Gipfeltreffen in Nordkorea: Abrüstung und Olympia-Kandidatur

Benedikt Theiler
Benedikt Theiler

Nordkorea,

Erster Erfolg beim Gipfeltreffen in Nordkorea. Die beiden Staaten einigen sich auf die atomare Abrüstung und eine gemeinsame Olympia-Kandidatur.

Nordkorea
Südkoreas Präsident Moon Jae In und der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un schreiten gemeinsam im Paekhwawon State Guesthouse in Pjöngjang, Nordkorea. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Südkoreas Präsident Moon ist mit 200 Delegierten an einem Gipfeltreffen in Nordkorea.
  • Bereits wurde ein erstes Abkommen zur Denuklearisierung unterzeichnet.
  • 2032 will man gemeinsam für die Olympischen Spiele kandidieren.

Noch vor einem Jahr liessen die Beziehungen zwischen Nordkorea und dem Westen nichts Gutes vermuten: Der Ton zwischen US-Präsidenten Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un war scharf. Nun scheinen die Beziehungen zwischen dem Norden und dem Süden auf einem historischen Hoch. Mit einer Delegation von rund 200 Personen aus Politik und Wirtschaft ist Südkoreas Staatschef Moon Jae In derzeit in Pjöngjang. Es ist erst das dritte Mal, dass ein südkoreanischer Staatschef die Hauptstadt im Norden besucht.

Kriegsgefahr beseitigen

Bereits heute, am zweiten Tag des dreitägigen Gipfeltreffens, haben die beiden Seiten ein Abkommen unterzeichnet. Darin wird vereinbart, die koreanische Halbinsel von Atomwaffen zu befreien. Moon sagte dazu, dass nun beide Länder «jegliche Kriegsgefahr» beseitigen wollen. Als einer der ersten Schritte erklärte sich demnach Nordkorea bereit, seine grösste Atomanlage Yongbyon abzubauen und zur Überwachung der Fortschritte internationale Atominspekteure ins Land zu lassen. Als Gegenleistung bietet der Süden die wirtschaftliche Zusammenarbeit. So sollen etwa der gemeinsame Industriepark in Kaesong nördlich der innerkoreanischen Grenze wieder in Betrieb genommen werden.

Kim Jong Un sicherte zudem zu, noch vor Jahresende die südkoreanische Hauptstadt Seoul zu besuchen. Es wäre der erste Besuch eines nordkoreanischen Machthabers seit der Spaltung vor 70 Jahren.

Ein Südkoreaner schaut sich auf einem Fernseher in einem Bahnhof die Zeremonie zwischen Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un und dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In in Pjöngjang an.
Ein Südkoreaner schaut sich auf einem Fernseher in einem Bahnhof die Zeremonie zwischen Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un und dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In in Pjöngjang an. - Keystone

Aufatmen im Süden

Diese Ankündigung lässt den Westen, und insbesondere Südkorea, weiter aufatmen. Mit dem Aufeinandertreffen von US-Präsident Trump und Nordkoreas Kim Jong Un in Singapur wurde eine neue Ära der diplomatischen Beziehungen zwischen dem Westen und Nordkorea eingeläutet. Schon damals versprach Kim die atomare Abrüstung des Nordens. Doch man hatte sich auf keinen Zeitplan geeinigt, woraufhin schnell Kritik laut wurde, der nordkoreanische Machthaber meine es mit der Abrüstung nicht ernst. Ende August sagte Trump darum eine Reise seines Aussenministers Mike Pompeo nach Nordkorea, wegen «nicht ausreichenden Fortschritten» ab.

Nun scheint es so, als ob Moon das Heft selbst in die Hand genommen hat und die stockenden Verhandlungen zwischen Nordkorea und den USA wieder in Gang setzten will. Kommende Woche wird Moon die Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York besuchen und möglicherweise dem US-Präsidenten über die Gespräche in Pjöngjang berichten. Dann wird sich zeigen, ob die USA bereit sind, die kürzlich ins Stocken geratenen Verhandlungen wieder aufzunehmen.

Kim Jong Un
Seit dem Treffen von Kim Jong Un und Donald Trump haben sich die Beziehungen von Nordkorea und Südkorea verschlechtert. - Keystone

Daraufhin lässt der neuste Tweet des US-Präsidenten hindeuten. Er bezeichnet auf Twitter das Gipfeltreffen in Pjöngjang als «sehr spannend» und begrüsst die Zusage Kim Jong Uns zum Rückbau einer Test- und Startanlage im Beisein internationaler Inspekteure. Nun hoffe man auf «bedeutende und überprüfbare» Schritte in Richtung einer atomaren Abrüstung, hiess es aus dem Aussenministerium aus Washington.

Olympische Spiele als Wegbereiter

Ursprung der Entspannung zwischen den beiden Staaten waren vor allem die vergangenen Olympischen Winterspiele in Südkoreas Pyeongchang. Man war mit einer gemeinsamen Delegation unter einer gemeinsamen Flagge aufgelaufen und hatte somit die symbolische Gunst der Stunde des Sports genutzt, um auch die politische Annäherung vorzubereiten. Nun hat Korea das Experiment an den Asian Games in Indonesien wiederholt und ist in einigen Events mit gemeinsamen Teams aufgelaufen. Nun will Korea auch an den Olympischen Sommerspielen in Tokio (JPN) unter gemeinsamer Flagge auftreten und sich für die Olympischen Sommerspiele 2032 gemeinsam bewerben, wie Moon heute Morgen erklärte.

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