ETH Zürich entschuldigt sich bei Studis für enge Prüfungssituation
Die Prüfungssession an der ETH Zürich hat begonnen – gleichzeitig taucht ein Bild eines überfüllten Prüfungsraumes auf. Die Rektorin entschuldigt sich.

Das Wichtigste in Kürze
- Studierende der ETH Zürich beklagen sich über die Präsenzprüfungen vor Ort.
- Ein Bild, dessen Echtheit Nau.ch überprüft hat, zeigt einen überfüllten Raum.
- Die ETH Zürich entschuldigt sich für den Vorfall, «das hätte nicht passieren dürfen».
Ein Bild, das vor einem Jahr noch keinen gestört hätte, sorgt heute für den Eklat. Dutzende Studierende sitzen eng aufeinander in einem Raum – und das stundenlang. Das war für Studierende der ETH Zürich bittere Realität.
Am Montag hat die Prüfungsession begonnen. Die Umstände, welche ein Bild auf der Social-Media-Plattform Reddit zeigt, erscheinen kaum Corona-konform. «Es war völlig lächerlich», kommentierte ein Student die Situation.
Studierende haben sich mit dem Foto an Nau.ch gewendet und beklagen die Umstände. Auch die Proben für die Sessionsprüfungen finden vor Ort statt. Repetitionsprüfungen bietet die ETH Zürich vor dem Sommer 2021 keine an.

Die Studierenden sind überzeugt, dass die Umstände dazu verleiten, trotz Krankheitssymptomen an den Prüfungen teilzunehmen. Bei einer Abwesenheit würde sich ihr Studium um mindestens ein Semester verlängern.
Das Verhalten der ETH Zürich gegenüber den Studierenden und dem Gemeinwohl sei «nicht zu rechtfertigen», nerven sich die Studis. Die ETH hat die Echtheit des Fotos bestätigt.
Hauptsache keine Negativschlagzeilen?
Nau.ch liegt eine Mitteilung vor, welche die Rektorin der ETH Zürich an alle Studierenden verschickt hat. Darin geht es um das Schutzkonzept für die Prüfungssession.
Unter anderem werden Studierende angewiesen, den Campus direkt nach der Prüfung zu verlassen. So solle verhindert werden, dass in der Presse «Bilder von undisziplinierten Warteschlangen oder Gruppen» auftauchen. Begleitet wurde diese Anweisung von einem Schweizer Kinderreim:
«[…] Jetzt isch Ziit zum hei-gah
Ufem Wäg nöd ume stah
Und nöd wie-n-es Schnäggli gah.»
Was damit bezweckt werden soll, ist den Studierenden ein Rätsel.
Trotz mehrmaligem Nachfragen konnte sich die ETH Zürich am Dienstag nicht erklären, wie es zum Vorfall kam. Am Abend erklärt sie schliesslich gegenüber Nau.ch, dass sich Rektorin Springman zuerst bei den Schülern persönlich per E-Mail entschuldigen wollte.
Der Inhalt des Schreibens mit dem Kinderreim sei «in der Tat unglücklich formuliert», gibt die ETH zu. Die Gesundheit der ETH-Angehörigen stehe auch in den Prüfungssessionen an erster Stelle. Der Hinweis auf unvorteilhafte Bilder habe lediglich betonen sollen, dass Versammlungen nach Prüfungen derzeit nicht möglich seien.
ETH Zürich: «Das hätte nicht passieren dürfen»
Am Montag wurden an der ETH Zürich 39 Präsenzprüfungen durchgeführt, erklärt ein ETH-Sprecher. «In zwei Fällen wurden die Corona-Schutzmassnahmen seitens ETH ungenügend umgesetzt», gestehen die Verantwortlichen. Die Abstandsregeln hätten nicht konsequent eingehalten werden können.
Bei einer Prüfung, welche gemäss ETH auf dem Foto abgebildet ist, lag der Fehler bei der Raumzuteilung. «Mit dieser hohen Belegung würde an der ETH auch in nicht-Pandemiezeiten keine Prüfung durchgeführt.» Trotzdem sind die Verantwortlichen überzeugt, dass der Abstand von 1,5 Metern und Maskenpflicht jederzeit eingehalten wurden.

Nichtsdestotrotz: «Das widerspricht unserem Grundsatz», stellt die ETH klar und hält fest: «Das hätte nicht passieren dürfen.» Die ETH wolle für den maximalen Schutz für Studierende und Dozierende sorgen. Die Signalisation wurde in der Zwischenzeit verbessert und die Prüfungsexperten nochmals sensibilisiert.
Doch warum führt die ETH Zürich an einem Tag fast 40 Prüfungen vor Ort durch? «Bei den schriftlichen Sessionsprüfungen ist die physische Präsenz aus Sicht der ETH unerlässlich.» Sie seien für das Weiterkommen im Studium entscheidend. Die Durchführung vor Ort stelle die «grösstmögliche Fairness» sicher.