Angst vor Schmerzen verstärkt bei Kindern die Schmerzen
Kinder empfinden mehr Schmerzen, wenn sie davor gewarnt werden. Das haben amerikanische Forscher herausgefunden.
Das Wichtigste in Kürze
- Kinder sollen mehr Schmerzen empfinden, wenn sie Angst haben.
- Bei Erwachsenen konnte dies bereits festgestellt werden.
- Laut Experten sollten Ärzte aber dennoch die Kinder korrekt über die Behandlung ausklären.
Ein Kinderarzt tut seinen kleinen Patienten keinen Gefallen, wenn er den Spritzen-Pieks vorher mitfühlend ankündigt: Einer US-Studie zufolge empfinden Kinder Schmerzen nämlich als stärker, wenn sie damit rechnen, dass etwas weh tun wird. Von Erwachsenen ist dies bereits bekannt. Forscher der University of California in Riverside untersuchten den Zusammenhang nun erstmals bei Kindern und veröffentlichten die Ergebnisse im Journal «Psychosomatic Medicine».
Die Kinderärztin und Ko-Autorin Adwoa Osei bestätigt dies aus ihrer Erfahrung mit Penicillin-Spritzen, die wegen der dickflüssigen Konsistenz langsam injiziert werden und schmerzhafter sind. «Wenn ich vorher nichts sagte, humpeln die Kinder vielleicht ein bisschen, wenn sie aus der Praxis gehen. Aber wenn ich ihnen vorher sage, dass es jetzt weh tun wird, sagen sie nachher «Ich kann nicht laufen!» oder «Du musst mich raustragen».»
Auch deutsche Kinderärzte überrascht das Ergebnis nicht. Dennoch: «Der Kinder- und Jugendarzt muss ehrlich sein, sonst gibt es keine Vertrauensbasis. Das heisst, dass bei weiteren Arztbesuchen, egal was man kommuniziert, die Angst vor dem Pieks immer da sein wird und nicht genommen werden kann», betont Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin.
Wenn kein Pieks nötig sei, sollten Ärzte das bereits am Anfang der Visite sagen. Wenn aber eine Spritze sein müsse, gelte es, das zu erklären und dann gleich umzusetzen - «um das Schmerzempfinden durch lange Wartezeiten nicht zu verstärken».
Generell sollten Kinder möglichst schmerzfrei behandelt werden. «Es gibt seit einigen Jahren sehr wirksame Pflaster-Lokalanästhetika, die den dann nachfolgenden Pieks schmerzfrei machen. Das wird in Deutschland in der Pädiatrie grosszügig eingesetzt», erläutert Rodeck.