Digitales Schulmagazin: Eröffnung des San Bernardino Tunnels
Im Rahmen eines Projekts zwischen der Schule Rheinwald und Nau.ch führt eine Schülerin Gespräche mit Betroffenen über die Geschichte des San Bernardino Tunnels.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Sicht einer Frau aus Hinterrhein.
- Der Verkehr hat sich sehr verändert.
Die Eröffnung des San Bernardino Tunnels fand am 1. Dezember 1967 statt. Der Durchstich war aber bereits am 10. April 1965.
Er ist der erste Strassentunnel, der durch die Alpen führt und vollständig auf Schweizer Boden liegt.
«Der Bau war sehr eindrücklich», sagt Lisa. Der Bau des Tunnels verlief von 1962 bis ins Jahr 1967. Er dauerte fünf Jahre und sechs Monate. Die Bauarbeiter arbeiteten Tag und Nacht.
Wenn die Bauern vom Dorf Hinterrhein am Heuen waren, konnten sie die Arbeiter beim Schichtwechsel sehen. Vom Feld aus konnte man die Baracken mit den Duschen und Betten sehen.
Die Eröffnung des San Bernardino Tunnels war nach Angabe von Lisa sehr festlich. Die Hinterrheiner schmückten das Dorf mit Fahnen und Blumen.
Dann fuhren Autokolonnen das erste Mal durch den Tunnel. In den Autos sassen prominente Leute drin, unter anderem der Bundesrat und verschiedene Regierungsräte aus vielen Kantonen.
Die Bauarbeiter erzählten, wie es ihnen während des Baus erging. «Alle diejenigen, die an diesem Projekt beteiligt waren, begaben sich dann nach San Bernardino. Da gab es auch ein grosses Fest.»
Die Vor- und Nachteile des San Bernardino Tunnels
Das Dorf wurde erst mit der Eröffnung des San Bernardino Tunnels richtig mit Elektrizität versorgt. Das Dorf profitierte nicht nur wegen der Stromversorgung, sondern alle Haushalte bekamen auch die ersten Kochherde und Waschmaschinen.
Ende der 70er-Jahre kamen dann die ersten Heubelüftungen und Strassenbeleuchtungen dazu.
Natürlich veränderte sich auch der Verkehr, denn Hinterrhein war ja eigentlich seit langem eine Sackgasse gewesen. Mit dem Tunnel verbesserte sich das. Wegen der A13 musste der ganze Verkehr ab 1970 nicht mehr durchs Dorf fahren. Hinterrhein wurde in allen Bereichen modernisiert.
Beim Bau gab es elf Tote. Das war sehr schlimm. Arbeiter kamen unter die Tunnel-Zugkomposition. Einer fiel sogar den Lüftungsschacht runter!
«Es war bei uns in der Stube immer ein Kommen und Gehen. Es gab auch immer wieder viele Anrufe. Es war für mich keine ruhige Kindheit», sagt mir Lisa.
Fast alle Leute waren sehr froh, denn man konnte nun durch den Tunnel bis nach San Bernardino fahren. Im Winter war Hinterrhein bis anhin eine Endstation gewesen, weil der Pass geschlossen war.
Er war wegen des 2. Weltkriegs ab dem Winter 1941 geschlossen. Diese Winterschliessungen dauerten bis 1967.
Die Postautochauffeure mussten früher im Dorf übernachten und dann am nächsten Morgen wieder nach Thusis zurückfahren. «Früher war man wie abgeschnitten», sagt Lisa.
Der San Bernardino Tunnel bekam 2006 neu einen Rettungsstollen. Da können kleine Rettungswagen und Feuerwehrfahrzeuge durchfahren. Es ist eigentlich wie ein zweiter Tunnel, der für die Rettung gebaut wurde.
Natürlich gab es schon früher die Abluft- und Frischlufträume. «Die Sicherheit des Tunnels ist jetzt sehr gut», meint Lisa.
