Helikoptereltern sind Eltern, die kontrollierend über ihren Kindern kreisen. Welche Konsequenzen hat das, wenn die Söhne und Töchter erwachsen werden?
Jugendliche
Für Helikoptereltern ist es besonders schwer, von den Kindern loszulassen. - Unsplash

Das Wichtigste in Kürze

  • «Helikoptereltern» kam Anfang der 2000er-Jahre als Begriff für überbehütende Eltern auf.
  • Eltern sollten Kinder dagegen befähigen, ihre eigenen Entscheidungen treffen zu lernen.
  • Je mehr Verantwortung ein Kind übernehmen lernt, desto besser kommt es im Leben klar.
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Gerade wird eine Generation Kinder erwachsen, deren Eltern nicht den allerbesten Ruf haben. Zu umsorgend, zu behütend, zu kontrollierend seien sie, kreisten immer über ihren Kindern.

Anfang der 2000er-Jahre prägte eine US-Familientherapeutin dafür den Begriff «Helikoptereltern».

Starten Jugendliche, die unter solchen Einflüssen heranwachsen, anders ins selbstständige Erwachsenenleben?

Auch wenn die Nabelschnur schon vor rund zwei Jahrzehnten durchtrennt wurde, geht es in dieser Lebensphase erneut ums Abnabeln, um die Fähigkeit, auf eigenen Beinen zu stehen, Entscheidungen zu treffen und die Verantwortung dafür zu übernehmen.

Doch kann das gelingen, wenn es die Eltern sind, die das Band nicht loslassen wollen?

Eltern haben mehr Ängste

«Was tatsächlich zugenommen hat, sind die Ängste von Eltern die Zukunft ihrer Kinder betreffend», beobachtet Claus Koch. Der Psychologe erforscht, wie Bindungen zwischen Eltern und Kindern entstehen und was sie beeinflusst, gerade auch in den Jugendjahren.

Mehr als in früheren Generationen neigten sie dazu, Gefahren von ihren Kindern abwenden zu wollen und zugleich den Leistungsgedanken zu betonen.

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Manchen Eltern fällt es während der Schulzeit schon schwer, das Kind nicht bis ins Klassenzimmer zu bringen. Noch schwerer fällt es, wenn die lieben «Kleinen» dann 10, 15 Jahre später das Nest verlassen. - Frank Rumpenhorst/dpa/dpa-tmn

Koch rät allerdings dazu, nicht alle Eltern jener Generation in die Helikopter-Schublade zu stecken, die sich feinfühlig um ihre Kinder kümmerten.

«Für die Entwicklung von Kindern ist es wichtig, dass sie sich sicher und geborgen fühlen, dass sie Anerkennung und Resonanz erfahren. Das versetzt sie in die Lage, sich zu selbstständigen und verantwortungsbewussten Erwachsenen zu entwickeln», sagt Koch.

Eigene Entscheidungen treffen

«Für Eltern sollte es um die Frage gehen, wie sie ihr Kind dazu befähigen, eine eigene Entscheidung zu treffen», sagt auch Mirjam Uchronski. In der Studienberatung berät sie junge Menschen, die noch auf der Suche sind.

Dass sie grundsätzlich unentschlossener seien – auch, weil ihre Eltern ihnen viele Dinge abgenommen haben – findet sie nicht.

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Zu behütet? Manchmal können die Ängste der Eltern das Erwachsenwerden der Kinder erschweren. - Evgenia Sunegina/Westend61/dpa-tmn

«Sie wissen oftmals noch nicht so viel über sich selbst. Aber es gibt genauso diejenigen, für die von Kindheit an feststeht, dass sie beispielsweise einmal als Ärztin arbeiten werden.»

Die Studienberatung bietet manchmal auch Infoveranstaltungen für Eltern – aber nicht mit dem Ziel, dass Mutter und Vater dann ihren Kindern die Entscheidung über ein Studienfach abnehmen.

«Es geht eher darum, Wissen darüber zu vermitteln, wie ein Studium heute funktioniert und wo man Informationen bekommt», sagt Uchronski.

Eine solche Fülle an Möglichkeiten habe es früher nicht gegeben, «diese Entwicklung muss man als Eltern auch sehen, ebenso wie die Tatsache, dass ein Studium heute anders abläuft als zu ihrer Jugend».

Die eigenen 30 Jahre alte Vorlesungsskripte geben kaum ein realistisches Bild der aktuellen Anforderungen eines Ingenieurstudiums.

Und der Rat, sich mal in Vorlesungen anderer Fachbereiche umzuschauen, lässt sich heute nur noch schwer umsetzen.

Übermässige Kontrolle macht unsicher

Als Gesprächspartner für sein Kind da zu sein, das sei die beste Unterstützung, die Mütter und Väter anbieten könnten, sagt Uchronski:

«Für die Jugendlichen sind sie schliesslich diejenigen, die sie am besten kennen und ihnen helfen können, mehr über sich herauszufinden.»

Problematisch wird es dagegen, wenn sie eigene Sorgen auf ihre Kinder projizieren und ihnen nicht zutrauen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen:

«Wenn man Kinder und Jugendliche ständig überwacht, lernen sie nicht, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen und sorgsam mit sich umzugehen», sagt Psychologe Claus Koch.

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Beim Start der Kinder ins selbstständige Erwachsenenleben helfen Eltern noch beim Einzug in die erste Wohnung. Schwerer fällt es, dann auch wirklich loszulassen. - Christin Klose/dpa-tmn

Übermässige Kontrolle mache unsicher, «die Kinder müssen ja zu der Überzeugung kommen, dass die Welt gefährlich ist, wenn sie ständig überwacht werden».

Generation Z nennt man die um die Jahrtausendwende geborenen jungen Menschen auch.

Susanne Böhlich, Professorin an der IU Internationale Hochschule mit Schwerpunkt Personalmanagement, untersucht, mit welchen Vorstellungen und Erwartungen sie in den Beruf geht.

«Die Generation Z legt grossen Wert auf Planbarkeit und Sicherheit», beobachtet Böhlich. Und sie schauten, was realistisch machbar ist.

Liegt es an den übervorsichtigen Eltern? Möglich sei das, sagt Böhlich, aber ähnlich wichtig seien die Themen, mit denen die jungen Menschen in ihrem bisherigen Leben konfrontiert waren, die Klimakrise und nicht zuletzt die Corona-Pandemie:

«Wir sehnen uns alle derzeit nach mehr Planbarkeit. Spannend wird sein, wie sich die Lebenseinstellung der Generationen durch Corona verändert.»

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