Die Filmkritik zu Apostle auf Netflix

Robin Mahler
Robin Mahler

Bern,

Ein ehemaliger Diener Gottes reist auf eine abgelegene Insel, um seine Schwester aus den Fängen eines Kults zu retten. Eine Schneise der Gewalt folgt ihm dabei.

Thomas Richardson (Dan Stevens) wird mit einer extremen Weltanschauung konfrontiert.
Thomas Richardson (Dan Stevens) wird mit einer extremen Weltanschauung konfrontiert. - Netflix

Das Wichtigste in Kürze

  • «Apostle» ist seit dem 12. Oktober 2018 auf Netflix zu finden.
  • Die Hauptfigur Thomas Richardson will seine Schwester aus den Fängen eines Kults befreien.
  • Der Film zieht sich in die Länge, trumpft aber dafür mit knallharter Action auf.

Nach Jeremy Saulnier («Wolfsnächte») hat mit Gareth Evans ein weiterer talentierter Regisseur mit Netflix zusammengearbeitet. Mit den gefeierten indonesischen Actionfilmen «The Raid 1 + 2» gelangen dem Waliser Kracher, von denen sich Hollywood in puncto kompromissloser Inszenierung eine Scheibe abschneiden darf. Nun hat sich Evans mit «Apostle» von britischen Folk-Horror-Filmen inspiriert. Er lässt es ungewohnt gemächlich angehen, verzichtet dennoch nicht auf einen gewissen Härtegrad.

Ein Mann auf einer Mission

Der verschlossen wirkende Thomas Richardson (Dan Stevens, «Legion») macht sich im Jahr 1905 auf den Weg nach Erisden, einer abgelegenen Insel. Dort will er seine Schwester Jennifer (Elen Rhys, «World War Z») aus den Fängen eines religiösen Bundes befreien. So mischt er sich unter das Volk, welches dem Propheten Malcolm (Michael Sheen, «Passengers») gehorcht.

Der einstige Priester trifft unter anderem auf die hilfsbereite Andrea (Lucy Boynton, «Sing Street») und den sinisteren Quinn (Mark Lewis Jones, «Troja»). Nach und nach öffnen sich menschliche Abgründe und die Zeit für die Rettung läuft ab.

Netflix Plakat
Je nach Vorlieben zeigt Netflix andere Film-Plakate an. - zvg

Langsamer Aufbau, garstiger Schlussakt

Ähnlich wie Richardson stösst der Zuschauer langsam auf die Geheimnisse der verschworenen Gemeinde. Im Film finden sich angerissene Geschichten, welche aber schnell fallen gelassen werden. Die Laufzeit von über zwei Stunden ist im Hinblick auf die Erzählstruktur zu lange geraten. Die Handlung des Films verläuft relativ geradlinig. 

Wirklich etwas Neues wird dem Genre hier bezüglich der Handlung nicht abgewonnen. Dafür ist die Inszenierung der Kämpfe sehr gelungen. Die Auseinandersetzungen sind heftig und mit einer visuellen Energie umgesetzt. Löblicherweise verzichtet man auf zu viel Computereffekte und legt Wert auf praktische Arbeit.

Fazit

Das Thema des religiösen Fanatismus setzt Evans mit einem Auge für kühle Bildkompositionen um. Dabei vergisst er allerdings, den Figuren etwas mehr Leben einzuhauchen. Wie die Hintergründe des Kults funktionieren und was die Motivationen einzelner Beteiligter betreffen, diesbezüglich hätte man sich mehr Informationen gewünscht. Nach einer zähen ersten Hälfte wird das Terror-Element aufgedreht, was in einer überraschend beklemmend inszenierten Sequenz gipfelt. 

Einige Wendungen sorgen dafür, dass die Spannung lange besteht. Gegen Ende pfeift Evans auf jegliche Subtilität und lässt ein Inferno aus knackenden Genicken und kaputten Körpern auf den Zuschauer los. Das mag nicht jedem gefallen, «Apostle» passt aber dadurch zum ausschweifenden Stil des Regisseurs. Jetzt muss der Filmemacher nur noch lernen, die Geschichte kürzer zu halten. 

★★★☆☆

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