Coronavirus: So hart kämpfte ein Solothurner um seinen Impf-Termin
Auch als Risikoperson ist das Ergattern eines Impftermins gegen das Coronavirus kein Zuckerschlecken. Ein Solothurner schildert seine Telefon-Odyssee.
Das Wichtigste in Kürze
- In der ganzen Schweiz werden Risikopersonen als erstes geimpft.
- An einen Impftermin heranzukommen ist aber nicht einfach.
- Ein Betroffener telefonierte sich die Finger wund, bevor er einen Termin ergattern konnte.
Endlich ist sie da! In der Schweiz können sich die ersten Personen gegen das Coronavirus impfen lassen. Zunächst werden in den Kantonen aber besonders gefährdete Personen geimpft. Zu denen zählen etwa die Bewohnerinnen und Bewohner von Alters- und Pflegeheimen.
Aber auch weitere Risikopersonen können sich nun für eine Impfung gegen das Coronavirus anmelden. Das ist aber nicht so einfach, wie das Beispiel von Peter Brügger zeigt.
Derzeit einen Termin für eine Impfung zu erhalten gleicht einer Odyssee, wie der 69-Jährige gegenüber Nau.ch schildert. Wegen einer chronischen Erkrankung zählt der Solothurner zur Risikogruppe, die in einer ersten Phase eine Impfung erhalten soll.
«Ich habe mich vorab auf der Homepage des Kantons erkundigt. Dort hiess es, dass man sich ab dem 4. Januar per Telefon für eine Covid-Impfung registrieren könne», schildert Brügger. Online-Registrierungen seien erst ab einem späteren Zeitpunkt möglich.
Über 200 Anrufe
«Ich bin am Montag extra früh aufgestanden.» Um 8 Uhr habe er erstmals die Nummer angerufen. Da hiess es erstmals, dass man nur zu Bürozeiten zwischen 9 Uhr und 17 Uhr anrufen könne. «Also probierte ich es um 9 Uhr.»
Von da an begann für Brügger ein Spiessrutenlauf sondergleichen. «Ein Horror», wie Brügger sagt, «ein Tonband nach dem anderen hörte ich mir nun an». Entweder brach die Leitung ab, oder es hiess, die Nummer sei nicht in Betrieb. Oder aber es erklang die Info, man solle es später nochmals versuchen.
Bis 12 Uhr versuchte es Brügger nonstop. Und auch nach dem Mittag war niemand zu erreichen. Nur Besetztzeichen oder Tonbandaufnahmen bis 17 Uhr. «Dies war ziemlich nervenaufreibend», schildert der Pensionär.
Am Dienstagmorgen das gleiche Spiel. Über 200 Mal versuchte es Brügger den ganzen Tag hindurch – doch kein Durchkommen. «Entweder war es wieder besetzt, oder es kam ein Tonband.»
Dann ein Lichtblick: Kurz vor 5 Uhr versuchte es Brügger nochmals. «Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, da hiess es, ich sei an vierter Stelle in der Warteschleife.» Dann sei er erneut aus der Leitung geworfen worden. Beim dritten Versuch klappte es dann: «Ich war an dritter, zweiter, erster Stelle und dann nach 20 Mal läuten nahm ein Herr ab» – endlich.
Danach ging es ziemlich schnell. Der freundliche Herr am anderen Ende der Leitung nahm die Personalien auf. Brügger erhielt einen Impf-Termin für nächsten Montag. Und gleich auch den Termin für die zweite Impfung vier Wochen später.
Impfung auf Coronavirus besser als Intensivstation
Brügger ist froh, hat es doch noch geklappt. Auch, wenn er stundenlang vor dem Telefon sitzen und immer wieder den Anrufknopf drücken musste. Es sei ja nicht selbstverständlich, dass man so kurzfristig einen Termin erhalte.
In anderen Kantonen seien die Termine ja schon ausgebucht oder sie beginnen erst noch mit den Impfungen. «Da hab ich doch noch Schwein gehabt», lacht der Solothurner.
Nun freut sich Brügger auf den Impf-Termin. Mitbringen soll er den Impfausweis und die ärztliche Bestätigung, dass er zur Risikogruppe zähle. Diese liess Brügger vorab beim Hausarzt machen.
Bedenken vor der Impfung gegen das Coronavirus habe er keine. Klar könne es eine Reaktion auf die Impfung geben, aber die gäbe es bei der Grippe-Impfung auch. Und: «Jede Reaktion des Körpers auf die Impfung ist besser, als auf der Intensivstation beatmet zu werden.»
Hingegen habe er Respekt vor dem Coronavirus. Darum sei die Covid-Impfung derzeit die einzige Lösung, um einen schlimmen Krankheitsverlauf zu verhindern. Und sie biete Risikopatienten wie ihm eine Verschnaufpause.