Die Impfungen gegen das Coronavirus sind weltweit im Gange. Je nach Land dürfen aus einem Fläschchen aber fünf oder sechs Dosen gezogen werden. Weshalb?
Pflegepersonal
Eine Pflegekraft bereitet eine Corona-Impfung vor - POOL/AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Je nach Land reicht ein Fläschchen des Biontech-Impfstoffs für fünf oder sechs Impfungen.
  • In der Schweiz können so 20 Prozent mehr Menschen geimpft werden als in Deutschland.
  • Dies liegt an unterschiedlichen Vorgaben der Zulassungsbehörden.
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Auf der ganzen Welt laufen die Impfkampagnen gegen das Coronavirus an. Die Behörden lassen nach und nach mehr Impfstoffe zu. Trotzdem hat es nicht genügend Dosen, um die gesamte Bevölkerung zu immunisieren.

In der Schweiz, Deutschland und Frankreich wurde Kritik laut, dass die Behörden zu spät und zu wenig Impfstoff bestellt hätten.

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Ein Mitarbeiterin der Asklepios Klinik bereitet den Coronavirus Impfstoff von Biontech/Pfizer für eine Impfung vor. - dpa-infocom GmbH

Hierzulande hat der Bund mit mehreren Herstellern Verträge über 15,8 Millionen Dosen abgeschlossen. Geliefert wurden erst 107'000 des Herstellers Pfizer/Biontech.

Zwei Dosen pro Person sind nötig, um eine vollständige Immunantwort gegen das Coronavirus hervorzurufen. Der bisher gelieferte Impfstoff reicht nicht mal, um die Risikogruppen durchzuimpfen.

Aber immerhin holt die Schweiz mehr aus einem Fläschchen heraus. Ein Fläschchen des Biontech/Pfizer-Impfstoffs Comirnaty reicht gemäss der europäischen Arzneimittelbehörde Ema für fünf Dosen.

Doch: In der Schweiz darf man daraus sechs Dosen ziehen. Mit anderen Worten: Der Impfstoff in der Schweiz reicht für 20 Prozent mehr Impfungen.

Dies sorgt in Deutschland für rote Köpfe. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn etwa kann es nicht verstehen, weshalb in seinem Land nur fünf Dosen verwendet werden dürfen. «Die Entnahme von sechs Impfstoffdosen ist möglich», sagte er vergangene Woche.

Woher kommen die unterschiedlichen Vorgaben?

Vorgaben der Behörden sind unterschiedlich

Ein Fläschchen des Biontech-Impfstoffs enthält 0,45ml Impfstoff gegen das Coronavirus. Dieser muss vor der Verabreichung verdünnt werden.

Gemäss Swissmedic erhält man so nach dem Verdünnen sechs Dosen zu je 0,3 ml. Dies allerdings nur dann, wenn der Arzt die Dosen ganz genau herausziehen kann. Gemäss Experten im «Spiegel» ist dies mit hochwertigen Spritzen und Kanülen problemlos möglich.

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Baselland Impfungen: Der Kanton hat mit Corona-Impfungen in Alters- und Pflegeheimen begonnen. - dpa

Ist dies aber nicht der Fall, bleibt nicht genügend Impfstoff für eine sechste Dosis übrig. Der Rest muss weggeschüttet werden. Zusammenschütten darf man übrig gebliebenen Impfstoff ebenfalls nicht. Dies hält auch Swissmedic so fest.

Biontech überfüllt Fläschchen absichtlich

Biontech selbst garantiert fünf Dosen pro Fläschchen. Der Hersteller «überfüllt» die Fläschchen gemäss dem «Spiegel» absichtlich, damit auch ungeübte Ärzte die garantierten fünf Dosen extrahieren können.

In Deutschland pocht man nun auf eine Anpassung der Vorgaben der Ema. Nach Informationen des Spiegels hat der Mainzer Hersteller bei der Ema einen Antrag auf eine Veränderung der Zulassungsbedingungen eingereicht. So würde man auch in Deutschland sechs Dosen nutzen dürfen.

Coronavirus: USA wollen nur eine Impf-Dosis verabreichen

Einen anderen Weg wollen derweil die USA einschlagen. Statt der nötigen zwei Dosen des Moderna-Impfstoffs plant das Land, bei gewissen Patienten nur eine Dosis zu verabreichen.

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Moncef Slaoui will nur eine statt zwei Impfdosen des Moderna-Impfstoffs verabreichen. - AFP

«Wir wissen, dass das die gleiche Immunantwort hervorruft», erklärte dazu der Chef des Bundesimpfprogramms, Moncef Slaoui, dem US-Sender «CBS». Menschen zwischen 18 und 55 Jahren sollen so nur eine Dosis erhalten.

Derzeit seien entsprechende Abklärungen mit Moderna und der FDA im Gange.

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