Polyamore Beziehung: Wenn man mehrere Menschen liebt
Was, wenn man sich in einer Beziehung in einen anderen Menschen verliebt, sich aber nicht trennen will? Eine polyamore Beziehung kann eine Lösung sein.
Das Wichtigste in Kürze
- Polyamorie bedeutet die Möglichkeit, mehrere Liebesbeziehungen gleichzeitig zu führen.
- In solchen Beziehungen müssen klare Regeln und Vereinbarungen getroffen werden.
- Polyamorie kann für manche Menschen eine grosse Bereicherung darstellen.
Anna ist mit Philip seit 5 Jahren in einer Beziehung. Nach einer gewissen Zeit kommen sie vom Konzept der Monogamie weg und versuchen sich in einer offenen Beziehung. Dabei verliebt sich Anna in einen anderen Mann, Jacob. Einst als eine lockere Affäre gestartet, sind später tiefere Gefühle gewachsen.
Was tun? Anna will Philip nicht verlassen, denn sie liebt ihn – aber sie will auch mit Jacob zusammensein. Anna und Philip entscheiden sich, eine polyamore Beziehung mit Jacob zu führen. Das heisst: eine gleichberechtigte Dreierbeziehung.
Das klingt für Sie wie jemand, der den Fünfer und das Weggli haben will? Dass damit nicht nur Vorteile einhergehen, merken Anna und Philip bald. Denn sie müssen sich mit Eifersucht, Hierarchien und Verlustängsten auseinandersetzen.
Polyamorie eklärt
Polyamorie ist eine Beziehungsform, bei der es darum geht, gleichzeitig mehrere liebevolle, emotionale und oft auch sexuelle Beziehungen zu führen. Im Gegensatz zur traditionellen Monogamie erlaubt Polyamorie den Menschen, mehr als einen Partner oder eine Partnerin gleichzeitig zu haben, während alle beteiligten Personen über diese Vereinbarung informiert und einverstanden sind.
Polyamorie basiert auf Offenheit, Ehrlichkeit und Kommunikation. Es geht darum, individuelle Bedürfnisse, Wünsche und Grenzen zu respektieren und dabei ein unterstützendes, vertrauensvolles Umfeld für alle Beteiligten zu schaffen.
Diese Beziehungsform erfordert klare Regeln und Vereinbarungen zwischen den Partnern, um Eifersucht und Konflikte zu vermeiden. Jeder Partner hat in einer polyamoren Beziehung unterschiedliche Beziehungen und Verpflichtungen zu den anderen Partnern, die jedoch alle gleichwertig sind.
Polyamorie ist nicht gleich Polygamie
Polyamorie ist deshalb nicht mit Polygamie zu verwechseln: Während bei der Polyamorie alle Partner gleichberechtigt sind, gibt es bei der Polygamie häufig ein hierarchisches Verhältnis.
Polyamorie ist eher ein Konzept der Beziehungsphilosophie, das auf Liebe, Kommunikation und Freiwilligkeit basiert. Polygamie baut mehr auf sozialen, religiösen oder rechtlichen Strukturen auf und wird oft mit bestimmten Traditionen oder Kulturen in Verbindung gebracht.
Herausfordernde Beziehungsart
Eine polygame Beziehung kann viele Vor- und Nachteile mit sich bringen. Einerseits kann Polygamie eine bereichernde Art der Liebe sein, die es den Partnern ermöglicht, sich emotional und körperlich zu entfalten. Es kann auch dazu beitragen, eine enge Gemeinschaft zwischen den Partnern zu schaffen.
Auf der anderen Seite kann Polygamie auch zu Eifersucht, Konflikten und ungleichen Beziehungen führen. Es kann schwierig sein, eine solche Beziehung zu pflegen, da sie viel Zeit und Aufmerksamkeit erfordert.
Die Herausforderungen im Alltag können kleiner oder grosser Art sein. In unserem Beispiel fragt sich Anna, mit wem sie in die Ferien fahren will, mit Jacob oder Philip, oder mit beiden zusammen? Die Eltern kennen den langjährigen Freund Philip schon lange, wie will sie die dritte Person in der Beziehung, Jacob, den Eltern vorstellen? Und wer soll der Vater ihrer Kinder sein?
Aber auch für Jacob und Philip gibt es Herausforderungen. Philip hat mit Eifersucht zu kämpfen: Plötzlich geht Anna mit Jacob in die Lieblingsbar und nicht mehr mit ihm. Oder: Wird sie mich verlassen, weil sie nur noch mit Jacob zusammen sein will?
Polygamie ist sicherlich nicht für jeden geeignet und erfordert ein hohes Mass an Engagement und Offenheit. Alle Beteiligten müssen gut kommunizieren können. Es ist wichtig, dass Bedürfnisse und Wünsche der Partner wahrgenommen werden.
Um eine polyamore Beziehung zu führen, braucht es auch viel innere Arbeit. Denn nicht selten kommen Schwachstellen und Unsicherheiten ans Tageslicht, die angeschaut werden wollen.
Eine polyamore Beziehung ist also nicht eine «Fünfer und Weggli»-Beziehung, sondern bedeutet viel Arbeit und Engagement. Gelingt sie und sind alle Beteiligten damit zufrieden, kann es eine sehr erfüllende und liebevolle Erfahrung sein. Denn: Liebe wird nicht weniger, wenn man sie teilt.