechnungsbetrags. Bei einer Rechnung von 30 Franken sind es 2,50 Franken, was 8,5 Prozent entspricht. Bei Rechnungen von fünf Franken geben weniger als die Hälfte (44 Prozent) Trinkgeld, dafür rund 10 Prozent.
Taxifahrer bekommen am wenigsten Trinkgeld
Die Studie zeigt unterschiedliche Trinkgeldverhalten bei verschiedenen Dienstleistungen. Während im Restaurant bei einer Rechnung von 200 Franken im Schnitt rund neun Franken Trinkgeld gegeben wird, sind es beim Coiffeur nur 5,52 Franken für den gleichen Rechnungsbetrag. Taxifahrerinnen und Taxifahrer erhalten am wenigsten Trinkgeld; bei einer Rechnung von 50 Franken sind es im Schnitt 2,33 Franken.
Digitale Trinkgeldaufforderung wird nicht geschätzt
Fast ein Viertel (24 Prozent) der Schweizerinnen und Schweizer gibt an, dass vorhandenes Münz im Portemonnaie einen Einfluss auf die Trinkgeldsumme hat.
Das gilt jedoch nur für Barzahler (44 Prozent). 43 Prozent nutzen Karten und 12 Prozent – vor allem jüngere Menschen unter 30 Jahren – bevorzugen Mobile Payment.
Der Trend zu digitalem Bezahlen hat auch Auswirkungen auf das Trinkgeldverhalten: 40 Prozent der Befragten geben dadurch weniger Trinkgeld, besonders stark ausgeprägt ist dieser Effekt bei den 14-29-Jährigen (46 Prozent).
Nur acht Prozent geben digital mehr Trinkgeld. Digitale Zahlmethoden haben längst Einzug gehalten, doch über die Hälfte (59 Prozent) der Bevölkerung empfinden eine Aufforderung zur Trinkgeldeingabe bei dieser Zahlart als unsympathisch.
Schweizer sind im Ausland grosszügiger
In den Ferien sitzt das Portemonnaie oft lockerer. Das gilt auch für das Trinkgeld. Von den 90 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer, die auch in anderen Ländern Trinkgeld zahlen, tut dies ein Viertel (26 Prozent) sogar grosszügiger als zu Hause. Knapp die Hälfte gibt im Ausland ungefähr gleich viel Trinkgeld, während 22 Prozent geiziger sind als in der Schweiz oder gar nichts geben.
Und auch im Ausland beeinflusst die Freundlichkeit des Personals beziehungsweise der Servicelevel (55 Prozent) die Höhe des Trinkgeldes. Gut ein Drittel, häufiger das weibliche Geschlecht (41 Prozent), informiert sich über die Trinkgeldgewohnheiten im Reiseland. Die Mehrheit aber mag es unkompliziert: vier Prozent (49 Prozent Frauen) runden einfach den Rechnungsbetrag auf eine gerade Zahl auf.