Coronavirus: Warum geht Impfstoff-Zulassung plötzlich so schnell?
Und plötzlich sind es nur noch wenige Tage, bis ein Impfstoff gegen das Coronavirus in der Schweiz zugelassen werden soll. Wie ist das möglich?
Das Wichtigste in Kürze
- Swissmedic lässt den ersten Corona-Impfstoff womöglich schon an den Festtagen zu.
- Damit erfolgt die Zulassung wesentlich schneller, als bisher erhofft.
- Die Zulassungsbehörde argumentiert mit dem Datenfluss der Hersteller.
Lange sah es so aus, als ob die Schweiz deutlich später als andere mit den Impfungen gegen das Coronavirus loslegt. Während Briten und Amerikaner per Notzulassung dem Impfstoff von Pfizer/Biontech grünes Licht gaben, hiess es in der Schweiz: «Safety First».
Und nun das: Der Impfstoff liegt wahrscheinlich unter dem Weihnachtsbaum. Wie die Schweizer Arzneimittelbehörde Swissmedic am Donnerstag gegenüber Nau.ch erklärt hatte, sei die erste Zulassung «auf die Festtage möglich, sofern wir auf offene Fragen sehr schnell Antworten erhalten».
Um welchen Impfstoff es sich handelt, darf die Behörde nicht sagen. Es liegt jedoch auf der Hand, dass es sich um jenen von Pfizer/Biontech handeln dürfte.
Turbo-Zulassung dank schnellerem Datenfluss der Firmen
Zuvor war jeweils von frühestens Januar die Rede. Reagiert Swissmedic damit auf den Druck durch die Zulassung der EU? Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA will am nächsten Montag ihr Gutachten vorlegen. Der Impfstoff der Unternehmen Pfizer und Biontech könnte damit noch vor Weihnachten zugelassen werden.
Auf Nachfrage von Nau.ch sagt Swissmedic, man prüfe die Impfstoffe unabhängig von der EU. «Der Zeitpunkt der Zulassung hängt stark von den Firmen ab», erläutert Sprecher Lukas Jaggi. Daher habe man bisher auch kein Datum für die Zulassung genannt.
«Sobald die Hersteller uns genügend Daten liefern und unsere Fragen beantworten, ist eine Zulassung möglich.» Da es sich um eine rollende Begutachtung handle, «gehört es dazu, dass der Prozess sehr dynamisch verläuft».
Unklare Datenlage zu Impfstoffen gegen das Coronavirus
Welche Daten zu den Impfstoffen gegen das Coronavirus bereits vorliegen, will Swissmedic nicht preisgeben. Die Behörde verweist darauf, dass es sich um ein laufendes Verfahren handle.
Damit kann derzeit auch nicht beantwortet werden, welche Alters- oder Risikogruppen die Zulassung anfangs ausschliesst. Denn Arzneimittel werden in den klinischen Studien zunächst an Gesunden getestet.
Es werden nun fortlaufend neue Zulassungsdaten durch die Unternehmen geliefert. So soll etwa geklärt werden, wie Menschen mit Vorerkrankungen auf die Impfstoffe reagieren.
Doch genau diese gehören zur priorisierten Gruppe. Am Donnerstag gaben das Bundesamt für Gesundheit BAG und die eidgenössische Kommission für Impffragen ihre Strategie bekannt. Prioritär geimpft werden sollen besonders gefährdete Personen: Ältere und jene mit Vorerkrankungen.
Erst mit zweiter Priorität wird das Gesundheitspersonal und Menschen, die mit besonders gefährdeten zusammenleben, gepikst. Erst wenn eine Zulassung vorliegt, wird auch öffentlich, welche Daten zum Impfstoff vorliegen.