Wodka Museum in Warschau soll Image aufwerten
Das neue Wodka-Museum in Warschau befasst sich mit der Bedeutung des Wodkas in Polen: «Es ist Teil unserer DNA, unserer Geschichte, unseres Erbes».
Das Wichtigste in Kürze
- In Warschau versucht das neue Wodka-Museum die Bedeutung des Wodkas in Polen darzustellen.
- Die Ausstellung zeigt Polens lange Wodka-Tradition und will mit Stereotypen aufräumen.
Ist Wodka stolzer Bestandteil der polnischen Identität oder eine nationale Plage mit jährlich tausenden Alkoholtoten? Dieser Debatte stellt sich ein neues Wodka-Museum, das in der polnischen Hauptstadt Warschau eröffnet hat. Das Museum ist in einer ehemaligen Brennerei untergebracht – ausgerechnet in einem für seine Trinker und Obdachlosen berüchtigten Stadtteil. Die Ausstellung zeigt Polens lange Wodka-Tradition und will gleichzeitig mit negativen Stereotypen aufräumen.
«Es ist Teil unserer DNA, unserer Geschichte, unseres Erbes und unserer Tradition», sagt Andrzej Szumowski, Präsident des Polnischen Wodka-Verbands, der das neue Museum mitfinanziert hat. «So wie es keine französische Geschichte ohne Cognac oder Champagner gibt, keine britische Geschichte ohne Gin oder Scotch Whiskey und keine mexikanische Geschichte ohne Tequila, so kann man auch nicht über polnische Geschichte sprechen, ohne Wodka zu erwähnen», sagt der Lobbyist.
Exklusives Recht des Adels
Polen war das Reich von Bier und Met, bevor im 15. Jahrhundert der Wodka auftauchte und die Trinkgewohnheiten auf den Kopf stellte. Damals begann der Landadel, einen steigenden Anteil der Weizenernte für die Spirituosenproduktion zu verwenden. Das Monopol, das erst Ende des 18. Jahrhundert vollständig verschwand, gab dem Adel das exklusive Recht zur Einfuhr, Herstellung und Verkauf von Alkohol auf seinen Ländereien.
Die Adligen hatten sogar das Recht, den Kauf einer bestimmten Menge Alkohol von ihren Leibeigenen zu verlangen. Benannt nach dem polnischen Wort für Wasser «woda» diente Wodka sogar als Tauschwährung in Zeiten der Knappheit. Nach dem Ersten Weltkrieg machte das staatliche Alkoholmonopol nach Angaben der polnischen Ausgabe von Forbes zehn Prozent des Staatshaushalts aus, nach dem Zweiten Weltkrieg sogar bis zu 15 Prozent. Polen produziert nach Angaben des nationalen Spirituosenverbandes ZPPPS derzeit fast 100 Millionen Liter reinen Alkohol pro Jahr. Damit gehört das Land neben den USA, der Ukraine und Russland zu den weltweit führenden Produzenten.
«Leider sind wir aber vor allem beim Alkoholkonsum herausragend», sagt Krzysztof Brzoska, Leiter der Alkoholpräventions-Behörde PARPA. «Fast der gesamte hier produzierte Alkohol landet auf dem heimischen Markt.» Polens Bürger trinken demnach immer mehr, aktuell stehe Bier in der Gunst ganz oben.
«Wenn wir trinken, dann richtig»
Während das benachbarte Litauen den höchsten Pro-Kopf-Alkoholkonsum in Europa habe, seien die Polen bei der auf einen Schlag konsumierten Menge führend. «Wir trinken nicht so oft wie Franzosen oder Italiener, aber wenn wir trinken, dann richtig», erklärt Brzoska. Jedes Jahr sterben nach seinen Angaben etwa 1500 Polen an einer Alkoholvergiftung.
Bei einer Bevölkerung von 38 Millionen Menschen seien mehr als 800.000 alkoholabhängig, schätzt der auf Alkoholprobleme spezialisierte Psychiater Dariusz Wasilewski. Doch die Zahl derer mit gesundheitsgefährdenden Trinkgewohnheiten sei drei bis vier Mal höher. «Ich kann einfach nicht akzeptieren, dass sich der Nationalstolz auf ein alkoholisches Getränk stützt», klagt er.
Für Tadeusz Dorda, Marketingchef der Marke Chopin, kann Wodka-Trinken auch eine Kunst sein: «Wir wollen intelligent darüber reden», sagt er. Zum Beispiel müsse Wodka keineswegs eiskalt serviert werden. Tatsächlich betonen einige Wodka-Connaisseurs, man erkenne seine Güte bei einer Temperatur zwischen sechs und acht Grad Celsius. Dann erlebe man den besonderen Geschmack und Duft, abhängig vom Hauptbestandteil sowie Ort und Zeit der Herstellung, sagt Dorda. Wodka auf Kartoffelbasis ist schwerer und süsser, die Roggenversion leichter und bitterer. Auf Weizenbasis hat Wodka den mildesten Geschmack.