Paartherapeut: Partnerschaft kann auch an Impf-Frage scheitern
Kann eine Beziehung zwischen Geimpften und Nicht-Geimpften funktionieren? Ein Paartherapeut gibt Tipps, wie man sich darüber austauscht.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Frage nach der Coronaimpfung ist eine Frage mit emotionalem Charakter.
- Deshalb sind Diskussionen auf der Sachebene schwierig: Ängste und Gefühle sind wichtiger.
- Auf dieser Ebene lässt sich eine Verhandlungsbasis finden und miteinander reden.
Die Frage nach der Coronaimpfung spaltet nicht nur die Gesellschaft, sondern auch Partnerschaften. Sie ist eine sehr emotionale Frage, die man nicht auf der Sachebene ausdiskutieren kann.
«Denn dann würden die Partner nur aneinander vorbeireden», sagt der Hamburger Paartherapeut Eric Hegmann.
Er rät, nicht die eigenen Wünsche oder gar Anforderungen an den Partner in den Vordergrund zu stellen, sondern erst mal zu sagen: «Meine Ängste und Gefühle sind folgende:... Wie siehst du das?»
Wenn sich danach beide Partner zumindest schon mal einig sind, dass ihnen die Situation Angst macht, haben sie etwas Gemeinsames. Dadurch ergeben sich in der Verhandlung mehr Möglichkeiten.
Mit Befürchtungen argumentieren statt mit Druck
Es sei dabei aber nicht hilfreich, moralischen Druck aufzubauen und zu sagen: «Lass dich bitte meinetwegen impfen.»
Stattdessen sei es besser, mit den eigenen Befürchtungen zu argumentieren: «Es würde mir sehr viel leichter fallen, mit der Situation umzugehen, wenn ich wüsste, dass ich mich darauf verlassen kann, dass du gesund bleibst», schlägt Hegmann vor.
Wenn man dann dementsprechend nach Möglichkeiten des Gesundbleibens sucht, bliebe aber eigentlich schon nur das weltweit akzeptierte Mittel der Impfung.
Und wenn man sich nicht einigt? Wäre es dann übertrieben, sich wegen der Impf-Frage zu trennen? «Die Ängste können dazu führen, dass die Partnerwahl überdacht wird», sagt der Paartherapeut.
Denn man wünsche sich ja einen Partner oder eine Partnerin, mit der und dem man auch noch in 15, 20 Jahren Spass haben und aktiv zusammen sein kann.
«Und die Angst vor einer tödlichen Erkrankung oder Langzeitfolgen einer solchen Erkrankung belasten solch eine Perspektive doch sehr», sagt Eric Hegmann.