Die Bauarbeiter
«Man kannte die Bauarbeiter nicht bei ihrem Namen, sondern nur vom Sehen», sagt Lisa. Man sah sie, wenn sie von ihrer Schicht zurückkamen, wenn die Schichten gewechselt wurden. Das Licht am Tunnelstollen brannte von aussen Tag und Nacht, alles war hell erleuchtet.
Dann sah man ihre müden Gesichter. Man konnte nahfühlen, dass nun ein währschaftes Essen, eine Dusche und dann Schlaf angesagt war. Die Einheimischen durften auch in die Kantine essen gehen was manche am Sonntag auch taten. Dort gab es viele italienische Spezialitäten.
Die meisten Bauarbeiter waren Ausländer. Schweizer gab es definitiv in der Unterzahl. Es gab im Dorf auch viel mehr Berufe als heute. Über Putzfrauen, Sekretärinnen bis zu Köchen gab es alles.
«Es war ein richtiger Berufsmix, wegen der Tunnelbaustelle, im Dorf», sagt Lisa. Es gab aber auch Hinterrheiner, die an der «Front» im Betrieb arbeiteten, also beim Sprengen.
Polizei-Kommandant Adrian Scherz ist für die Überwachung des Verkehrs im Tunnel verantwortlich.
Verkehrsregelung heute
Die Länge des San Bernardino Tunnels unterscheidet sich von denjenigen anderer Tunnels. Er ist der sechstlängste Tunnel der Schweiz. Der San Bernardino Tunnel hat definitiv weniger Unfälle zu verzeichnen als andere Tunnels.
Die Polizei geht sensibler vor, da sie den ganzen Tunnel sperrt, wenn ein Unfall stattfindet oder ein Brand. Die Feuerwehr ist auch dazu da, Fahrzeuge abzuschleppen.
Stau wegen verlängerten Wochenenden?
An verlängerten Wochenenden, zum Beispiel an Ostern und Pfingsten oder Auffahrt durchfahren 5'000 bis 6'000 Fahrzeuge den Tunnel. Aber im März bis April hat es weniger Verkehr als im Sommer, wenn alle in den Süden reisen. Es kann von ein paar Hundert bis vielen Tausend Fahrzeugen gehen. Es gibt jetzt auch definitiv mehr Wohnmobile als vor 25 Jahren.
Wie ist es, wenn ein Unfall passiert?
Unfälle gibt es eigentlich wenige, aber wenn mal ein Unfall passiert, dann ist es ein schwerer Unfall. Natürlich hat es auch eine grössere Auswirkung auf den Verkehr, weil der Tunnel länger gesperrt ist. Es kommt aber zum Glück nicht oft vor. Früher gab es sicher mehr schlimme Unfälle, weil die Sicherheit damals noch nicht so gross war.
Früher tauschte man sich bei einem Unfall nur untereinander aus, bezahlte den Schaden und fertig war die Sache. Heute macht man, wenn jemand dem anderen den Rückspiegel abstreift, eine Statistik und dann gilt es als Unfall.
Damit die Leute geweckt werden, hat man die Sicherheitslinie angeraut. So rüttelt es, wenn man drüberfährt. Man trennte aber auch die Fahrtrichtungen, damit man nicht in den Gegenverkehr gerät.
Ein Einsatz
Zuerst lokalisiert die Einsatzzentrale, wo genau der Unfall passiert ist. Damit die Einsatzzentrale besser weiss, wo der Unfall ist, sollte man die nächste SOS-Säule betätigen. Im Brandfall rückt als Erstes die Feuerwehr aus, wenn es sich aber um einen Unfall handelt, dann kommt die Polizei.
Der San Bernardino Tunnel wird so lange gesperrt, bis man weiss, wie die Lage ist, circa zwei bis vier Stunden. In der Überwachungszentrale müssen die Beamten auch schauen wegen einer alternativen Strecke. Aber im Winter muss man so lange warten, bis der Tunnel wieder geöffnet wird.