Zürich will SVP Vorstoss nicht wegen fehlender Gendersprache
Parlamentarier müssen sich an eine «geschlechtergerechte Sprache» halten. Das Gemeinderatsbüro lehnte deshalb eine Interpellation von Susanne Brunner ab.
Das Wichtigste in Kürze
- SVP-Frau Susanne Brunner reichte eine Interpellation wegen eines Streiks ein.
- Das Büro des Zürcher Stadtparlament wies diesen aber wegen Gendermissachtung zurück.
- Die Politikerin ist ob der «Zwängerei» entsetzt.
Am 24. Mai fanden sich rund 1000 Demonstrierende im Zürcher Pfingstweidpark ein. Sie protestierten gegen das geplante Bundesasylzentrum und gegen die «herzlose» Schweizer Asylpolitik.
Trotz fehlender Bewilligung, dreissig Lärmklagen und einigen Sprayereien liess die Stadtpolizei Zürich die linken Aktivisten gewähren. Wie versprochen zog die Gruppe zwei Tage später ab.
Dennoch störte sich die SVP-Stadtparlamentarierin Susanne Brunner an dem Nicht-Eingreifen des Sicherheitsdepartements. Sie reichte laut der «NZZ» eine Interpellation ein: «Warum hat die Polizei das Gelände nicht geräumt?» und «Wer bezahlt die Beseitigung von Abfall und Sprayereien?»
SVP-Interpellation wegen Gendermissachtung abgelehnt
Doch das Gemeinderatsbüro wies Brunners Vorstoss zurück. Begründung: Die Politikerin habe die Richtlinien zum Abfassen eines solchen Vorstosses verletzt. «Insbesondere was die sprachliche Gleichberechtigung von Frauen und Männern betrifft», zitiert die Zürcher Zeitung aus dem Rückweisungsschreiben.
Der zweite Vizepräsident bemängelte die fast ausschliessliche Nutzung der männlichen Form. Obwohl bei dem Protest Männer und Frauen anwesend waren. Doch auf die Anpassungen, die eine «Verhunzung der deutschen Sprache» seien, wollte die SVP-Frau nicht eingehen.
«Das ist nicht mein Stil»
«Ich finde es sprachlich nicht schön, wenn in jedem Satz beide Geschlechter genannt werden müssen», rechtfertigt sich Brunner gegenüber «NZZ». «Das ist nicht mein Stil.» Und Binnen-I und substantivierte Partizipien seien für sie ein Graus.
Doch das Gemeinderatsbüro handelte korrekt: In den Ausführungsbestimmungen zur Geschäftsordnung des Gemeinderats gibt es seit dem 1. Mai 2018 einen Absatz zur «geschlechtergerechten Sprache».
«Zwängerei» geht zu weit
Dennoch: Laut Brunner geht die rot-grüne Mehrheit hier zu weit. «Ausgerechnet die, die sonst immer Toleranz predigen, wollen mir nun vorschreiben, wie ich Sätze zu formulieren habe», kritisierte sie. Diese «Zwängerei» gehe viel zu weit.
Sie will vermutlich noch diese Woche eine zweite Interpellation zum Pfingstweidpark einreichen – mit fast dem gleichen Wortlaut. Plus einer Anmerkung, dass das verwendete generische Maskulinum nebst männlichen auch weibliche und sich keinem Geschlecht zuordnenden Individuen umfasst.
Sollte sich das Gemeinderatsbüro auf diese Ergänzung nicht einlassen, schliesst Brunner einen Weiterzug in den Bezirksrat nicht aus. «Mir geht es ums Grundsätzliche», so die SVP-Frau.