FinanzFabio zur AHV-Problematik

FinanzFabio
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Bern,

Was haben sich die klugen Köpfe 1948 bei der Einführung der AHV nur gedacht? FinanzFabio erkärt wie die AHV funktioniert und wo er die Probleme sieht.

Legomännchen auf Geld.
FinanzFabio erkärt, wie seine Lösung zur Rettung der AHV mit ETFs funktioniert. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • FinanzFabio ist Finanzplaner und Finanzblogger.
  • Die AHV funktioniert nach dem Umlageverfahren.
  • FinanzFabio ist der Meinung, die AHV sei ein Fass ohne Boden.
  • Für Nau.ch erklärt FinanzFabio heute die Problematik der AHV.

Eine spannende Unterhaltung, die damit begann, ob Alt-Bundesrat Blocher plötzlich selbst Angst um seine AHV hat, weil er jetzt plötzlich aus dem Nichts doch seine Bundesratsrente ausbezahlt haben will.

Nicht das der Milliardär es wirklich nötig hätte, Anspruch auf die Rente hat er aber. Wir gehen auch nicht zur Pensionskasse des Arbeitgebers, verzichten auf unser Kapital oder die Rente.

Die Fehler der AHV

Über die AHV schreibe ich sehr wenig. Aus gutem Grund. Ändern kannst du nichts daran, ohne dass die ganze Schweiz damit einverstanden ist.

Bei der Pensionskasse musst du nur deinen Chef überzeugen oder die GL. Die Säule 3a ist deine eigene Verantwortung.

Das Umlageverfahren

Anders als bei der Pensionskasse und der Säule 3a, sparst du in der AHV nicht für dich selbst, sondern für die, die heute bereits pensioniert sind. Oder anders ausgedrückt. Was du heute in AHV einbezahlst, gibt deine Grossmutter morgen im Coop aus, um Essen zu kaufen.

Älteres Paar küsst sich.
Anders ausgedrückt, was du heute in AHV einbezahlst, gibt deine Grossmutter morgen aus. - unsplash

Klingt jetzt gar nicht so übel. Das Problem: Deine Grossmutter erhält mindestens 14’220 Franken im Jahr aus der AHV. Mindestens. Das ist die minimale AHV-Rente. Sie kann aber auch bis zu 28’440 Franken erhalten, die AHV-Maximalrente.

Ich weiss zwar nicht, was du verdienst, aber ich bezahle keine 28’440 Franken in die AHV pro Jahr, also kann ich meine Grossmutter alleine nicht durchfüttern.

Du und dein Arbeitgeber zusammen bezahlen jeden Monat 8.7% in die AHV ein. Wenn du also 100’000 Franken verdienst, sind das erst 8’700 Franken. Reicht also nicht für die minimale, geschweige für die AHV-Maximalrente.

Was haben sich die klugen Köpfe also 1948 bei der Einführung der AHV gedacht? Nun sie rechneten damit, dass 19 Erwerbstätige für einen Pensionierten einzahlen.

Und, fairerweise, muss man sagen, dass die Lebenserwartung 1948 noch weit weg war von 86ig. Heute sind es noch knapp vier Erwerbstätige für einen Rentner. Irgendwas ging bei der Berechnung also gründlich schief.

Die AHV-Beitragslücken

Die Beitragslücken entstehen dadurch, wenn man nicht ab Alter 21 in die AHV einbezahlt. Wenn du also studierst bis 25 und dich nicht selbst darum kümmerst, hast du später ein Problem.

Auch wenn du dir ein Jahr Auszeit nimmst vom ersten Januar bis zum 31. Dezember eines Jahres, dann hast du eine Beitragslücke.

Lösen kannst du das Problem einfach, da du bis zu fünf Jahre rückwirkend in die AHV nachzahlen kannst. Aber nur, wenn du bereits in der Schweiz wohnhaft warst in diesen fünf Jahren.

Du solltest auch unbedingt prüfen, ob alle deine Arbeitgeber für dich in die AHV einbezahlt haben. Haben es diese verschlampt, wird deine Rente gekürzt und nicht ihre.

Dafür benötigst du allerdings alte Lohnausweise und möglicherweise eine Steuererklärung. Aber wenn wir ehrlich sind, wer bewahrt schon Lohnausweise von vor 20 Jahren auf?

