Nachhaltigkeit: Ein Should-do für die Psyche
Klima-Aktivisten mit Burn-out? Ja: Wer für etwas brennt, ist vor dem Ausbrennen nicht gefeit. Warum Nachhaltigkeit auch für die Psyche ein relevantes Thema ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei immer mehr Menschen, die sich sozial engagieren, wird Burn-out diagnostiziert.
- Jede Psyche lebt von Ressourcen, die man nicht unendlich ausbeuten kann.
- Nachhaltigkeit gilt nicht nur für die Umwelt, sondern schliesst das eigene Leben ein.
Sie kennen es vielleicht von sich selbst oder aus dem Bekanntenkreis: Sie sorgen sich angesichts der Umweltveränderungen, setzen voll auf Nachhaltigkeit, sortieren beispielsweise akribisch genau Ihren Müll, bringen das Thema aus Überzeugung ständig und überall ein ... und werden der Sache irgendwann müde.
Nicht, weil Sie von dem Anliegen nicht überzeugt wären, ganz im Gegenteil. Sie sind einfach ... erschöpft.
Hat es lange gedauert, Burn-out als Berufskrankheit in die Diskussion zu bringen, und ist es wegen der fehlenden, eindeutigen Definition bis heute auch in der Schweiz umstritten, ist das Phänomen dennoch mittlerweile weitgehend anerkannt.
Anders sieht es bei Menschen aus, die sich sozial engagieren, die der Welt was Gutes tun wollen. Klima-Aktivisten eingeschlossen: Erst nach und nach kommt in der Gesellschaft die Erkenntnis an, dass auch hier die Ressourcen endlich sind.
Eigentlich ein Paradox: Genau diejenigen, die sich für mehr Nachhaltigkeit einsetzen, gehen oft alles andere als nachhaltig mit sich selber um.
Burn-out macht keinen Unterschied zwischen Managern und Aktivisten
Menschen, die sich gesellschaftlich engagieren, wollen aber vor allem eins: Situationen umwandeln und zum Guten verändern. Dabei ist egal, auf welcher Etage der Gesellschaft man seinen Job macht, ob im Management-Sektor oder unter den Klima-Klebern auf der Flughafenpiste.
Situationen umwandeln, das ist neben körperlicher Forderung bis zu Überforderung (Sie kennen den Kaffee für die wache Nacht?) auch ein Job für den Geist.
Hat dieser keinen Back-up mehr beispielsweise durch einen ausgeschlafenen Körper oder wird die Last der Informationen samt Hate-Speech in Social Media schlicht zu gross, kommt es zur klassischen Folge: Burn-out.
Vielsagend ist in diesem Zusammenhang der Titel eines Fanzines von Amnesty International aus dem Jahr 2020: «Salvar al mundo y no morir en el intento» (übersetzt etwa: «Die Welt retten, ohne bei dem Versuch zu sterben»).
Nachhaltigkeit schliesst das eigene Leben mit ein
Die Welt retten, ohne bei dem Versuch selbst bei draufzugehen, ist tatsächlich mehr als ein cooler Satz. Laut Wikipedia steht Nachhaltigkeit für ein «Konzept der Nutzung natürlicher Systeme, um ihre wesentlichen Eigenschaften langfristig zu erhalten».
Jede Psyche lebt von Ressourcen, die man nicht unendlich ausbeuten kann. Sie muss Zeit zur Regeneration bekommen, und Material, mit dem das geht.
Mehr noch: Brennen zu viele Menschen aus, fehlt uns Motor und Motivation in der Gesellschaft, genau an den Stellen weiterzumachen, wo es wirklich brennt in der Gesellschaft.
Selbstschutz und Selbstfürsorge haben, so betrachtet, neben einer wichtigen persönlichen also auch eine wichtige gesellschaftliche Funktion!