Ein Blick ins Innere unseres Körpers bei Kälte
Was passiert eigentlich in unserem Körper, wenn wir frieren? Bei den aktuellen Temperaturen lohnt es sich, da mal genauer hinzusehen ...
Das Wichtigste in Kürze
- Kälte ruft im Körper eine Vielfalt an Reaktionen hervor.
- Viele haben den Sinn, möglichst wenige Wärme abzugeben und mehr davon zu erzeugen.
- Damit will unser Organismus unsere lebenswichtigen Organe schützen.
Wenn uns die (Winter-)Kälte erwischt, merken wir’s an Anzeichen wie Zähneklappern oder blauen Lippen. Dahinter verbirgt sich ein vom Organismus ausgeklügeltes System der Anpassungsfähigkeit. Denn im Inneren unseres Körpers läuft eine einzigartige Choreografie von Veränderungen ab, und zwar «einfach so».
Hinter äusserlichen Anzeichen steckt faszinierende Arbeit
Was wir äusserlich wahrnehmen als «Ah, da friert einer» hat eigentlich zum Ziel, Wärme zu erzeugen. Denn sobald uns die Kälte erfasst, setzt sofort ein komplexer physiologischer Prozess ein.
Unser Körper reagiert auf die sinkenden Temperaturen, indem er Blut von den äusseren Extremitäten in den Kernbereich leitet. Damit will er lebenswichtige Organe vor dem Auskühlen schützen. Gleichzeitig ziehen sich die Blutgefässe in der Haut zusammen, was dazu führt, dass wir frieren und die Haut blass wird.
Gänsehaut als evolutionäres Überbleibsel
Bei Kälte ist auf unserer Haut dann auch oft ein Phänomen zu beobachten: Winzige Muskeln an unseren Haarfollikeln ziehen sich zusammen und lassen die Haare auf unserer Haut aufstellen. Das ist die sogenannte «Gänsehaut».
Bei Tieren hilft das, Wärme zu bewahren. Bei uns Menschen ist es eher ein evolutionäres Überbleibsel. Es passiert automatisch, weil unser Körper sich auf Kälte vorbereitet.
Blaue Lippen treten ebenfalls bei eisigen Temperaturen auf. Sie sind ein Zeichen für den Mangel an Sauerstoff und Wärme in den kleinen Blutgefässen der Haut. Wenn es kalt wird, ziehen sich diese Gefässe zusammen, was zu einer verminderten Durchblutung und einer bläulichen Verfärbung führt. So versucht unser Körper, seine Kerntemperatur aufrechtzuerhalten.
Bibbern für die Wärmeerzeugung
Ähnlich faszinierend ist das Bibbern als häufige Begleiterscheinung vom Frostbeulengefühl. Dabei können Zähne klappern oder Hände zittern. Was hier passiert, ist keine zufällige Bewegung, sondern der systematische Versuch, Wärme zu erzeugen. Zittern ist eine Art «menschlicher Heizmechanismus», bei dem Muskeln kontrahieren, um Energie zu verbrennen und den Körper aufzuwärmen.
In eben dieser Phase setzt auch die Thermogenese ein. Bei dem Prozess produziert der Körper aktiv Wärme.
Besonders braunes Fettgewebe, das für die Wärmeregulation verantwortlich ist, wird mobilisiert. Es verbrennt Energie, um den Körper zu wärmen. Dieser Vorgang kann sogar dazu beitragen, zusätzliche Kalorien zu verbrennen.
Nicht zuletzt beeinflusst die Kälte auch unser Hormonsystem. So wird das Stresshormon Adrenalin vermehrt ausgeschüttet, was den Herzschlag beschleunigt und den Blutdruck erhöht. Gleichzeitig steigt die Produktion von Noradrenalin. Das kann die Fettverbrennung ankurbeln.