Guillermo del Toro: Filmkritik zum Oscar Favorit The Shape of Water

Nadine Brügger
Nadine Brügger

USA,

Zwölf Goldmänner könnte Guillermo del Toros «The Shape of Water» von den diesjährigen Academy Awards mit nach Hause nehmen. Damit ist er der Oscar-Anwärter des Jahres. Denn del Toro gelingt es, mit einer Fabel über Aussenseiter die Massen zu bewegen.

Und jetzt beginnt das Märchen. Elisa, für die stets andere sprechen, ihre rabiate Putz-Partnerin Zelda (Octavia Spencer) zum Beispiel, oder der alternde, homosexuelle Nachbar Giles (Richard Jenkins), tut, woran sonst keiner denkt: Sie kommuniziert mit dem Wasserwesen.

Erst füttert sie es mit Eiern, dann spielt sie ihm Musik vor und schliesslich lehrt sie dem Geschöpf, dass in unserer Wahrnehmung langsam vom Wesen zum Mann wird, die Gebärdensprache.

Was ist «menschlich»?

So könnte es wiederum ewig weitergehen, stünden wir nicht am Beginn der Sechzigerjahre und damit mitten im Kalten Krieg.

Del Toro gibt jenen eine Stimme, die (in den Sechzigern) keine hatten: Der stummen Elisa, der schwarzen Zelda, dem schwulen Giles – und schliesslich auch dem Seemann. Er erzählt sein Märchen der Aussenseiter mit swingenden Melodien und pinselt gekonnt die Frage in unseren Kopf: Was ist das überhaupt – «menschlich»?

★★★★☆      
Ab dem 15. Februar im Kino.

Elisa (Sally Hawinks) und Zelda (Octavia Spencer) in der geheimsten Abteilung des Hochsicherheitslabors.
Elisa (Sally Hawinks) und Zelda (Octavia Spencer) in der geheimsten Abteilung des Hochsicherheitslabors. - Twentieth Century Fox Film Corporation

Das Wichtigste in Kürze

  • Guillermo del Toros «The Shape of Water» wurde für 12 Oscars nominiert.
  • Der Film erzählt von einer stummen Putzfrau, die sich in ein Mischwesen aus dem Amazonas verliebt.
  • Das Märchen der Aussenseiter punktet nicht nur mit der Geschichte, sondern auch dank Musik und Bildsprache.

Alles beginnt mit Elisa (Sally Hawinks). Hübsch ist sie, mädchenhaft, naiv, aber das von Herzen, und komplett stumm. Morgens befriedigt sie sich in ihrer Badewanne, mittags bringt sie ihrem Nachbarn Lunch und abends putzt sie in einem Hochsicherheitslabor des US-Militärs.

So könnte es ewig weitergehen, stünden wir nicht am Beginn der Sechzigerjahre und damit mitten im Kalten Krieg. Als Forscher im Amazonas ein Geschöpf entdecken, halb Mensch und halb Amphibie, sehen sie sich im Rennen um das Weltall meilenweit voraus. Das Geschöpf wird gefangen, gequält und im Hochsicherheitslabor untersucht.

Stumm, schwarz oder schwul

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