Gillian Shark rückt Haie ins ästhetische Licht

Sarah Berger
Sarah Berger

Bern,

Gillian Shark macht, was sich nur wenige trauen: sich Haien zu nähern. Mit Fotos will sie das Stigma des bösen Hais enthärten. Wir haben mit Gillian gesprochen.

Gillian Shark.
Gillian Shark. - Niels Fischer

Das Wichtigste in Kürze

  • Gillian Shark fotografiert Haie unter Wasser.
  • Mit ihren Bildern will Gillian das Stigma des bösen Hais entkräften.
  • Die Primarlehrerin stellt ihre Bilder auch an Fotoausstellungen aus.

Vor allem in Filmen wird der Hai gerne als aggressiv und gefährlich dargestellt. Wer ihm zu Nahe kommt, der büsst es mit dem Leben.

Gillian Shark, eine Lehrerin aus der Zentralschweiz, hat es sich zur Aufgabe gemacht, genau dieses Stigma des Hais zu enthärten. Sie geht an den Orten tauchen, wo sie auf einen Hai treffen wird. Daraus entstehen wunderschöne Fotografien.

Wir haben mit der Hai-Fotografin Gillian Shark gesprochen.

Nau.ch: Wie ist es zu Ihrer Begeisterung für Haie gekommen?

Gillian Shark: Früher als Kind hatte ich Angst vor Haien. Mit zwölf Jahren habe ich dann meinen Tauchschein gemacht, dort habe ich zum ersten Mal einen Hai gesehen.

Als ich mit eigenen Augen gesehen habe, wie scheu die Tiere sind, hat mich das Interesse gepackt und meine Angst hat sich allmählich in eine Faszination umgewandelt.

Haifisch.
Gillian: Ich möchte versuchen, dass man nicht mehr dieses Bild vom bösen Hai im Kopf hat. - Gillian Shark

Für mich ist sehr wichtig zu vermitteln, dass die Haie missverstandene Tiere sind. Es ist höchste Zeit die Menschen dafür zu sensibilisieren und aufzuklären.

Es muss nicht gleich jede-/r Haiaktivist-/in werden, das meine ich damit nicht. Aber ich möchte versuchen, dass man nicht mehr dieses Bild vom bösen Hai im Kopf hat. Der Hai ist ein spannendes Tier und wie jedes zudem ausserordentlich wichtig für unser Öko-System.

Nau.ch: Wie wissen Sie, wo es Haie gibt?

Gillian Shark: An welchen Tauchplätzen es Haie gibt, habe ich vor allem durch eigene Recherchen gelernt. Auch im Austausch mit anderen Hai-Taucher*innen, erfahre ich, welche Tauchplätze sich für das Tauchen mit Haien eignen.

Nau.ch: Was gehört zur Vorbereitung dazu, wenn Sie einen Hai fotografieren möchten?

Gillian Shark: Am wichtigsten ist sicherlich, dass ich mich gut informiere, ob es an dem Tauchplatz Haie gibt. An manchen Orten werden auch Tauchgänge angeboten, bei denen die Tauchguides Haie anfüttern.

Solche Angebote nutze ich teilweise auch. Mir ist dabei aber sehr wichtig, dass es sich um einen seriösen Anbieter handelt, welcher das Schützen und Aufklären über Haie im Sinne hat und auch den Gästen darüber erzählt.

Gillian Shark.
Gillian Shark. - Livia Villiger

Körperlich schaue ich immer, dass ich fit und gesund bin. Da ich anfällig auf Nebenhöhlenentzündungen bin, achte ich sehr darauf, dass ich mich vor Tauchferien oder Tauchgängen nicht erkälte.

Nau.ch: Haben Sie ein spezielles Equipment, die Sie fürs Fotografieren brauchen und wie sieht ein Fotografie-Tag aus?

Gillian Shark: Nein, eigentlich nicht allzu speziell. Ich fotografiere mit einer Systemkamera, bei der ich die Objektive auswechseln kann. Auf diese Weise bin ich für unterschiedlichste Wasserverhältnisse ausgerüstet. Das wichtigste natürlich ist das Unterwassergehäuse, welches die Kamera vor Wasser schützt.

Meistens mache ich zwei Tauchgänge pro Tag, wenn ich vor Ort bin. Ich gehe dann an zwei verschiedenen Plätzen schauen, ob ich Haie sichte. Dabei nehme ich bereits das Kameraequipment mit. Hat es Haie, mache ich gerade direkt die Fotos.

