Opfer von Medikamentenskandal spricht über seine Erfahrungen
Auch in der Psychiatrischen Klinik Wil SG wurden Medikamente an Patienten getestet. Dass Missstände aufgedeckt werden sei zwar gut, sagt Walter Emmisberger, der selbst Opfer solcher Tests wurde. Betroffene hätten aber mehr von unbürokratischer finanziellen Unterstützung.
Laut dem «St. Galler Tagblatt» will die Klinik nun prüfen, ob eine historische Aufarbeitung nötig ist. Auch der Kanton St. Gallen begrüsse es, dass Transparenz geschaffen werden soll, lässt sich das Gesundheitsdepartement zitieren.
Ein weiteres prominentes Beispiel aus der Ostschweiz ist die Klinik in Münsterlingen TG. Auch dort wurden Versuche an Patienten durchgeführt. Einer, der von diesen Versuchen selbst betroffen war, ist Walter Emmisberger. Als Jugendlicher verbrachte er immer wieder Zeit in der psychiatrischen Klinik am Bodensee und wurde für medizinische Tests missbraucht.
Aus eigener Erfahrung weiss er, die Verarbeitung solcher Erlebnisse ist ein langer Weg. Für finanzielle Entschädigung in Form von Sofortzahlungen müssen Opfer lange lange kämpfen. Und auch dann steht die eigentliche Aufgabe erst bevor: Die Verarbeitung solcher Erlebnisse beschäftigt Betroffene ein Leben lang. Nau trifft Walter Emmisberger an seinem heutigen Wohnort in Fehraltdorf ZH und spricht mit ihm über seine Erlebnisse und die Bedeutung des öffentlichen Dialogs.
Medikamententests an Patienten waren früher einfach üblich. Vor rund 50 Jahren hat sich niemand etwas dabei gedacht, wenn nicht zugelassene Substanzen an Betroffenen getestet wurden - ohne Einwilligung. Sei es in Herisau, Basel oder Luzern, diese Praxis war usus, schweizweit sind rund 4000 Menschen betroffen. Recherchen des «St. Galler Tagblatts» und der SRF Sendung «Schweiz aktuell» zeigen, dass auch die psychiatrische Klinik Wil betroffen war.
Das Wichtigste in Kürze
- Auch in der Psychiatrischen Klinik Wil SG wurden in der 70er Jahren Medikamente an Patienten getestet.
- Das zeigen Recherchen des «St.Galler Tagblatts» und «Schweiz aktuell».
- Die Opfer haben einen langen Weg vor sich, sagt Walter Emmisberger, der selbst für Medikamententests missbraucht wurde.