M4Music Gewinnerin Jessiquois veröffentlicht kontroverses Musikvideo

Elia Del Favero
Elia Del Favero

Bern,

Dieses Jahr gewann die Musikerin Jessiquoi den M4Music in gleich zwei Kategorien. Reicht das, um von der Musik zu leben? Die Bernerin hat mit Nau gesprochen.

Jessiquoi spielt bei einem Live Auftritt.
Die M4Music-Gewinnerin Jessiquoi spielt bei einem Live Auftritt. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Jessiquoi veröffentlicht ein neues Musikvideo mit dem Titel «The Addict».
  • Die M4Music-Gewinnerin kritisiert die immer populäreren Musik-Streaming-Dienste.
  • Des Weiteren sei die Schweiz nur eine bedingt gute Plattform für zu kontroverse Kunst.

Mit einem bunten Mix diverser Musikrichtungen hat die Musikerin und Produzentin Jessiquoi die M4Music-Preise 2018 in der Kategorie «Demotape of the Year» sowie «Best Electronic» und damit ein Preisgeld von 8000 Franken gewonnen.

Ihre Debütalbum kommt im Mai 2019. Einen ersten Einblick in das Werk der aufstrebenden Bernerin und ein aufwendig produziertes Musikvideo ist nun unter dem Titel «The Addict» erschienen. Das Lied respektive das retro-futuristische Video erscheint in drei Sprachen: Englisch, koreanisch und in Mandarin. Jessiquoi hat mit Nau über die Schweizer Musikindustrie, Auftritte und ihre Zukunft gesprochen.

Jessiquoi, reicht es schon um von deiner Kunst zu leben? 

Jessiquoi: Kurz gesagt: Nein. Ich habe lange Zeit hinter einer Bar gearbeitet und steige langsam um. Ein Grossteil meiner Einnahmen aus Musikverkäufen, Sponsoring, Merchandise, Auftritten und Preisgeldern stecke ich direkt wieder in meine Projekte. Um über die Runden zu kommen und über geregelte Einkünfte zu verfügen, unterrichte ich Music Producing – zur Zeit vor allem für «Helvetiarockt».

Dann reicht es ja doch für den Traum, von der Musik zu leben. 

Eigentlich schon, jedoch nicht direkt von meiner eigens produzierten Musik. Die Industrie hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Das System der CDs und Platten wurde innert kürzester Zeit vom Streaming abgelöst. Das mag gut für die Umwelt sein, aber für Musiker ist es schwierig davon leben zu können. Diese Möglichkeit, Musik zu verbreiten, ist relativ neu und befindet sich für Musiker in einer unglücklichen, nicht funktionierenden Zwischenphase. Wir benötigen in dem Bereich eine Entwicklung, um das Geschäft nachhaltig zu gestalten. Schliesslich gäbe es ohne Musikerinnen und Musiker gar keine Musikindustrie.  

Also wird ein Grossteil des Geldes aus Auftritten generiert? 

Ganz klar: Um zu verdienen, muss getourt werden. Von Künstler-Kollegen sowie aus Interviews und eigener Erfahrung weiss ich, wie zermürbend dies sein kann. Es ist für die meisten nicht so glamourös, wie es in den Medien dargestellt wird. Trotzdem bin ich dankbar, gebucht zu werden. Durch das Performen habe ich eine direkte Verbindung zu den Leuten.

Ist dann eine langjährige Karriere überhaupt vorstellbar? 

Es wäre – falls realistisch – wünschenswert. Viele «weirde (komische)» Künstler müssen sich zuerst im Ausland einen Namen machen, bevor sie hierzulande gespielt werden. Meine Texte sind provokativ, mein neues Video hat auch kontroverse Ansätze. Ich bin gespannt, ob das in der Schweiz ankommt. Oft verfolgen die Schweizer Radios in meinen Augen einen klaren Mainstream- beziehungsweise Mitläufer-Trend, durch die Konzerte merkt man aber, dass die Leute meine Musik wirklich feiern. Mit dem Gewinn der M4Music-Preisen war es auf jeden Fall schön zu sehen, dass es auch Platz für anderes gibt. 

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