Noch problematischer sind die AHV-Beitragslücken übrigens für Zuzüger in die Schweiz. Wenn zum Beispiel unsere Freunde vom grossen Kanton in die Schweiz ziehen mit 35 Jahren, dann fehlen ihnen bereits 14 Jahre. Unmöglich, das aufzuholen.

Natürlich würden diese aus Deutschland eine kleine Rente bekommen für die 14 Jahre, welche sie dort gearbeitet haben.

Legomännchen auf Geld.
Wenn du also studierst bis 25 und dich nicht selbst darum kümmerst, hast du später ein Problem. - zVg

Aber wir wissen alle, dass wir hier mehr verdienen aber auch viel mehr bezahlen für alles als in Deutschland. Die Kürzungen können also ziemlich massiv sein.

Kürzung bei Frühpensionierung

Nicht nur fehlende Beitragsjahre können zu Kürzungen führen, auch eine Frühpensionierung kommt den Rentner teuer zu stehen. 6.8% pro Jahr. Wenn du also mit 63 in Rente gehen willst, statt mit 65, werden dir, lebenslang, 13.6% weniger AHV ausbezahlt.

Gehen wir von einer AHV-Maximalrente aus und das du 86 wirst, werden dir 466’871 Franken über den ganzen Zeitraum, statt 540’360 Franken ausbezahlt. Du verlierst also 73’489 Franken.

Ziemlich viel Geld, wenn du bedenkst, dass du je nachdem, was du verdienst, sowieso viel mehr einbezahlst, als du je bekommen wirst.

Der Durchschnittslohn ist massgebend

Da es eine minimale und eine AHV-Maximalrente gibt, muss es auch eine Berechnungsgrundlage dafür geben. Die Grundlage wäre die Skala 44. Warum Skala 44? Theoretisch sollten wir alle ab 21 bis 65 in die AHV einbezahlen. Das sind genau 44 Beitragsjahre, deswegen Skala 44.

Die Skala 44 berücksichtigt aber nur Löhne bis 85’320 Franken. Das ist der massgebende maximale AHV-Lohn. Verdienst du aber mehr als 85’320 Franken, sagen wir 100’000 Franken oder 120’000 Franken oder noch (viel) mehr, bezahlst du trotzdem in die AHV ein.

Auch nicht fair, wenn deine Rente gedeckelt ist, aber du unter extremen Umständen sogar mehr im Jahr in die AHV einbezahlst, als du je daraus erhalten wirst.

Auf der anderen Seite ist es hier wieder typisch, dass die Besserverdienenden auch später mehr Rente erhalten. Mit Besserverdienenden meine ich hier übrigens alle, die den Lohn von 85’320 Franken erreichen. Wer weniger verdient, kriegt weniger Rente.

Die Plafonierung der AHV

Wieder so ein super Wort aus unserem Vorsorgesystem: Plafonierung. Es bedeutet soviel wie eine Kürzung der Renten bei Ehepaaren. Verheirate erhalten lediglich 150% der AHV-Maximalrente, statt 2 x 100%. In Franken: 42’660 statt (plafoniert) statt 56’880 Franken (2 x mal die volle Rente).

Bist du verheiratet, könnt ihr euch also jedes Jahr 14’440 Franken ans Bein streichen.

Die hohen Kosten für die Arbeitgeber

Da die AHV nicht nur vom Arbeitnehmer, sondern auch vom Arbeitgeber finanziert wird, ist die AHV für alle Unternehmen ein hoher Kostenfaktor.

Mehr Bezüger als Zahler

Das Umlageverfahren habe ich ja bereits erklärt. Nun wird es hier aber ziemlich bald und ziemlich schnell eine grössere Verschiebung geben aus einem einfachen Grund: Die Babyboomerbabys werden pensioniert.

Das führt zu mehr AHV-Bezüger als es überhaupt noch junge Leute gibt, die für sie einbezahlen können. Dies wird der unweigerliche Todesstoss der AHV sein.

Die Politik wird noch lange mit neuen Steuern versuchen, die AHV zu retten. Bis sie endlich einsehen und vor allem eingestehen, dass sie versuchen, ein Fass ohne Boden zu stopfen, wird es für die AHV längst zu spät sein.

Genau deswegen brauchen wir neue Lösungen.

Bis bald,

FinanzFabio

***

FinanzFabio.
Fabio Marchesin ist Experte für Finanzen. - zVg

FinanzFabio will mit finanzieller Bildung auf seinem Blog die Schweiz vor der Altersarmut retten. Er glaubt nicht mehr an die AHV.

www.finanzfabio.ch

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