Die grosse Mehrheit der Erwerbstätigen in der Schweiz hält die Gleichstellung von Mann und Frau für nicht erreicht. Dies zeigt das erste Nationale Barometer zur Gleichstellung.
elektronische Gesundheitsakte
Die elektronische Gesundheitsakte soll die Verwaltung von Gesundheitsdaten vereinfachen. (Symbolbild) - Keystone

Die grosse Mehrheit der Erwerbstätigen in der Schweiz hält die Gleichstellung von Mann und Frau für nicht erreicht. Dies zeigt das erste Nationale Barometer zur Gleichstellung der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit und des Meinungsforschungsinstituts gfs.bern, das von der Schweizerischen Konferenz der Gleichstellungsbeauftragten SKG in Auftrag gegeben wurde. Acht von zehn Erwerbstätigen nehmen eine allgemeine Lohnungleichheit zuungunsten der Frauen wahr. Zwei Fünftel der befragten Frauen fühlten sich bereits einmal beim Lohn diskriminiert. Die Mehrheit der Befragten erachtet Massnahmen zur Verbesserung der Lohngleichheit als notwendig und sinnvoll.

Bereits 2016 gab die Schweizerische Konferenz der Gleichstellungsbeauftragten SKG eine breit rezipierte Studie zu den Auswirkungen von Teilzeitarbeit auf die Altersvorsorge in Auftrag. Mit dem Nationalen Barometer zur Gleichstellung mit Fokus auf Lohngleichheit nimmt sie sich eines weiteren wichtigen Gleichstellungsthemas an.

Diskriminierungsverbot und Gleichstellungsgebot sind in der Verfassung und im Gleichstellungsgesetz verankert. Die Verfassung gebietet die Gleichstellung in der Familie, bei der Arbeit und in der Ausbildung. Sie legt auch fest, dass Frauen und Männer Anspruch auf gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit haben. Das Gleichstellungsgesetz verbietet Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts im Erwerbsleben: von der Anstellung über den Lohn, die Weiterbildung und die Kündigung bis zur sexuellen und sexistischen Belästigung am Arbeitsplatz. Soweit das Recht. Doch was sagen die Erwerbstätigen in der Schweiz dazu? Dazu existierte bis anhin keine repräsentative Umfrage. Mit dem Nationalen Barometer zur Gleichstellung, einem «Druckmesser», wurde nun die Wahrnehmung der Schweizer Erwerbstätigen zum Stand der tatsächlichen Gleichstellung erhoben.

Im Auftrag der SKG hat die Hochschule Luzern – Soziale Arbeit in Zusammenarbeit mit gfs.bern im Sommer 2018 in einer repräsentativen Online-Umfrage 1'852 erwerbstätige Personen zwischen 18 und 65 Jahren zu ihrer Wahrnehmung von Gleichstellung und Lohngleichheit befragt. Die Ergebnisse des Nationalen Barometers 2018 der SKG decken sich mit Ergebnissen aus nationalen und internationalen Umfragen.

Die Einschätzungen der Befragten im Rahmen des Nationalen Barometers Gleichstellung 2018 zeigen:

Für die grosse Mehrheit der Befragten ist die Gleichstellung von Mann und Frau in Familie, Ausbildung und Arbeit, wie sie die Bundesverfassung verlangt, nicht erreicht.

Frauen schätzen die Gleichstellung als weniger erreicht ein als Männer – bei der Lohngleichheit, aber auch bei Führungspositionen und in der Politik.

17% der Frauen und knapp 2% der Männer berichten von erfahrener sexueller oder sexistischer Belästigungen am Arbeitsplatz.

Gut 8 von 10 Erwerbstätigen nehmen eine allgemeine Lohnungleichheit zuungunsten der Frauen wahr.

Ein Drittel der Erwerbstätigen vermutet Lohndiskriminierung an ihrem aktuellen Arbeitsplatz. Bei den Frauen ist es beinahe jede zweite Frau. Mit steigender Zahl an Mitarbeitenden in einem Unternehmen wird vermehrt unternehmensinterne Lohndiskriminierung vermutet. Diese Einschätzung wird am häufigsten von Personen in unteren und mittleren Kaderfunktionen geäussert.

98% der Frauen und 88% der Männer sprechen sich für Massnahmen zur Verbesserung der Lohngleichheit aus.

Mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen (57%) fühlte sich im Arbeitsleben schon einmal aufgrund des Geschlechts diskriminiert. Frauen (71%) berichten deutlich häufiger als Männer (43%) von Diskriminierungserfahrungen.

Seit vielen Jahren ist Lohngleichheit für die Gleichstellungsfachstellen ein wichtiges Thema.

Wie eine Befragung der Equality and Human Rights Commission EHRC zeigt, wirkt sich Lohnungleichheit direkt auf das Verhältnis der Angestellten zu ihren Arbeitgebenden aus, auf das Wohlbefinden der Menschen und ebenso auf die Qualität ihrer Arbeit. Fehlende Gleichstellung und fehlende Gleichstellungsmassnahmen kommen nicht nur Frauen teuer zu stehen, sondern schaden der Wirtschaft und der Gesellschaft als Ganzes. Der Forderung nach tatsächlicher Gleichstellung nachzukommen, nicht nur in Bezug auf Lohngleichheit, bleibt somit in der Verantwortung aller.

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