Not in Zürich: Auch 80-Jährige dürfen jetzt Kindergärtner sein
In Zürich fehlt es an Kindergärtnern – so sehr, dass jetzt Rentner und Primarlehrer aushelfen sollen. Nicht alle sind vom Plan begeistert.
Das Wichtigste in Kürze
- In Zürich herrscht ein akuter Lehrpersonen-Mangel in Kindergärten.
- Deshalb hat das Volksschulamt jetzt Massnahmen eingeleitet.
- Unter anderem können Kindergärtner jetzt auch nach 70 noch ihrem Beruf nachgehen.
Für das kommende Schuljahr fehlt es in Zürcher Kindergärten aktuell an 40 Lehrpersonen – das ist prekär.
Deshalb hat das Volksschulamt jetzt Massnahmen getroffen. So dürfen Kindergärtnerinnen neu auch nach dem 70. Lebensjahr noch arbeiten. Studenten der Pädagogischen Hochschule PH können ausserdem ihr Studium ab sofort für ein Praxisjahr unterbrechen.
Primarlehrer dürfen nach Crash-Kurs in den Kindergarten
Um den Mangel in den Kindergärten zu verhindern, holt man sich nun auch Primarlehrer dazu. Diese dürfen nach einem Crash-Kurs im Sommer von jetzt an auch Kindergärteler unterrichten. Als weitere Massnahme soll der Wiedereinstieg in den Beruf vereinfacht werden. Ausserdem soll das Arbeitspensum 35 Prozent nicht unterschreiten.
Brigitte Mühlemann vom Volksschulamt Zürich zeigt sich zuversichtlich. «Wir gehen davon aus, dass die Stellen besetzt werden können» sagt sie zu Nau. Dar Mangel sei darauf zurückzuführen, dass einerseits die Schülerzahlen zunehmen, andererseits viele Lehrpersonen das Pensionsalter erreichen.
Weniger gross ist die Euphorie beim Verband Kindergarten Zürich. «Das ist Pflästerlipolitik», sagt Präsidentin Brigitte Fleuti. Es fehle ein Konzept. Ausserdem werde das Grundproblem dadurch nicht gelöst.
«Rahmenbedingungen müssen verbessert werden»
Um den Lehrpersonen-Mangel in Kindergärten längerfristig zu verhindern, müssen ihrer Meinung nach die Rahmenbedingungen verbessert werden. «Kindergarten-Lehrpersonen machen ihre Ausbildung an der gleichen Institution wie Primarlehrpersonen, haben aber einen tieferen Lohn und können nicht 100 Prozent arbeiten», bemängelt sie.
Sie bezweifelt deshalb, dass sich genügend Primarlehrer für die offenen Stellen finden lassen. «Das wären erhebliche Einbussen», gibt sie zu bedenken. Auch sei diese Massnahme nicht neu, bereits in der Vergangenheit seien Primarlehrer dazu aufgerufen worden, in Kindergärten zu arbeiten.
Dass auch über 70-Jährige noch mit den Kindern arbeiten sollen, überrascht sie. Es zeige, wie verzweifelt man nach Lösungen suche, so Fleuti.