Digitales Schulmagazin: Säumerei im Rheinwald zur Walserzeit

Miriam Allemann
Miriam Allemann

Thusis,

Im Rahmen eines Projekts zwischen der Schule Rheinwald und Nau.ch schreibt eine Schülerin über die Entwicklung der Säumerei im Rheinwald.

Säumerei im Rheinwald
Säumer Ludwig Trepp aus Nufenen. - Walserama, Nufenen

Das Wichtigste in Kürze

  • Splügenpass und San Bernardino schon in der Römerzeit bekannt.
  • Wer im Tal keine Arbeit fand musste auswandern.
  • Strackfuhren von Chur direkt nach Chiavenna oder Bellinzona und zurück.
  • Porten der Unteren Strassen regelten nach 1574 die Säumerei.

Splügen und San Beranrdinopass

In der Römerzeit wie auch früher war der Splügenpass die kürzeste Verbindung zwischen Nord und Süd. Es war der am schnellsten überquerbare Pass.

Aber es war auch ein sehr schwieriger Pass zum Überqueren, da man von der Südseite her zuerst steil hochsteigen musste. Der San Bernardinopass war bedeutend einfacher zu bewältigen im Gegensatz zum Splügenpass.

1473 wurde der Weg durch die Viamala-Schlucht karrengängig gemacht. Das heisst, man konnte mit Karren, die bis zu 800 kg wogen, durch die Schlucht fahren.

Mit diesen Wagen konnte man bis an die Füsse der beiden Pässe fahren. Die Karren wurden von Ochsen gezogen.

Tiere im Saumverkehr

Der Ochse war für die Rheinwalder das geeignetste Tier. Er war stärker als ein Pferd. Die Rheinwalder konnten ihn grossziehen und anschliessend auch mit Futter aus eigener Produktion füttern. Pferde hingegen musste man auswärts kaufen und dann mit gekauftem Futter füttern.

Maultiere waren sicher die Tiere, die dann anschliessend über die Pässe gestiegen sind. Pferde waren für diesen Job nicht sehr geeignet, da sie trittunsicher waren. Der Esel war dazumal im Rheinwald kaum bekannt.

Nach 1823 (Bau der Commercialstrasse) waren es dann aber fast nur noch die Pferde, welche Wagen über den Pass zogen. Vor 1823 waren es wie erwähnt die Ochsen.

Nachdem 1823 die Commercialstrasse gebaut worden war, hatte man sehr viele Pferde im Rheinwald, so circa 400 bis 500. Nachdem aber 1882 die Gotthardbahn gebaut worden war, krachte das ganze Transportgeschäft im Rheinwald zusammen. Weil der ganze Transitverkehr, also Warenverkehr, hauptsächlich durch den Gotthardtunnel verlief.

Viele Leute mussten auswandern, nach Amerika, Neuseeland, Italien usw. Einige Menschen konnten sich aber auch anpassen. Sie gingen dann zum Beispiel ins Unterland in den Fabriken arbeiten.

Hungersnot im Rheinwald

Die alten Susten wurden in Ställe umgebaut und so weiter genutzt. Der Pferdebestand beschränkte sich auf zwei bis drei Pferde pro Gemeinde.

Von 1815 bis 1816 gab es eine schlimme Hungernot im Rheinwald. Zu dieser Zeit brach in Indonesien der grosse Vulkan Tambora aus. Seine Asche verdunkelte die ganze Nordhalbkugel.

Zu dieser Zeit schneite es sogar im Sommer. Die Bauern mussten die Tiere mehrmals von den Alpen holen.

Gerüchte sagen, dass die Menschen sich nur von Gras und Blacken ernährten, da sie nichts mehr anderes zu essen hatten. Zu dieser Zeit starben viele Tiere an mangelndem Futter.

Zu Hilfe kamen 5’000 Menschen aus dem Gebiet rund um den Comersee. Diese Menschen trugen täglich Essen und sonst notwendige Sachen über den Splügenpass.

