Warum der «Gender Health Gap» krank macht

Laura Martin
Laura Martin

Bern,

Die Gleichbehandlung von Männern und Frauen: Wie weit wir davon noch entfernt sind, zeigt auch der Gender Health Gap. Wir verraten, was es damit auf sich hat.

Paar mit Rücken zueinander
Dass zwischen den Geschlechtern nicht alles gerecht abläuft, lässt auch der Gender Health Gap deutlich sehen. - Depositphotos

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Ungerechtigkeit zwischen Mann und Frau zeigt sich auch bei Gesundheitsthemen.
  • Der Gender Health Gap nimmt darauf Bezug.
  • Er thematisiert das Gesundheitsgefälle zwischen den Geschlechtern.

Geschlechtergerechtigkeit ist ein in unserer Zeit zum Glück und zu Recht breit diskutiertes und auch angegangenes Thema. Auch der «Gender Health Gap» befasst sich damit.

Die wörtliche Übersetzung aus dem Englischen lautet in etwa «Geschlechtergesundheitslücke». Besser beschreiben lässt sich der Begriff mit einem Gesundheitsgefälle zwischen den Geschlechtern. Es geht hier um das Phänomen der feststellbaren Unterschiede bezüglich Gesundheitszustand, Gesundheitsverhalten und Zugang zur Gesundheitsversorgung zwischen den Geschlechtern.

Biologische Unterschiede

Dass sich Männer und Frauen wesentlich unterscheiden, ist offensichtlich – da reicht ein kurzer Blick auf den Körper. Bei näherer Betrachtung sind die Unterschiede sogar noch eklatanter. Frauen ticken einfach anders als Männer, auch gesundheitlich.

Frau beim Arzt
Frauen sind anders als Männer, auch körperlich gesehen. Medizinisch benötigen sie oft eine andere Versorgung. - Depositphotos

Bestes Beispiel sind Symptome für einen Herzinfarkt. Bekanntestes Anzeichen bei Männern, wenn sich ein Herzkranzgefäss plötzlich verschliesst: ein plötzlicher, stechender Schmerz überwiegend im Brustkorb, oft auch hinterm Brustbein.

Frauen dagegen sind häufiger von unspezifischen Symptomen betroffen, so die Deutsche Herzstiftung. Übelkeit gehöre dazu, genauso wie Erbrechen, Atemnot und Schmerzen im Oberbauch. Orientiert hat man sich bei Herzinfarktsymptomen früher aber meist an dem vor allem bei Männern beschriebenen «Vernichtungsschmerz».

Wussten Sie, dass es einen «Gender Health Gap» gibt?

Frauen wurden somit oft falsch diagnostiziert oder unzureichend behandelt. Das betrifft auch andere, insbesondere chronische Krankheiten. Frauen leiden beispielsweise häufiger unter Autoimmunerkrankungen wie Lupus oder rheumatoider Arthritis, die oft übersehen oder als psychosomatisch abgetan werden.

Mann, Hände im Brustbereich
Ein Herzinfarkt macht sich bei Männern oft im Brustbereich bemerkbar, von wo er in andere Bereich ausstrahlen kann. - Depositphotos

Auch die psychische Gesundheit ist betroffen: Frauen sind anfälliger für Depressionen und Angststörungen, erhalten aber nicht immer die notwendige Unterstützung. Gleichzeitig wird das Thema psychische Gesundheit bei Männern oft tabuisiert, was zu einer Unterdiagnose und einer unzureichenden Behandlung führen kann.

Die verschiedenen physiologische Merkmale von Männlein und Weiblein führen ausserdem dazu, dass die Geschlechter auf Medikamente und Behandlungen unterschiedlich reagieren. Ebendieser Aspekt wurde lange nicht in der medizinischen Versorgung berücksichtigt. Warum nicht?

Der Mann als Prototyp

Das liegt mitunter daran, dass der männliche Körper lange als Prototyp galt. Historisch gesehen richtete sich die Medizin am Mann als Standard aus. Allein für zahlreiche medizinische Studien wurden in der Vergangenheit männliche Teilnehmer herangezogen – die Resultate aber schlicht auf Frauen übertragen.

Unterschiede in gesundheitlicher Versorgung und Behandlungsergebnissen

Das Ergebnis: ein Mangel an konkreten Daten und damit auch an spezifischen Behandlungsmöglichkeiten für Frauen.

Mann-, Frau-, Ungleich-Symbol
Frauen und Männer weisen viele Unterschiede auf – teilen sich aber eine Würde und sollten auch so behandelt werden. - Depositphotos

Und trotz bedeutender Fortschritte im Gesundheitswesen besteht weiterhin eine Kluft zwischen männlicher und weiblicher Gesundheit. Sie betrifft verschiedene Aspekte des Lebens.

Zugang zur Gesundheitsversorgung

Studien zeigen zudem, dass Frauen oft weniger Zugang zu medizinischer Versorgung haben als Männer. Das kann auf sozioökonomische Faktoren, kulturelle Normen oder geschlechtsspezifische Vorurteile im Gesundheitssystem zurückzuführen sein. Ein fairer Zugang für beide Geschlechter ist allerdings essenziell.

Kommentare

User #1463 (nicht angemeldet)

Guter Artikel. Schade werden gerade bei uns medizinische Leistungen abgebaut bei steigenden Gesundheitskosten.

User #5319 (nicht angemeldet)

Warum leben die Privilegierten etwa 5 Jahre kuerzer und begehen etwa viermal so häufig Selbstauslöschung?

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