SVP und SP zittern wegen Vaterschaftsurlaub
Die SVP hat ein Referendum lanciert, fürchtet aber, es nicht durchzukriegen. Die SP dagegen geht davon aus, dass genügend Unterschriften zusammen kommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die SVP hat das Referendum gegen zwei Wochen Vaterschaftsurlaub ergriffen.
- Aktuell wird es mit dem Unterschriftensammeln allerdings knapp.
- Adrian Wüthrich, Gegner des Referendums, geht dennoch von einem knappen Erfolg aus.
Die SVP zittert: Noch immer fehlen Unterschriften, um das Referendum gegen den Vaterschaftsurlaub lancieren zu können. Darum hat die Partie mindestens drei Aufrufe an ihre Mitglieder getätigt. Der aktuellen Weltwoche lag zudem ein Unterschriftenbogen bei.
«Über Silvester und die Neujahrstage sind nur wenige Unterschriften zusammengekommen», bestätigt Referendumsleiterin und Nationalrätin Diana Gutjahr (SVP TG) gegenüber Nau. Fällt das Referendum also ins Wasser?
SVP Gegner gehen von Erfolg aus
Alt Nationalrat Adrian Wüthrich (SP), Präsident des Vereins «Vaterschaftsurlaub jetzt», schüttelt den Kopf. Er scheint optimistischer, als die Initianten des Referendums selber. «Wir gehen davon aus, dass die Referendumsführer die nötigen Unterschriften zusammenbringen.» Er und seine Mitstreiter für Vaterschaft und Elternzeit seien «für den Abstimmungskampf bereit».
Man wappne sich allerdings nicht, weil die Argumente gegen einen Vaterschaftsurlaub gut seien. Vielmehr sitze auch alt Bundesrat und SVP-Strippenzieher Christoph Blocher im Komitee. «Und mit Geld kann man (leider) die nötigen Unterschriften kaufen.»
80 Prozent der Bevölkerung wollen Papi-Zeit
«Dass die Referendumsführer Schwierigkeiten haben beim Sammeln erstaunt mich allerdings nicht», so Wüthrich. Eine Umfrage durch das Link-Institut von Anfang September 2019 habe eine deutliche Unterstützung des Vaterschaftsurlaubs gezeigt. Rund 80 Prozent der Bevölkerung will laut der Befragung einen Vaterschaftsurlaub.
«Die heutigen Väter wollen präsente Väter sein. Die Gesellschaft hat sich stark gewandelt. Ein Vaterschaftsurlaub gehört für eine grosse Mehrheit heute dazu.»
Die Schweiz als Schlusslicht
Aktuell steht einem werdenden Vater nur ein freier Arbeitstag zu. Das sollte für die Anwesenheit bei der Geburt reichen. Dauert diese aber länger, verpasst der Mann den Moment.
Damit bildet die Schweiz ein internationales Schlusslicht. In Europa ist die Schweiz das einzige Land, ohne Vaterschaftsurlaub.
«Unabhängig des Referendums zum Vaterschaftsurlaub diskutieren wir mit vielen anderen Organisationen, wie eine Elternzeit-Initiative aussehen könnte. Es braucht eine breite Allianz, weshalb im jetzigen Stadium auch intensive Diskussionen geführt werden. Natürlich hängt das weitere Vorgehen vom Referendum ab. Die Abstimmung zu den zwei Wochen Vaterschaftsurlaub hat im Moment erste Priorität.»