Der Netflix-Jahresrückblick 2018

Die Redaktion stellt ihre Lieblinge aus dem Programm von Netflix vor.

Netflix App Fernseher
Die App von Netflix auf einem Samsung-Fernseher. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Jahresrückblicke sind ähnlich en vogue wie Netflix.
  • Die Nau-Redaktion stellt ihre fünf Favoriten aus dem Angebot des Streaming-Dienstes vor.

Viele Menschen schauen sich Filme und Serien bequem über Netflix an. Die Zuschauerzahl des Streaming-Dienstes beträgt hierzulande um die 1,5 Millionen Nutzer. Das Angebot ist breit, qualitativ schwankt es jedoch. Im Angebot des Mittelmasses findet sich auch hier und da eine Perle. Die Redaktion hat deshalb ihre fünf bevorzugten Programme von Netflix aus dem Jahre 2018 ausgewählt.

Nadine Brügger:

«Safe»

Harlan Coben gelingt es mit «Safe», den Spannungsbogen bis ganz zum Schluss gespannt zu halten. Ein Krimi mit Figuren, die man durch den Bildschirm hindurch spürt. Ein Krimi, für den man gerne auf eine Nacht voll Schlaf verzichtet. Ein Krimi um eine einzige Frage: Wo ist Jenny?

«3%»

«3%» lässt die «Hunger Games» auf «Black Mirror» treffen. Die Serie von Pedro Aguilera überzeugt mit starken Darstellern, fliessenden Dialogen, einer packenden Geschichte und einem Korb voller Gedanken, den man mit in den Alltag trägt. Wenn TV in Brasilien künftig so geht, muss man wohl bald eine Reise tun.

«Collateral»

Ein Pizzaboy liegt tot im Hauseingang. Ein Captain der British Army muss den Unterschied zwischen ausländischem Schlachtfeld und britischer Heimat lernen. Und eine Detektivin taucht ein in die dunklen Geheimnisse von guten Menschen. Die Mini-Serie von David Hare und mit Carey Mulligan glänzt mit starkem Spiel und brillanter Kamera. Der Tanz auf dem schmalen Grat von Moral und Menschlichkeit funktioniert meistens.

«Alias Grace»

Ist sie eine berechnende Mörderin? Oder das ultimative Opfer? Historisch akkurat, filmisch fein und schauspielerisch eine grosse Leistung: Die Mini-Serie «Alias Grace» nach dem Roman von Margaret Atwood ist jede einzelne ihrer sechs Folgen wert.

«Patchworkfamilie»

«Patchworkfamilie» macht keine halben Dinger. Die Bonuseltern zeugen ein Bonusbaby und nerven damit die karrieregeile Ex-Frau, den noch immer verliebten Ex-Mann, das Familien-Therapeuten-Pärchen mit eigenen Problemen und die lesbische Oma, die nach viel hin- und her endlich ihre jahrzehntealtes Geheimnis lüftet. Trotz den Stereotypen, wirkt «Patchworkfamilie» nie aufgesetzt und inszeniert. So echt ist die Serie aus dem Norden, dass die Serie für all jene, die mit Kindern nicht so können, eher anstrengend wird.

Robin Mahler:

Die vierte Staffel von «Better Call Saul»

Bob Odenkirk als durchtriebener Anwalt Jimmy McGill ist weiterhin in Höchstform. An seiner Seite spielen weitere grandiose Schauspieler ebenso gut auf. Der Humor, die Geschichte plus ihre vielschichtigen Charaktere locken auch in der vierten Staffel an den Bildschirm. Die bislang beste von Netflix präsentierte Produktion bleibt damit weiterhin ein Genuss.

«Derry Girls»

Vier irische Schulmädchen und ein britischer Junge bewältigen ihren Alltag im nordirischen Städtchen Derry. Diese kurzweilige Situationskomödie braucht keine künstlichen Lacher vom Band um witzig zu sein. Sie beschränkt sich zudem auf angenehme sechs Folgen mit rund 23 Minuten Laufzeit. Ein Geheimtipp für Freunde des schwarzen Humors.