Viele Walser im Rheinwald waren zu der Säumerzeit Bauern für die Selbstversorgung. Nebenbei waren sie Säumer oder verdingten sich der Säumerei, um Geld zu verdienen. Nach Walser Recht übernahm in den meisten Fällen der älteste Sohn der Familie den Bauernhof. Er musste dann aber die Geschwister auszahlen, damit das Erben fair blieb.

Der Sohn musste mit dem Säumen Geld verdienen. Seine Frau arbeitete daheim auf dem Hof und schaute zu den Kindern.

Die zwei Ebenen der Säumerei

Die Säumerei basierte auf zwei Ebenen. Einerseits mussten die Säumer die Waren über die Pässe bringen für andere Leute. Anderseits mussten sie ihren eigenen Landsleuten Nahrungsmittel bringen.

Im Rheinwald konnte man damals nicht sehr viel für Menschen Essbares explizit anbauen. Ohne Nahrungsmittel von aussen hätten die Leute des Tales sich zum grösstem Teil von Fleisch ernähren müssen.

Über die grossen Pässe, also Splügen und San Bernardino Pass wurden hauptsächlich Waren transportiert. Diese Art von Säumen nennt man transalpin, also von Norden nach Süden und umgekehrt.

Die Wege vom Safiental und dem Vals in das Rheinwald dienten den beiden Tälern zur Versorgung. Die Strasse in die Surselva wurde erst später gebaut.

Das Safien- und Valsertal war bis zur Eröffnung der Oberländer Strasse abhängig vom Rheinwald. Sie wurden mit lebensnotwendigen Sachen über das Rheinwald versorgt.

Die Valser und Safier brachten aber auch verschiedene Produkte und Waren von sich ins Rheinwald.

Diese Waren wurden dann weiter in den Süden transportiert. Zum Beispiel: Leder, Häute und weitere Sachen, die sie selbst herstellen konnten. Es handelte sich dabei um eine sogenannte «Selbstversorgungs-Säumerei». Sie kauften auch im Rheinwald ein.

Die Port

Vor 1574 gab es noch keine Port. Da durfte jeder säumen, wie er wollte. Nach 1574 jedoch war fest geregelt, wer wo und wie säumen durfte.

Im Rheinwald durften nur Sufner, Splügner und Medelser über den Splügenpass säumen. Die Nufener und Hinterrheiner hingegen nur über den San Bernardinopass.

Es war festgelegt, dass jeder Säumer höchstens sechs Pferde haben durfte. Als Säumer durfte man Waren nur bis zur nächsten Port transportieren, weiter nicht.

Es gab wohlhabendere Leute, die Pferde hatten, sie aber mit anderen Säumern mitschickten und diesen danach für den Dienst bezahlten.

Nach einiger Zeit wurde der Saumverkehr aber nicht mehr so zuverlässig. Die Leute tranken heimlich aus den Weinfässern (Lägela) und füllten sie dann mit Wasser.

Manchmal schmissen sie auch ganze Ladungen in den Fluss, weil sie wütend waren.

Bis die Waren an ihrem Ziel ankamen dauerte es manchmal bis zu einer Woche. Manche Lebensmittel verdarben oder Sachen gingen kaputt.

Strackfuhren

Um circa 1740 wurde die sogenannte Strackfuhr (Direktfuhr) eingeführt. Das waren Säumer, welche mit den Waren von Chur direkt nach Chiavenna oder Bellinzona fahren durften.

Die Rheinwalder Familie Schänni verdiente an dieser Art von Säumen besonders viel. Sie war seit 1648 ein sogenannter «Landadel».

Die Säumer mussten bei jeder Port umschlagen, also ihr Gepäck dem Nächsten übergeben und die Umschlagsgebür zahlen.

Die Leute, die Strackfuhr betrieben mussten an diesen Orten auch bezahlen, konnten aber einfach durchfahren.

Mit diesen Strackfuhren konnten dann plötzlich Waren innerhalb von drei Tagen von Chur nach Chiavenna oder Bellinzona sicher transportiert werden.

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