Warum der «Gender Health Gap» krank macht
Die Gleichbehandlung von Männern und Frauen: Wie weit wir davon noch entfernt sind, zeigt auch der Gender Health Gap. Wir verraten, was es damit auf sich hat.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Ungerechtigkeit zwischen Mann und Frau zeigt sich auch bei Gesundheitsthemen.
- Der Gender Health Gap nimmt darauf Bezug.
- Er thematisiert das Gesundheitsgefälle zwischen den Geschlechtern.
Geschlechtergerechtigkeit ist ein in unserer Zeit zum Glück und zu Recht breit diskutiertes und auch angegangenes Thema. Auch der «Gender Health Gap» befasst sich damit.
Die wörtliche Übersetzung aus dem Englischen lautet in etwa «Geschlechtergesundheitslücke». Besser beschreiben lässt sich der Begriff mit einem Gesundheitsgefälle zwischen den Geschlechtern. Es geht hier um das Phänomen der feststellbaren Unterschiede bezüglich Gesundheitszustand, Gesundheitsverhalten und Zugang zur Gesundheitsversorgung zwischen den Geschlechtern.
Biologische Unterschiede
Dass sich Männer und Frauen wesentlich unterscheiden, ist offensichtlich – da reicht ein kurzer Blick auf den Körper. Bei näherer Betrachtung sind die Unterschiede sogar noch eklatanter. Frauen ticken einfach anders als Männer, auch gesundheitlich.
Bestes Beispiel sind Symptome für einen Herzinfarkt. Bekanntestes Anzeichen bei Männern, wenn sich ein Herzkranzgefäss plötzlich verschliesst: ein plötzlicher, stechender Schmerz überwiegend im Brustkorb, oft auch hinterm Brustbein.
Frauen dagegen sind häufiger von unspezifischen Symptomen betroffen, so die Deutsche Herzstiftung. Übelkeit gehöre dazu, genauso wie Erbrechen, Atemnot und Schmerzen im Oberbauch. Orientiert hat man sich bei Herzinfarktsymptomen früher aber meist an dem vor allem bei Männern beschriebenen «Vernichtungsschmerz».
Frauen wurden somit oft falsch diagnostiziert oder unzureichend behandelt. Das betrifft auch andere, insbesondere chronische Krankheiten. Frauen leiden beispielsweise häufiger unter Autoimmunerkrankungen wie Lupus oder rheumatoider Arthritis, die oft übersehen oder als psychosomatisch abgetan werden.
Auch die psychische Gesundheit ist betroffen: Frauen sind anfälliger für Depressionen und Angststörungen, erhalten aber nicht immer die notwendige Unterstützung. Gleichzeitig wird das Thema psychische Gesundheit bei Männern oft tabuisiert, was zu einer Unterdiagnose und einer unzureichenden Behandlung führen kann.
Die verschiedenen physiologische Merkmale von Männlein und Weiblein führen ausserdem dazu, dass die Geschlechter auf Medikamente und Behandlungen unterschiedlich reagieren. Ebendieser Aspekt wurde lange nicht in der medizinischen Versorgung berücksichtigt. Warum nicht?
Der Mann als Prototyp
Das liegt mitunter daran, dass der männliche Körper lange als Prototyp galt. Historisch gesehen richtete sich die Medizin am Mann als Standard aus. Allein für zahlreiche medizinische Studien wurden in der Vergangenheit männliche Teilnehmer herangezogen – die Resultate aber schlicht auf Frauen übertragen.
Unterschiede in gesundheitlicher Versorgung und Behandlungsergebnissen
Das Ergebnis: ein Mangel an konkreten Daten und damit auch an spezifischen Behandlungsmöglichkeiten für Frauen.
Und trotz bedeutender Fortschritte im Gesundheitswesen besteht weiterhin eine Kluft zwischen männlicher und weiblicher Gesundheit. Sie betrifft verschiedene Aspekte des Lebens.
Zugang zur Gesundheitsversorgung
Studien zeigen zudem, dass Frauen oft weniger Zugang zu medizinischer Versorgung haben als Männer. Das kann auf sozioökonomische Faktoren, kulturelle Normen oder geschlechtsspezifische Vorurteile im Gesundheitssystem zurückzuführen sein. Ein fairer Zugang für beide Geschlechter ist allerdings essenziell.