Wie Ihre Fensterbank zum Gemüsegarten wird
Sogar im Winter ist Gemüseanbau möglich, und zwar im Haus. Wenn die Tage wieder länger werden, geht es auf der Fensterbank weiter – mit Küchenmüll!
Das Wichtigste in Kürze
- Wer Gemüsereste verwerten will, hat eine Alternative zum Kompost: die «Regrowing»-Methode.
- Das funktioniert mit Pflanzen, die sich vegetativ vermehren, wie zum Beispiel Lauch.
- Sie brauchen: Küchenabfälle, ein Glas, Wasser, einen Topf, Erde und eine Fensterbank.
Was machen Sie mit Ihren Gemüseresten vom Kochen? Auf den Kompost? Das ist eine Weise, weniger Restmüll zu produzieren und die Ressourcen der Erde zu schonen.
Eine andere ist, die Grünabfälle wieder zu ganzen Pflanzen heranwachsen zu lassen und sie erneut fürs Kochen zu ernten.
Regrowing nennt sich die Methode, Salatstrünke oder Zwiebelwurzeln weiter zu verwenden – und übersetzt aus dem Englischen heisst das «wieder wachsen».
Es ist in der Regel unkompliziert, umweltfreundlich und spart Geld – und man braucht keinen Garten oder Balkon dazu.
Aber beim Regrowing geht es nicht darum, seinen kompletten Gemüsebedarf mit diesem Anbau in Vasen oder im Topf zu decken.
«Sondern man nimmt die Abfälle, die da sind, und schenkt ihnen ein zweites Leben», sagt Melissa Raupach, Co-Autorin des Buchs «Regrow your veggies». Sie betrachtet die Methode als «Rückbesinnung zum Natürlichen».
Regrowing funktioniert bei Pflanzen, die sich vegetativ, also ungeschlechtlich vermehren.
Bei ihnen entsteht im Gegensatz zur geschlechtlichen Vermehrung eine neue Pflanze ohne Blüte, Befruchtung und Ausbildung eines Samens – allein aus sich teilenden Zellen der Mutterpflanze.
Und so geht's
Benötigt wird lediglich ein möglichst heller Standort – am besten ein Fensterplatz. Dazu einige Gläser und Blumentöpfe, Wasser und Erde.
Und dann braucht man Kochreste wie Strünke. Die von Frühlingszwiebeln, Lauch und Romanasalaten sind laut Melissa Raupach gut geeignet, da man mit ihnen «eine super hohe Erfolgswahrscheinlichkeit» hat.
Diese Pflanzen durchlaufen zwei Phasen: Zunächst kommt ein abgetrennter Teil der Pflanze in ein Glas mit Wasser. Dies sollte man möglichst täglich wechseln, um zu verhindern, dass die Pflanzen faulen.
«Für die zweite Phase pflanzen Sie die Pflänzchen je nach Sorte ein bis zwei Wochen später in Erde ein.
Dann können Sie nach mehreren Wochen ernten», sagt Felicitas Arndt von der Koordinierungsstelle «Zu gut für die Tonne!» beim deutschen Bundeszentrum für Ernährung.
Beispiel Romanasalat
Ein typischer Vertreter dieser «Regrowing-Veggies», wie Fans der Anbaumethode die Gemüsesorten nennen, ist der Romanasalat, weil er laut Melissa Raupach «sehr zuverlässig nachwächst».
Der Strunk sollte mindestens fünf Zentimeter hoch sein, damit er gut in ein Wasserglas passt. Wichtig ist, dass ungefähr die Hälfte immer im Nassen steht.
Nach fünf bis zehn Tagen deuten sich neue Wurzeln an, und es zeigt sich frisches Grün am oberen Teil des Salatstrunks. Nun kann der alte neue Romanasalat eingepflanzt werden.
Auch hier wird nur der Strunk in die Erde gegeben. Die neu treibenden Blätter müssen unbedingt frei bleiben, weil sie Licht benötigen.
Der Zeitpunkt – ab Ende Januar loslegen
Auch wenn mit dem Regrowing der Gemüseanbau ausserhalb der Gartensaison möglich ist, das gilt nicht für die dunkelsten Wintertage ohne einen wirklich sonnigen Platz zum Wachsen oder die Hilfe von speziellen Pflanzenleuchten.
«Durch den Lichtmangel werden Blätter und Triebe lang», sagt Peter Muss vom Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauer. «Hierdurch sind sie weich und damit auch anfälliger für Krankheits- und Schädlingsbefall.»
Wer es dennoch mit dem Regrowing zum Winterende noch versuchen will: ab Ende Januar loslegen. Denn wenn das Tageslicht wieder spürbar zunehme, gehe es mit Qualität und Geschmack der Pflanzen wieder aufwärts, sagt der Fachbuchautor Engelbert Kötter.