«Annihilation»

Der Sci-Fi-Streifen von Alex Garland («Ex Machina») steckt viele Netflix-Gurken wie «Bright» oder «The Cloverfield Paradox» locker in die Tasche. Einige hübsche visuelle Effekte mitsamt minimalisierten Klängen auf der Tonspur sorgen dafür, dass «Annihilation» den Blick an den Schirm klebt. Der Film hätte noch ein wenig abgedrehter sein dürfen, die Mischung aus David Cronenberg, «Alien» und «Body Snatchers» gefällt aber auch so.

«Ravenous» («Les Affamés»)

Wandelnde Untote sind eigentlich schon lange aus der Mode, Ausnahmen gibt es dennoch ab und zu. Das von Netflix eingekaufte frankokanadische Horror-Drama zählt dazu. Es macht nicht viel neu, unterhält aber dank seiner moderaten Länge, interessanten Charakteren und einer angemessenen Härte besser als so mancher Genre-Vertreter.

«Wolfsnächte» («Hold the Dark»)

Jeremy Saulnier («Green Room») bleibt seinem Stil konsequent treu und zeigt dem Zuschauer einen langsamen Abstieg in düstere Gefilde. Zwar weist die Handlung eklatante Schwächen auf, das kriechende Tempo ergibt in Kombination mit der bedrückenden Handlung trotzdem ein solides Filmchen.

Michael Bolzli:

«The Kominisky Method»

Zwar stammt der Achtteiler von Big-Bang-Erfinder Chuck Lorre. Doch schon in den ersten Minuten wird klar: Hier steckt viel Woody Allen drin. Liebenswert-schrullige Figuren und Jazz inklusive.

Die fünfte Staffel von «Bojack Horseman»

Das Pferde-Drama geht in die fünfte Runde. Und kann das Niveau auf gewohnt hohem Niveau halten. Stellenweise mehr traurig als lustig, doch genau das macht die Zeichentrick-Serie aus.

«Annihilation»

Science-Fiction-Drama mit Top-Besetzung und wunderschönen, stellenweise verstörenden Bildern. Immer wieder eine Freude: Die überzeugende Darstellung von Natalie Portman.

«The Haunting of Hill House»

Horror-Drama in zehn Akten. Die Stimmung ist bedrückend, die Figuren glaubwürdig. Mal wieder eine Geister-Geschichte, die unter die Haut geht. Spannend bis zur letzten Minute!

«Safe»

Britische Mini-Serie mit Top-Besetzung. Die Story: Vater sucht Tochter. Die Ausgangslage ist simpel, die Geschichte wird mit der Zeit immer komplexer. Highlight: Michael C. Hall nach Dexter wieder in Höchstform.

Lucas Orellano:

«Altered Carbon»

Düster, futuristisch und kafkaesk kommt die Netflix-Version des Steampunk-Romans daher. Takeshi Kovacs muss einen Mordfall lösen in einer Welt, in der der Tod eigentlich gar nicht mehr möglich ist. Actionreich und trotzdem philosophisch!

«Disenchantment»

Der nächste Streich von Simpsons- und Futurama-Erfinder Matt Groening ist liebevoll gezeichnet und überzeugt mit Witz und einer spannenden Story. Am Anfang heisst es noch ein wenig durchhalten, aber gegen Staffelende wird man süchtig.

Die fünfte Staffel von «BoJack Horseman»

Die tragikomische Hollywood-Saga (sic!) lässt kein bisschen nach. Virtuos, wie die Macher die dunkle Seite einer Glamourwelt beleuchten. «BoJack Horseman» hat Binge-Watch-Potenzial wie derzeit kaum eine andere Cartoon-Serie.

«Queer Eye»

Der Reboot der Kultserie, die zwischen 2003 und 2007 lief, war sehnlichst erwartet worden. Das Prinzip bleibt das gleiche: fünf homosexuelle Männer verpassen Menschen vom Truck-Fahrer bis zum Jungunternehmer einen Make-Over. Witzig, sympathisch und stellenweise herzergreifend.

«Magic For Humans»

Strassenmagier Justin Willman spielt sein ganzes komödiantisches Talent aus. Er mag bei seinen verblüffenden Tricks mit der Kamera teils ein wenig nachgeholfen haben, aber dafür sind sie so gut ausgedacht, dass das dem Unterhaltungswert keinen Abbruch tut.

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