Nau.ch: Haben Sie keine Angst vor den Haien?

Gillian Shark: Nein, nicht mehr. Haie werden oft als böse, aggressive und gefährliche Tiere dargestellt. Ich habe mir in den letzten Jahren aber ein grosses Wissen über Haie angeeignet.

In erster Linie verdanke ich das Dr. Erich Ritter, bei welchem ich zwei Praktika absolvieren und ihm bei seiner Forschung im Bereich Hai-Mensch-Interaktion behilflich sein durfte. Er war ein toller Mentor, bekannter Schweizer Haiforscher und Gründer der Organisation SharkSchool.

Gillian Shark und Hai.
Gillian Shark: Haie sind eigentlich scheue und intelligente Tiere. - Niels Fischer

Durch meine Erfahrung mit Haien habe ich gemerkt, dass Haien dieser böse Ruf zu Unrecht angedichtet wird. Haie sind eigentlich scheue und intelligente Tiere.

Ich habe gerade durch das Fotografieren von Haien so viel über die Tiere gelernt, um zu wissen, dass ich vor ihnen nicht mehr Angst haben muss als vor einem anderen Tier. Im Gegenteil.

Nau.ch: Welche ist für Sie die faszinierendste Eigenschaft der Haie?

Gillian Shark: Am faszinierendsten an Haien finde ich, dass sie viel mehr Sinne haben als wir Menschen. Das ist wirklich unglaublich. Sie besitzen zum Beispiel Poren, die nennt man «Lorenzinische Ampullen».

Diese befinden sich an der Schnauze des Hais. Damit können sie elektromagnetische Felder aufspüren und sich somit orientieren.

Nau.ch: Weshalb engagieren Sie sich für Haie?

Gillian Shark: Einerseits will ich mit meinen Fotografien zeigen, dass Haie auch ästhetische Seiten haben. Ich möchte den Leuten auch vermitteln, dass sie ein falsches Bild vom Charakter des Hais haben. Und, dass er in Wirklichkeit eben ein scheues Tier ist.

Mit den Bildern sollen die Leute auf diese Tatsache sensibilisiert werden. Im Jahr verunglücken weltweit etwa fünf Menschen durch einen Zwischenfall mit einem Hai, jedoch werden 100 Millionen Haie jährlich von Menschen getötet.

Haifisch.
Die Fotografien von Gillian Shark können Sie auf Ihrer Webseite gillianshark.com oder über den Instagram Account kaufen. - Gillian Shark

Auf meiner Webseite, Instagram- und Facebook Seite verkaufe ich, neben meiner Fotografie, ausserdem T-Shirts und Stofftaschen mit meinem Logo. Ein Beitrag des Erlöses geht dabei an eine Freundin von mir, Madison Stewart, eine engagierte Haischützerin.

Nau.ch: Hat das Interesse an Haien auch Ihre Berufswahl beeinflusst?

Gillian Shark: Nur teilweise, ich bin Primarlehrerein. Das hat sicherlich damit zu tun, dass ich gerne Menschen oder Kindern Wissen vermittle. Und mithilfe meiner Fotografie mache ich das ebenso.

Nau.ch: Macht sich Ihre Familie und Ihr Freundeskreis keine Sorgen, dass Ihnen mal etwas zustossen könnte?

Gillian Shark: Nein, sie haben mittlerweile keine Angst mehr, zum Glück. Mein Vater hat mit mir damals meinen ersten Interaktionskurs bei Dr. Erich Ritter, gemacht. Er hat also auch einen guten Wissensstand, was Haie betrifft.

Wir beide haben unseren Umkreis aufgeklärt und ihnen aufgezeigt, dass die Haie von Natur aus nicht gefährlich sind. Wie Erich immer zu sagen pflegte: «Es gibt keine gefährlichen Haie, es gibt nur gefährliche Situationen.»

Nau.ch: Wo kann man sich Ihre Fotografien anschauen?

Gillian Shark: Meine Fotografien kann man auf meiner Webseite oder über meinen Instagram Account @gillian.shark anschauen. Gelegentlich bin ich auch an Fotoausstellungen, wo man die Möglichkeit hat, meine Bilder zu kaufen.

***

Herzlichen Dank Gillian Shark für das Interview.

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