Lehrerverband begrüsst Offensiven für Gender-Sprache
Geschlechtsneutrale Sprache polarisiert. Beim Lehrerverband erkennt man aber die wichtige Rolle und beteiligt sich an der Debatte.
Das Wichtigste in Kürze
- Geschlechtsbezogene Vorurteile sind überholt und werden zunehmend hinterfragt.
- Doch bei der geschlechtsneutralen Sprache scheiden sich die Geister.
- Auch der Lehrerverband begrüsst die Diskussion – und beteiligt sich.
Das Bewusstsein für die Gender-Thematik hat sich in den letzten Jahren stark ausgeweitet. Durch die aktuelle Debatte steht das Thema auch in Schulen zunehmend im Fokus. Doch soll aus Schülern bald Schüler*innen, Schüler_innen und Schulkind werden?
Anleitungen und Sprachguides halten Einzug
Schon heute sind Lehrkräfte dazu angehalten, genderspezifische Stereotype zu vermeiden. Verschiedene Hochschulen gehen aber noch einen Schritt weiter. So veröffentlichte etwa die Abteilung für die Gleichstellung von Frauen und Männern der Uni Bern eine Anleitung zur geschlechtergerechten Sprache.
Diese empfiehlt die Verwendung von Vollformen (Schülerinnen und Schüler), Sparformen (SchülerInnen, Schüler_innen, Schüler*innen) oder alternativen Begriffen (Schulkind) – auch bei wissenschaftlichen Arbeiten.
Auch Behörden, Bund oder einzelne Firmen sind bestrebt um genderneutrale Sprache. So beispielsweise der Rückversicherer Swiss Re, der gar einien genderneutralen Sprachguide für ihre Mitarbeiter erstellt hat.
Nicht zur Freude aller: Politiker oder gewisse Sprachforscher befürchten eine «Verhunzung» unserer Sprache.
Lehrerverband kritisiert falschen Gebrauch der Sprache
In den Schulen gehen die Anforderungen nicht so weit: Der Fokus des Lehrerverbands liege nebst der Sprache vor allem auch auf der Vermeidung genderspezifischer Rollenbilder, erklärt Franziska Peterhans, Geschäftsleitungsmitglied des Dachverbands der Schweizer Lehrerinnen und Lehrer, auf Anfrage.
«Die Allermeisten machen das heute korrekt», so die LCH-Zentralsekretärin. Dennoch müsse man ab und zu ermahnen.
So habe man kürzlich ein Lehrmittel kritisieren müssen, in dem nebst verschiedensten männlichen historischen Persönlichkeiten lediglich Schauspielerin Ursula Andres, «Märlitante» Trudi Gerster, die zurückgetretene alt-Bundesrätin Elisabeth Kopp und Anna Göldi, die letzte verbrannte «Hexe», als feminine Gegenstücke genannt wurden, erzählt Peterhans.
«Die Sprache ist ein mächtiges Instrument», stellt die LCH-Zentralsekretärin klar. Dadurch würde ein «Bild transportiert», welches unbedingt allen Menschen und der heutigen gesellschaftlichen Realität gerecht werden müsse.
Daher «begrüsse» man laut Peterhans die Diskussion um die geschlechtsneutrale Sprache und beteilige sich auch im Rahmen des Rats für deutsche Rechtschreibung. Es gäbe eine grosse Vielfalt bei den Schülern. Und da «darf es keine Ausgrenzungen geben.»