Koffeinfreier Kaffee kann giftige Rückstände enthalten
Koffeinfreier Kaffee wird wieder vermehrt nachgefragt. Um ihn zu produzieren, gibt es verschiedene Verfahren mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen.
Das Wichtigste in Kürze
- Koffeinfreier Kaffee ist nicht komplett koffeinfrei. Er hat jedoch unter 0,1 % Koffein.
- Es gibt unterschiedliche Methoden den Koffeingehalt in Kaffee zu senken.
- Lösungsmittel, Wasser, CO2: Der Aufwand und die Umweltbelastung sind höchst verschieden.
Rohe Kaffeebohnen haben einen natürlichen Koffeingehalt, der je nach Sorte 0,8 bis 4 und sogar mehr Prozent betragen kann. Robustakaffee hat meist höhere, Arabica etwas niedrigere Werte.
In der Tasse landen nach dem Aufbrühen etwa 80 bis 150 mg Koffein. Wer das nicht verträgt oder aus gesundheitlichen Gründen, beispielsweise bei einer Schwangerschaft, nicht möchte, ist auf der Suche nach Alternativen.
Die Lösung bieten koffeinfreie Kaffeesorten. Die Bezeichnung koffeinfrei ist zwar nicht ganz korrekt – immerhin dürfen 0,1 Prozent Koffein in den Röstbohnen enthalten sein – wird jedoch allgemein so verwendet. Richtig wäre es, von entkoffeiniertem Kaffee zu sprechen.
Koffeinfreier Kaffee: Chemische Lösungsmittel nicht unkritisch
Koffeinfreien Kaffee gibt es seit 1903, seitdem Ludwig Roselius, Inhaber des bekannten Kaffee HAG, das erste kommerzielle Verfahren dafür entwickelte. Dabei wurde den rohen, in Salzwasser eingeweichten Kaffeebohnen mittels Benzol der aufputschende Wirkstoff entzogen.
Weil das Lösungsmittel jedoch zum Teil im Kaffee zurückblieb und es als krebserregend gilt, wird mittlerweile mittels Ethylacetat oder Dichlormethan entkoffeiniert. Auch das Letztere gilt gesundheitlich als nicht ganz unbedenklich, weshalb immer mehr Röstereien darauf verzichten.
Zudem ist das Entsorgen der umweltgiftigen Chemikalien aufwändig.
Auswaschen mit Wasser und Kaffeeöl-Bad
Ein geschmacklich sehr gutes Ergebnis, das keine gesundheitlich bedenklichen Rückstände erzeugt, erzielt das Auswaschen von Koffein mittels heissem Wasser.
Aktivkohlefilter reinigen das Wasser, sodass es im Durchfluss wieder verwendet werden kann. Übrigens: Ein Schweizer Unternehmer hat dies erfunden, weshalb es als Schweizer-Wasser-Verfahren bezeichnet wird.
Eine Stufe drauf setzt das Triglyceridverfahren, das zunächst die Bohnen in einem heissem Wasser-Kaffee-Bad einweicht und dann durch ein mehrstündiges Bad in erhitztem Bohnenöl das Koffein herauslösen lässt.
Beide Verfahren gelten als aromaschonend. Dennoch fressen sie viel Energie, verbrauchen viel Wasser und sind kostenintensiv. Daher wenden nur wenige Kaffeeanbieter sie an.
CO2-Verfahren: Umweltschonend aber teuer
Aktuell als modernste und sowohl für den Kaffee als auch die Umwelt schonende Methode gilt das Entkoffeinieren mittels Kohlendioxid (CO2). Das natürliche Gas wird als sogenannt kritisches CO2 unter hohem Druck (bis zu 300 bar) durch die rohen, zuvor mit Wasserdampf vorbehandelten Kaffeebohnen gepresst.
Das Koffein bindet am CO2 und kann dann anschliessend wieder getrennt werden, sodass es als Nebenprodukt weiter verwertet werden kann (zum Beispiel für Koffeintabletten).
Dieses Verfahren wird von vielen Bio-Kaffeeanbietern bevorzugt.