4 Lichterfeste und Feuerbräuche in Baden-Württemberg
Mit Fackeln, Scheiben und Kachelofen: Diese vier Lichterfeste und Feuerbräuche sorgen in Baden-Württemberg für lichte Winter-Momente.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Süden Deutschlands ist bekannt für sein altes Brauchtum.
- Dabei drehen sich viele der Traditionen um Licht und Feuer.
- Diese vier Bräuche sind einen Besuch in Baden-Württemberg wert.
Sie lieben Licht und Traditionen, und schauen gerne über den Horizont der klassischen Weihnachts-Aktivitäten hinaus? Dann lohnt sich ein Blick über die Grenze – und ein Besuch der dort gepflegten Lichter-Bräuche.
1. «Z’Licht go» im Hochschwarzwald
Wenn der Winter Einzug hält, die Tage kürzer werden und der kalte Wind um die Häuser pfeift, rückt man in den Schwarzwaldhöfen schon seit Generationen näher zusammen.
Familie, Freunde und Nachbarn versammeln sich dann zur «Stubede» in der guten Stube. Während im Kachelofen das Feuer knistert, spielt man gemeinsam Karten, musiziert, erzählt, schnitzt, stickt und schnabuliert.
Entstanden ist die gemütliche Tradition einst aber nicht nur aus dem Wunsch nach Geselligkeit: Das Versammeln in der Stube eines Hofes sparte ausserdem Brennholz und Energie. Deswegen nennt man den alten Brauch des Zusammenkommens auch «Z’Licht go» – miteinander zum Licht gehen.
2. Nikolausfeuer in Hirrlingen
Eine aussergewöhnliche Interpretation der Feierlichkeiten zum Nikolaustag wird in Hirrlingen gepflegt. In der Gemeinde bei Tübingen weisen die Einwohner dem Heiligen den Weg durch ein Feuer.
Am 5. Dezember wird an einem Hang in der Nähe des Dorfes ein grosses Feuer aufgeschichtet. Sobald das Feuer brennt, warten die Teilnehmenden auf die Ankunft des Nikolaus.
Neben dem Feuer zaubern die «Harzfackeln» der Kinder eine ganz besondere Stimmung. Dabei handelt es sich um selbst gemachte Laternen, die mit Kerzen beleuchtet sind und von den Kindern umhergetragen werden.
Im Anschluss kehrt der Nikolaus mit seinem Begleiter Knecht Ruprecht in einige Häuser ein.
3. Weihnachtsfackeln in Altensteig
Ein beeindruckendes Schauspiel ist das jährliche Altensteiger Weihnachtsfackeln. Die Altensteiger «Fackler» schichten an Heiligabend oberhalb der Stadt im Schwarzwald ab 6 Uhr morgens zwei runde Türme aus Holzscheiten auf.
Sie sind bis zu zwölf Meter hoch und an der Spitze von einer Tanne geschmückt. Mit dem Abendläuten nach dem Gottesdienst werden die Holzstösse zum Brennen gebracht. Wenn die Flammen zum Himmel lodern, entfachen die «Fackler» daran ihre bis zu fünf Meter langen Fackeln und postieren sich auf den Bergwiesen.
Nach und nach zünden auch die Zuschauer Hunderte von Handfackeln an und schwenken sie gemeinsam mit den anderen, bis ein ganzes Lichtermeer über dem Nagoldtal wogt.
4. Scheibenschlagen in Bernau
«Schiibi, Schiibo! Wem söll die Schiibe goh? Sie söll der Liebsten‘ goh! Goht sie it, no gilt sie it. Schiibi, Schiibo!» – Liebeserklärungen, Glückwünsche oder Spottverse sind eng verbunden mit der jahrhundertealten Tradition des Scheibenschlagens.
Zusammen mit den glimmenden Holzscheiben werden sie vom Schläger ins Tal geschickt. Dabei fliegen die Funken und die Scheiben zeichnen im Flug leuchtende Feuermuster in den Abendhimmel.
Anders als in anderen Schwarzwaldgemeinden, findet das Scheibenschlagen in Bernau über die ganze Fastnachtswoche statt – so bleibt genügend Zeit für einen Besuch.
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Artikel von Tourismus Lifestyle Verlag, Michael Lehner