Gender-Equality: «Mädchen dürfen in der Schule nicht besser sein»
In Entwicklungsländern gibt es noch viel Nachholfbedarf betreffend Gleichstellung. Ein wichtiger Grundpfeiler dabei ist die Bildung von Mädchen.
Das Wichtigste in Kürze
- Weltweit gehen immer noch viel weniger Mädchen zur Schule als Jungen.
- Dabei ist Bildung ein wichtiger Grundpfeiler für Gleichberechtigung.
Me Too, Frauenstreik und Papi-Zeit: Gleichberechtigung ist in der Schweiz ein Dauerthema und bis zur Gleichstellung muss noch vieles geschehen.
Die Situation in der Schweiz scheint jedoch geradezu luxuriös, verglichen mit den Rechten von Frauen in Entwicklungsländern.
Mädchen von Geburt an weniger wert
Das Problem fängt schon früh an: Mädchen gelten als weniger wertvoll als Jungen und dürfen oft nicht in die Schule. Viele Eltern können aus Kostengründen nicht alle ihre Kinder in die Schule schicken. Und so fällt die Wahl fast ausschliesslich auf die Jungs.
So war es auch bei Nancy aus Kenia. Das Ziel ihrer Eltern war es, sie möglichst früh zu verheiraten und eine gute Mitgift aus der Ehe zu erhalten.
Nancy wollte jedoch nicht bereits mit 15 Jahren verheiratet werden, wie die meisten ihrer Freundinnen. Vielmehr wollte sie weiterhin in die Schule. Ihr Stiefvater und das gesamte Dorf waren aber dagegen.
«Ein Mädchen wurde als minderwertig gegenüber einem Jungen angesehen und das ist auch heute noch so», sagt Nancy. «Ich war sehr gut in der Schule; ich war Klassenbeste. Aber es gab Beschwerden aus der Gemeinde. Ich dürfe nicht besser sein als die Jungen in meiner Klasse.»
Frauen treffen andere wirtschaftliche Entscheide als Männer
Ohne gute Grundausbildung haben Frauen nie die Chance auf Gleichberechtigung. Frauen tragen trotzdem im Allgemeinen eine höhere Arbeitsbelastung als Männer. Gleichzeitig haben sie oft nur sehr begrenzte Entscheidungsbefugnis auf Haushalts- und Gemeindeebene.
Um dieses grosse Gender-Ungleichgewicht zu bekämpfen, ist es essenziell, dass Frauen in Entwicklungsländern Zugang zu finanziellen Mitteln haben. So können sie auch selbst wirtschaftliche Entscheidungen. Das ist auch deshalb so wichtig, weil sich die finanziellen Entscheidungen der Frauen direkt auf ihre Kinder auswirken. Die Kinder profitieren dann von veränderten Ausgabengewohnheiten in Bereichen wie Gesundheit und Bildung.
Ein Vorbild für andere Mädchen
Nancy aus Kenia hatte grosses Glück: Dank einer Patenschaft von World Vision konnte sie weiterhin zur Schule. Von ihrer australischen Patin wurde Nancy ermutigt, an ihre Träume zu glauben und diese auch zu verwirklichen.
Heute, Mitte 30, lebt Nancy mit ihrer Tochter in ihrem eigenen Haus in Nairobi. Nach ihrem Studium war sie als humanitäre Helferin zunächst in Äthiopien und im Südsudan. Später arbeitete sie in Nordkenia in den Bereichen Landwirtschaft und Viehzucht sowie als Finanzberaterin für eine gemeinnützige Organisation. Seit 2018 leitet sie für eine Hilfsorganisation die Nothilfeprogramme in Ostafrika.
Nancy trägt täglich dazu bei, Mädchen und Frauen in ihrem Land zu ermutigen und zu fördern: «Eines der Dinge, die ich gelernt habe, ist, meine Tochter zu loben. Ich ermutige sie, auf sich selbst stolz zu sein, so wie ich stolz auf sie bin».
Bei World Vision wird daran gearbeitet, die wirtschaftliche Situation von Frauen in Entwicklungsländern zu verbessern. Die ganzheitliche Unterstützung im Kindesalter ist dabei elementar. Wie die Sensibilisierung der Dorfgemeinschaft kann das Leben eines Mädchens grundlegend zum Positiven verändern, wie das Beispiel von Nancy beweist.