«Von der Rolle» zeigt den Alltag fernab gängiger Familienmodelle
Der Dokumentarfilm «Von der Rolle» rückt drei Paare aus der Schweiz ins Zentrum. Sie stellen das traditionelle Familienbild auf den Kopf.
Das Wichtigste in Kürze
- Verena Endtner hat bei «Von der Rolle» drei Schweizer Jungfamilien im Alltag gefilmt.
- Ihre Dokumentation gewährt Einblicke in vertauschte Rollen.
- Das konventionelle Gesellschaftsbild wird infrage gestellt.
«80 Prozent der Schweizer leben in einem traditionellen Familienmodell: Der Mann ist hauptsächlich verantwortlich für das Einkommen, die Frau für die Familienarbeit.»
Das leicht abgeänderte Zitat stammt aus dem Film «Von der Rolle». Die Berner Regisseurin Verena Endtner («Glückspilze») behandelt darin den Rollentausch im familiären Alltag.
Drei Jahre lang begleitet
In Zeiten von Diskussionen über die Geschlechtergleichstellung sowie die voraussichtliche Elternzeit-Initiative trifft das Thema den Nerv der Zeit. Für ihre knapp 90-minütige Dokumentation hat Endtner drei unterschiedliche Paare mit Kleinkindern über drei Jahre lang begleitet. Sie ist selbst Mutter eines Sohnes.
Der Film porträtiert die Familien mit unspektakulär eingefangenen Bildern. Die Kamera nimmt die Rolle des stillen Beobachters ein und lässt die Protagonisten aus ihrem Leben erzählen.
Einzig kurze Animationssequenzen parodieren in überspitzter Form Alltagssituationen und lockern die nüchtern gehaltene Gestaltungsweise auf.
«Von der Rolle» dreht sich um alternative Lösungsansätze
Die im Film gezeigten Paare brechen mit der herkömmlichen Arbeitsteilung. Jede Familie hat eine individuelle Lösung für sich gefunden.
So rückt beispielsweise Sandro in den Fokus, der die Funktion des Hausmannes übernimmt. Seine Frau Olivia arbeitet Vollzeit als Controllerin. Obwohl dieses Wechselverhältnis zu funktionieren scheint, stossen sie innerhalb ihres Umfeldes auf wenig Verständnis.
Die Tänzerin Maja und der Musiker Theo arbeiten hingegen Teilzeit. Der Haushalt und die Kindererziehung wird von beiden wahrgenommen.
Ähnlich sieht es auch bei der Juristin Kathrin und dem Polymechaniker Martin aus. Sie versuchen, eine Balance zwischen Beruf und Familie zu finden.
Für einen solchen Drahtseilakt muss vieles zusammenpassen. Laut den Beteiligten gehören dazu Faktoren wie beispielsweise der richtige Partner, ein ausreichendes Einkommen und einen verständnisvollen Arbeitgeber.
Obwohl sich viele Paare eine gleichberechtigte Herangehensweise wünschen, sprechen die Zahlen eine andere Sprache. Im Abspann wird ersichtlich, dass nur ein kleiner Teil von ihnen (15 %) die Kinderbetreuung und Hausarbeit einvernehmlich untereinander aufteilen.
«Von der Rolle» zeigt auf, dass gesellschaftliche Veränderungen Zeit brauchen. Der Umbruch beginnt im Kleinen.