Kann man mit Cupping Verspannungen lösen?
Cupping ist alter Wein in neuen Schläuchen: Schröpfen ist eine uralte Heilmethode, die gezielt gegen Verspannungen und Muskelverhärtungen angehen soll.

Das Wichtigste in Kürze
- Beim Cupping wird mit Silikon- oder Glasglocken gearbeitet.
- Die Cupping-Glocken lösen einen Unterdruck aus, der direkt auf die Haut einwirkt.
- Wissenschaftliche Belege für die Wirkung des Cuppings gibt es nicht.
Das Schröpfen war bereits in der Antike in verschiedenen Kulturen vom alten Ägypten bis nach China bekannt.
Dahinter steckte der Gedanke, Blockaden der Körpersäfte und des Qi zu lösen oder gar böse Geister auszusaugen. Weil sich heute alles besser verkaufen lässt, wenn ihm ein Anglizismus übergestülpt wird, heisst die gleiche alternative Heiltherapie heute Cupping.
Blutiges und trockenes Schröpfen
Bis in die Neuzeit galt in Europa die Theorie der Körpersäfte (Humores), die das Wohlbefinden beeinflussten. Behandlungen zielten auf die Wiederherstellung eines Gleichgewichtes der Körpersäfte ab. Dazu wurde dem Körper häufig ein scheinbares Zuviel an Blut abgenommen.

Meist erfolgte dies ganz einfach mit einem Aderlass, das heisst, eine Ader wurde aufgeschnitten, damit das Blut abfliessen konnte.
Oft wurden jedoch Schröpfköpfe zur Hilfe genommen. Dabei wurde die Haut aufgeritzt und dann der Schröpfkopf aufgesetzt. Der erzeugte Unterdruck saugte dann das Blut heraus.
Heute wird diese Methode kaum noch angewendet. Beim trockenen Schröpfen werden die Schröpfköpfe auf unversehrte Haut aufgesetzt. Allerdings kann es bei starkem Unterdruck nach wie vor zu Hämatomen kommen.
Was bewirkt das moderne Cupping?
Cupping, die moderne Version des Schröpfens, setzt vor allem auf die Entspannung des faszialen Gewebes. Faszien sind Teil des Bindegewebes, das die Muskeln, Knochen, Nervenbahnen und Blutgefässe umhüllt.

Viele Muskelverspannungen rühren tatsächlich von den Faszien her. Sie sind in den Mittelpunkt der modernen Wellnessindustrie gerückt. So gibt es verschiedenen Formen von Faszientraining und Massagen.
Hier setzt auch das Cupping an: Durch das Aufsetzen der Cups (heute meist Silikon) auf bestimmte Stellen, können Verhärtungen und Verspannungen gelockert werden.
Cupping kann auch alleine zu Hause durchgeführt werden
Cupping wird in zahlreichen Wellnesseinrichtungen und Massagepraxen angeboten. Anders als eine Nackenmassage kann Cupping jedoch auch alleine zu Hause durchgeführt werden. Entsprechende Sets mit Silikon-Cups und Anleitung sind im Handel erhältlich.

Wer beispielsweise unter einem verspannten Nacken leidet, kann Cups auf den Nacken setzen und sie sanft hin- und herbewegen. Durch den Unterdruck werden die Verspannungen unter der Haut gelockert. Durchblutung und Lymphfluss kommen in Schwung.
Die Wirkungsweise von Unterdruck
Unterdruck und Überdruck sind Begriffe aus der Naturwissenschaft. Als Unterdruck wird der relative Druck bezeichnet, der unterhalb des Umgebungsdrucks liegt.
Dann entsteht ein Sog. Typische Beispiele für Unterdruck sind der Staubsauger und der Saugnapf: Mit diesem wird beispielsweise die Verstopfung der Toilette gelöst, indem ein Vakuum erzeugt wird. Der Unterdruck zieht dann die Verstopfung nach oben.
Beim Cupping ist es ähnlich. Der Unterdruck zieht das innere Gewebe nach oben gegen die Haut und lockert es so. Allerdings kann diese Methode nur funktionieren, wenn die Cups fachkundig und luftdicht auf die Haut aufgesetzt werden. Dies erfordert ein wenig Übung.
Kaum wissenschaftliche Beweise für Cupping
Das moderne Schröpfen lässt sich in die Kategorie Wellness einordnen: Genau wie Massagen hat es eine wohltuende entspannende Wirkung. Wissenschaftliche Studien blieben den Beweis der Wirkung dagegen bislang schuldig.

Erklärungsversuche setzen beim Placeboeffekt und beim sogenannten Gegenreiz an: Durch den neuen Schmerz des Schröpfens wird der eigentliche Spannungsschmerz überlagert.
Letztendlich sollte jeder für sich selbst ausprobieren, ob Cupping hilfreich ist oder ob eine gute alte Massage den gleichen Effekt ganz ohne Blutergüsse erreicht.