Eierstockkrebs könnte bei Früherkennung heilbar sein
Heute ist internationaler Tag gegen den Eierstockkrebs. Ein neues Medikament könnte die Heilungschancen des tückischen Krebses drastisch verbessern.
Das Wichtigste in Kürze
- Heute ist internationaler Tag des Eierstock-Krebses.
- In der Schweiz erkranken jährlich etwa 600 Frauen. Zwei von drei Patientinnen sterben.
- Würde der Krebs früher erkannt, läge die Überlebenschancen bei mehr als 50 Prozent.
- Die Symptome sind unspezifisch: Unterbauchschmerzen oder Verdauungsprobleme.
Heute ist der internationale Tag des Eierstockkrebses. Ein Freudenfest ist das nicht. Aber eine Notwendigkeit.
Die Diagnose Eierstockkrebs trifft in der Schweiz jedes Jahr etwa 600 Frauen. 400 von ihnen sterben. «Das sind zwei von drei Betroffenen», sagt der Gynäkologe Andreas Günthert. Die Bilanz könnte besser aussehen, würde der Krebs früher erkannt.
«Im Frühstadium liegen die Überlebenschancen bei mehr als 50 Prozent», sagt Günthert. Er ist spezialisiert auf gynäkologische Onkologie und leitet das gyn-zentrum für Frauengesundheit. Krebsarten also, die vor allem – oder ausschliesslich – Frauen betreffen.
Keine klaren Symptome
Wer an Brustkrebs leidet, spürt irgendwann einen Knubbel in der Brust. Die Eierstöcke allerdings lassen sich nicht so leicht abtasten. Hier wächst der Tumor meist unbemerkt zu bösartigen Zysten.
«Sie geben irgendwann nach. Dann kann sich der Krebs im gesamten Bauchtraum und auf allen Organen verteilen», erklärt Günthert. Später bildet der Krebs auch Ableger in der Leber, im Rippenfell oder den Lymphknoten.
«Leider gibt es keine typischen Frühsymptome», sagt Günthert. Alarmsignale seien «unklare Schmerzen im Unterbauch, anhaltende Verdauungsprobleme oder eine Zunahme des Bauchumfangs». Wächst der Bauch, heisst das meistens, dass der Krebs sich bereits ausgebreitet hat. Seine Ableger bilden Bauchwasser, welches den Bauchumfang anschwellen lässt.
Schwierige Früherkennung
Wichtig wäre also ein Früherkennungs-System für Eierstockkrebs. Eine einfache und sichere Untersuchung, die Klarheit schafft. Wie sie die Gynäkologen etwa beim Gebärmutterhals-Krebs durchführen können.
«Der Ultraschall wäre eine gute und schonende Methode», so Günthert. «Leider ist es so, dass dabei öfter falsch-positive Ergebnisse entstehen. Also etwas für Krebs gehalten wird, was gar kein Krebs ist.» Das führe zu unnötigen Abklärungen und teilweise gefährlichen Operationen.
«Sinnvolle wäre darum, zu erkenne, welche Frau ein erhöhtes Risiko hat», sagt Günthert. Diese Frauen müssten dann regelmässig zur Vorsorgeuntersuchung.
«Die Krebsvorgeschichte in der Familie einer Patientin kann wichtige Hinweise liefern», so der Spezialist. Weitere Risikofaktoren bleiben aber unklar. «Treffen kann es jede Frau in jedem Alter», so Günthert.
Neue Medikamente gegen Eierstockkrebs
Wer an Eierstockkrebs erkrankt, wird erstmal operiert. Die Operation wird von einer Chemotherapie begleitet. So sieht die Behandlung seit Jahrzehnten aus. «Erst seit kurzem gibt es in der Therapie ernsthafte Fortschritte», erklärt Günthert.
Seit Anfang Jahr ist in der Schweiz eine neue Medikamentengruppe zugelassen worden. «Die sogenannten PARP-Inhibitoren zeigten bisher erstaunliche Ergebnisse.» Die Medikamente verhindern, dass Tumorzellen ihre eigene DNA wieder reparieren.
Dann zum Beispiel, wenn diese von der Chemotherapie angegriffen wurde. «Sie sind insbesonderes bei Eierstockkrebsvarianten mit bestimmten genetischen Veränderungen wirksam», erklärt Günthert.
Selbst wenn eine Patientin nicht geheilt werden kann, «ist ein erstaunlich langes Überleben mit guter Lebensqualität möglich», so Günthert. Behandelt werden die chronischen Krebspatientinnen mit «Antikörpern, die die Gefässneubildung verhindern».
Neben der medizinischen Behandlung, sagt der Arzt, sei auch das Umfeld wichtig. Vielen helfe, «eine unabhängige Anlaufstelle in Form einer Selbsthilfegruppe, wie in der Schweiz ElleHelp».