So teuer ist es, in der Schweiz ein Kind aufzuziehen
Sind Kinder in der Schweiz ein Luxus? Beachtet man die direkten und indirekten Kosten bis zum 18. Lebensjahr, läppert sich tatsächlich einiges zusammen!

Das Wichtigste in Kürze
- Die direkten Ausgaben für ein Kind betragen durchschnittlich 1525 Franken pro Monat.
- Die indirekten Kosten können um ein Vielfaches höher sein.
- Die Gesamtkosten können zwischen 500'000 Franken bis zu 2,5 Millionen Franken betragen.
Kinderbett, Strampler, Windeln, Kinderwagen: Bereits die Grundausstattung für ein Baby kostet viel. Danach geht es weiter mit Velo, Spielzeug, Schulmaterialien etc. Die Ausgaben für ein Kind bis zur Volljährigkeit sind enorm. Studiert das Kind später, wird es noch teurer.
Dass Kinder nicht nur süss und die Erfüllung eines tief gehegten Wunsches, sondern auch einiges kosten, ist klar. Deshalb ist es berechtigt, sich zu fragen, mit welchen Ausgaben werdende Eltern rechnen müssen.
Wie hoch die Gesamtkosten sind, lässt sich pauschal allerdings nicht sagen. Die weit verbreitete Annahme, dass ein Kind in der Schweiz eine Million Franken koste, ist nur teilweise richtig. Denn der Betrag hängt auch damit zusammen, wie viele Kinder bereits im Haushalt sind, wie viel die Eltern verdienen und in welchem Arbeitsverhältnis sie sind.
Durchschnittliche Kosten von 1525 Franken pro Monat
Was würden Sie mit zusätzlichen 1525 Franken pro Monat anstellen? Sich luxuriöse Kleidung und Uhren leisten, lange Reisen unternehmen oder ein teures Hobby anfangen? Entweder Sie investieren das Geld in Ihr eigenes Vergnügen – oder in das Vergnügen, ein Kind grosszuziehen.
Laut der Zürcher Kinderkosten-Tabelle des Zürcher Jugendamts vom 1. Januar 2021, die viele Kantone als Referenz nutzen, kostet ein Kind im Schnitt nämlich 1525 Franken pro Monat. Bis zur Erreichung des 18. Lebensjahrs ergibt das einen Gesamtbetrag von circa 330'000 Franken.

Aber: Dieser Betrag berücksichtigt nur die direkten Kosten. Diese beinhalten alles, was Eltern für den Nachwuchs benötigen: Kleidung, Lebensmittel, Spielzeug, Windeln, Ausgaben für Hobbys und Bildung. Hunderttausende von Franken können zusätzlich durch indirekte Kosten hinzukommen.
Kosten steigen mit dem Alter
Doch zunächst zu den direkten Kosten: Die Berner Kantonalbank rechnet auf ihrer Seite vor, wie hoch die Ausgaben für ein Kind je nach Lebensabschnitt sind.
Die Erstausstattung kann mehrere tausend Franken kosten, selbst wenn einige Artikel gebraucht sind. Nach der Geburt fallen monatliche Kosten an – für Nahrungsmittel, Waschmittel und Windeln, Krankenkassenprämien, Spielzeug etc. Die Kosten werden auf durchschnittlich 300 bis 400 Franken geschätzt.

Mit dem Wachstum des Kindes steigen auch die Kosten. Für ein Einzelkind zwischen einem und vier Jahren werden monatliche Ausgaben von etwa 1320 Franken veranschlagt. Wenn das Kind eine Krippe besucht, können zusätzlich bis zu 2000 Franken pro Monat anfallen.
Vom fünften bis zum zwölften Lebensjahr steigen die Ausgaben auf rund 1'465 Franken pro Monat an; von dreizehn bis achtzehn Jahren sogar auf etwa 1'790 Franken monatlich. Grössere Anschaffungen wie Velos oder Laptops sowie Hobbys wie Musik- oder Sportunterricht erhöhen diese Kosten weiter.
Studiert das Kind später, dauert die Unterstützung oft noch länger an. Ein Studium mit Miete für ein WG-Zimmer kosten die Eltern laut Berner Kantonalbank zwischen 1500 Franken und 2500 Franken monatlich.
Übrigens: Ein zweites oder drittes Kind kostet in der Regel weniger als das erste, da teure Erstanschaffungen wie Wickelkommode oder Kinderwagen nicht mehr getätigt werden müssen. Auch variieren die Lebenshaltungskosten je nach Kanton.
Je mehr Einkommen, desto höher die Kosten
Nicht einberechnet in diesem Betrag sind Ausgaben für die Fremdbetreuung und indirekte Kosten. Letztere machen einen erheblichen Anteil der Gesamtkosten aus, sind aber schwieriger zu berechnen.
Oft reduziert mindestens ein Elternteil sein Arbeitspensum. Eine reduzierte Arbeitszeit bedeutet aber geringere Beiträge zur Altersvorsorge (AHV und Pensionskasse), was zu Vorsorgelücken führen kann. Dies fliesst in die Berechnung der indirekten finanziellen Folgen.
Mit der Geburt des ersten Kindes erleidet die Karriere zumindest eines Elternteils oft einen Knick. Das damit einhergehende verminderte Einkommen, gehört ebenfalls zu den indirekten Kosten.
Berücksichtigt man sowohl die indirekten als auch die direkten Kosten, wird der Gesamtbetrag für ein Kind erheblich teurer.

Wie viel ein Kind insgesamt kostet, hängt aber auch vom Einkommen der Eltern ab. Gut ausgebildete Eltern mit hohen Löhnen geben tendenziell mehr für die Förderung der Kinder aus und benötigen eher Fremdbetreuung. Auch wirkt sich ein Karriereknick oder eine Reduktion des Pensums stärker auf das Einkommen aus.
Die Vorsorgespezialistin Veronica Weisser erklärte in der NZZ, dass in Familien mit hohem Einkommen, hohem Betreuungsbedarf und langen Ausbildungen pro Kind insgesamt gut 2,5 Millionen Franken an Kosten anfallen können. Aber für Eltern mit sehr tiefen Einkommen und mehreren Kindern könne ein Kind auch weniger als 500'000 Franken kosten.
Geld für später zur Seite legen
Wie hoch die tatsächlichen Ausgaben für ein Kind sind, lässt sich also nur schwer exakt beziffern. Dass Kinder aber viel Geld kosten, ist unbestritten. Die Berner Kantonalbank rät daher, sorgfältig vorauszuplanen.
Ein Familienbudget kann helfen, die zukünftigen Einnahmen und Ausgaben im Blick zu halten. Wer sich nicht sicher ist, ob er die 1500 Franken gut stemmen kann, kann so auch besser jene Posten identifizieren, bei denen es sich gezielt sparen lässt. Kindergeld und Krankenkassenzulagen helfen zudem, die Kosten etwas abzumildern.
Es lohnt sich auch, schon früh Geld zur Seite zu legen. Will das Kind später ein Studium anfangen oder es verfolgt ein teures Hobby, kann dieses Polster angezapft werden.